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belegt sind, teils die vielen kleinen Braunkohlenvorkommnisse begleitend. Oswald Heer berechnete aus diesen Funden die mittlere Jahrestemperatur der oberen Molassezeit auf 18,5° C.
Gegen S., d. h. von oberhalb Winterthur das Tössthal aufwärts, im Schnebelhorn-Hörnli- und im Tannenberg-Allmann-Bachtelgebiet, in den Felsterrassen von Hombrechtikon-Grüningen und Männedorf-Stäfa bis an den Zürichberg hinab (Forch) und (spärlich) am Albisrücken gehen die Sandsteine allmählig in feine, weiter südwärts in grobe, fest verkittete Nagelfluh über, vom Charakter der miozänen Speer-Rigi-Napfnagelfluh. Ihre mit Mergellagern wechselnden Bänke bilden flache Weidenstreifen an den Abhängen mit steilen waldigen Stirnrändern (Wallikon, Wila etc.). Auf der Linie Hombrechtikon-Rüti-Wald sind diese Nagelfluhkomplexe bereits in den Bereich der Alpenfaltung einbezogen (erste Antiklinale) und bilden ein System von Isoklinalkämmen und Isoklinalthälchen, welche quer zu den Hauptthalrichtungen von WSW. nach ONO. durchziehen, parallel zur allgemeinen Streichrichtung der südl. anschliessenden Alpen. So entsteht am Horizont eine ausgesprochen sägeförmige Profillinie steil abstürzender Schichtköpfe und sanft ansteigender Schichtflächen, welche den Obern Zürichsee so wirkungsvoll umrahmen und dem Oberland seinen eigenartigen Formentypus verleihen. Im Einzelnen findet man massenhaft Gerölle mit Eindrücken oder geborstene Geschiebe, besonders in den dislozierten Nagelfluhpartien der sog. bunten Nagelfluh.
Pliozäne Ablagerungen fehlen, wie überhaupt in der N.-Schweiz. Die entsprechende Epoche muss bei uns eine Erosionszeit gewesen sein, in welcher die Thäler sich bildeten.
3. Diluvium. Aus der ältesten Eiszeit stammen die Reste mächtiger Deckenschotterplatten, welche gleich natürlichen Bastionen manche Molasserücken der untern Kantonsteile krönen: Leiterli-Nagelfluh am Uetliberg (sog. Utonagelfluh, diluviale oder löcherige Nagelfluh), Heitersberg bis dicht ob Baden, hinter der Lägern auf der Egg, am Stadlerberg, bei Weiach-Zweidlen, Irchel, Kohlfirst. Südl. liegen noch vereinzelte Relikte davon auf dem Albiskamm und erreichen am Sihlsprung und im Lorzetobel thalaufwärts absinkend die Flusssohlen. Eine Hypothese zur Erklärung der Zürichsee-Entstehung ist von Alb. Heim und Aug. Aeppli auf diese Dislokationserscheinung des Deckenschotters gegründet.
Gegen den Rhein zu sinken die Deckenschotter-Auflagerungsflächen langsam. Es lassen sich nach dem Vorgang von F. Mühlberg, Penck und Bruckner zwei Deckenschotterniveaux unterscheiden, ein oberes und ein unteres, zeitlich durch eine (erste) Interglazialepoche getrennt. Die beiden Deckenschotter stellen wieder verkittete Geröllablagerungen einer ersten und zweiten alpinen Vergletscherung dar, deren Randmoränen nicht mehr erhalten sind. Bloss zäher, blauer Grundmoränenlehm mit gekritzten Geschieben liegt allenthalben unter den Nagelfluhbänken und lässt oft mächtige Quellen austreten (Sihlsprung- und Lorzequellen der Zürcher und Zuger Wasserversorgung; Quelle südl. des Utogipfels für das Hotel Uetliberg).
Nach Ablagerung der Deckenschotter (1. und 2. Eiszeit) muss eine ergibige Erosionsepoche (zweite Interglazialzeit) gefolgt sein. Die Tiefenerosion des damaligen Rheins wird auf 210 m geschätzt, da ein interglaziales Rheinthal, jetzt mit Schottern der dritten (vorletzten) Eiszeit ausgefüllt, den heutigen Rhein bei Feuerthalen-Flurlingen-Schlösschen Wörth-Rheinau kreuzt und in seiner Sohle 10 resp. 30 m tiefer liegt als das jetzige Rheinbett unterhalb bezw. oberhalb des Rheinfalles. (Siehe diesen Art. von J. Hug).
Thur und Glatt zeigen ähnliche Verhältnisse. Nun folgte die vorletzte (dritte und grösste) Vergletscherung, der wir die hochgelegenen «alten» Moränen an den Abhängen der Molasseberge und die meist etwa 100 m über den Flüssen liegenden, teilweise verkitteten Hochterrassen verdanken (Riss-Eiszeit). Sie sind im Gebiet des Kantons Zürich wenig vertreten, so bei Glattfelden und am N.-Rand des Rafzerfeldes. Ihre Hauptentwicklung fällt weiter flussabwärts. Innerhalb der Hauptmoränenzonen (Jung-Endmoränen) liegen sie bei Rümlang und an verschiedenen andern Randpartien des Glattthales, sowie auch auf manchem Molasseerkern des Tössthales (Eschenberg bei Winterthur, Elgg u. a.).
Nach einer letzten (dritten) Interglazialzeit (Kalktuff von Flurlingen) überzogen die Gletscher zum letztenmal unser Land und liessen bei ihrem Rückzug die mächtigen «Jung-» Moränenwälle, Oesar und Drumlins und die von ihnen abgespülten, lockern Niederterrassenschotter in den heutigen Thalböden zurück, welche für die menschlichen Siedelungsbedingungen von grösstem Einfluss wurden: Abdämmung von Seen (Pfäffiker-, Greifen-, Katzensee; Zürichsee, teilweise; Hüttenersee etc.), fruchtbare Bodenmischung, günstige Hügellandschaften für die Bebauung, Quellwasserlieferung. ¶