mehr
Mont Cheseaux (985 m). Durch die Einschnitte zwischen der Tour de Gourze und dem Mont Pèlerin geht der Hauptverkehr der Bewohner von Lavaux mit der Nordflanke des Jorat. Ein andrer Uebergang dieser Art ist der Einschnitt von Chexbres-Puidoux, dessen höchster Punkt bei La Loche 701 m erreicht und der von der Bahnlinie Lausanne-Bern als Durchgang benutzt wird. Höher liegt der zwischen dem Mont Pèlerin und dem freiburgischen Mont Vuarat breit geöffnete Einschnitt von Attalens (Signal ob Jongny in 756 m), in dem die nordwärts zur Broye abfliessende Biordaz ihren Ursprung nimmt.
Diese Erscheinung hat zur Aufstellung der Hypothese Veranlassung gegeben, die Rhone des Wallis sei vor der Austiefung des Genferseethales durch die Senke von Attalens geflossen und hätte damals, dem jetzigen Thal der Broye folgend, seinen Lauf gegen den Rhein hin genommen. Noch weniger glaubhaft erscheint die weitere Annahme, zu jener Zeit sei die Dranse des Chablais durch das Thal der Venoge und den Engpass des Mormont in den Neuenburgersee geflossen, wodurch sie ebenfalls dem Rhein tributär gewesen wäre. In Wirklichkeit hat nicht die Rhone ehemalige Zuflüsse des Rheins abgelenkt, sondern vielmehr der Rhein einen Teil des hydrographischen Systems der Rhone angezapft und zu sich herübergezogen.
Indem nämlich das Gefälle der Nordabdachung des Jorat sowohl durch die Glazialerosion als auch durch das die alpinen und jurassischen Randseen schaffende Rücksinken des Alpenkörpers sich immer steiler gestaltete, fand auch eine allmählige Ablenkung ehemaliger Nebenadern der Rhone zum Rheinsystem statt. Dahin gehört in erster Linie die obere Broye mit ihren Zuflüssen, deren Wasser vor der Glazialzeit ohne Zweifel ihren Weg durch den Einschnitt von Attalens zur Rhone (Lemansee) hin genommen haben.
Auch der Grenet, dessen Oberlauf heute noch südostwärts gerichtet ist, muss damals durch die Furche des Lac de Bret dem Leman zugeflossen sein, bis er durch glaziale Erosion und Schuttablagerungen in die heutige Laufrichtung abgelenkt ward. Aehnlich liegen die Verhältnisse bei der Tiefenlinie der Venoge, deren Unterlauf ein ehemaliges Bett des heute zum Rhein abgelenkten Nozon darstellt. Ebenso sahen sich die den Präalpen entspringenden beiden Veveyse eine zeitlang zur Broye und damit zum Rhein hin abgelenkt, bis dann die Rhone ziemlich spät ihre ältern Rechte wieder geltend zu machen verstand. Noch weitere Zeugnisse für solche einstigen Uebergriffe des Rheins aufs Rhonegebiet liessen sich beibringen, wenn man einen alten Saanelauf von Bulle über Vaulruz und Semsales zur Veveyse oder auch einen alten Broyelauf über Puidoux und Attalens feststellen könnte.
Aus unsrer Betrachtung ergibt sich somit, dass die heute in so grosser Nähe des Genfersees verlaufende Wasserscheide im Jorat keineswegs als eine Folge der Anzapfung und Ablenkung ehemaliger Rheinzuflüsse (Walliser Rhone und Dranse) durch die Rhone, sondern vielmehr das Resultat von Uebergriffen des Rheingebietes aufs Rhonegebiet ist. Wo hier das letztere weiter nordwärts ausgreift, geschieht es bloss deshalb, weil die Rhone an solchen Stellen (Venoge und Veveyse) seit der Eiszeit ihre ältern Rechte wieder zur Geltung gebracht hat.
c) Alpen.
Die Waadtländer Alpen zerfallen in die zwei scharf voneinander geschiedenen Gebiete der zur Saanen- und Simmengruppe gehörenden Voralpen (oder Präalpen) und der das W.-Ende der sog. Berneralpen bildenden hohen Kalkalpen.
Die Präalpen steigen von der ersten Kette, derjenigen der Pléiades (1401 m) bis zum Fuss der Hochalpen ganz regelmässig an und bilden eine Reihenfolge von Höhenzügen, deren Gipfel um die Kote von 2111 m schwanken. In dieser Beziehung ist die Abgliederung der Präalpen besonders deutlich ausgesprochen, indem von der den Kontakt mit den Hochalpen markierenden Tiefenlinie an die letztern fast plötzlich zu Höhen von 3000 m und mehr ansteigen. Orographisch erscheint die kurze Kette der Pléiades als gerundeter Rücken, der sich mit einem Jurakamm vergleichen lässt und auch wie ein solcher an den Gehängen Wald trägt und zuoberst mit Alpweiden bedeckt ist.
Durch den Col de l'Alliaz (1190 m) wird der Rücken der Pléiades vom bewaldeten Kalkgebirge zwischen den Töbeln der Baye de Clarens und der Baye de Montreux getrennt, das sich aus dem Mont Mollard (1755 m), dem Mont Folly (1734 m), dem kleinen Plateau von La Pléniaz und En Jor (1513 m), sowie dem Rücken des Mont Cubly (1192 m) zusammensetzt. Alpweiden wechseln hier mit ausgedehnten Tannenwaldungen ab, die an den nordwestwärts gewendeten Steilabbrüchen zur Entstehung von besonders malerischen Landschaftsbildern Anlass geben.
Die Baye de Clarens entspringt am Col de l'Alliaz und ist tief in die aus Moränenschutt bestehende Thalstufe von Villars eingesenkt, die durch die Flusserosion (Schlucht von Saumont) ganz allmählig abgetragen wird. Das nämliche gilt für den Oberlauf der Baye de Montreux, deren erosive Tätigkeit in der Schlucht von Sauderan die gleichbenannte Terrasse aus Glazialschutt beständig schmäler werden lässt. Der Unterlauf dieses Wildwassers bildet die Gorge du Chauderon zwischen der Gruppe Mont Folly-Mont Cubly einerseits und dem Bergstock von Glion-Caux mit seinen anmutigen Wald- und Wiesengehängen und den anspruchsvollen Hotelpalästen andrerseits.
Der von den Verraux (1868 m) zur Cape au Moine (1946 m) ziehende Kamm, der das oberste Thälchen der Baye de Montreux beherrscht, steht über den Col de Jaman (1516 m), die isolierte Kalkpyramide der Dent de Jaman (1878 m) und die Dent de Hautaudon (1874 m) mit den Rochers de Naye (2045 m) in Verbindung, denen die begraste Spitze der Dent de Merdasson (1861 m) vorgelagert erscheint und die, an den steilen Hängen Wald und auf ihrem Rücken Alpweiden tragend, stufenweise einerseits zum Genfersee und andrerseits zum Thal des Hongrin hinabsteigen.
Dieses ist zwischen die Rochers de Naye und den Bergstock der Dent de Corjon (1970 m) eingesenkt. Die über den Col de Chaude (1627 m) miteinander in Verbindung stehenden Thäler der Tinière und von Chaude schneiden den Kamm der Rochers de Naye vom Bergzug Mont Arvel (1771 m)-Malatrait (1932 und 1930 m)-Pointe d'Aveneyre (2030 m) ab. Das Gegenstück zu diesem letztern bildet der Rücken der Pointe de Planachaux (1891 und 1928 m) über dem Col de Crau (1641 m), der sich gegen das Querthal der Saane hin senkt.
Diese tief eingeschnittene Klus trennt das Berggebiet von Corjon und Planachaux einerseits von der Kette des Vanil Noir andrerseits, gleich wie das Thal des Hongrin zwischen die Dent de Corjon einerseits und die Rücken der Rochers de Naye und von Aveneyre andrerseits eingesenkt ist. Die Hochkette des Vanil Noir beginnt nordöstl. der Klus von Rossinière mit der Becca de Cray (2074 m) und einer ganzen Reihe von kleinern Gipfeln, um über den Grat von Paray (2378 m) zum Vanil Noir (2395 m) zu ziehen, dessen Gipfelgrat die Kantonsgrenze gegen Freiburg bildet.
Diese setzt sich dann nordostwärts über die Arête des Tours (2246 m) fort, um nachher bis zur Verdaz herabzusteigen. Die S.-Flanke der Kalkkette Mont Arvel-Aveneyre-Vanil Noir wird von einer ganzen Reihe von Alpweidenthälchen begleitet, die durch Passübergänge miteinander in Verbindung stehen. Zunächst ist da das Thal der Eau Froide zu nennen, aus dem man über den Col d'Ayerne (1461 m) ins Thal des Petit Hongrin gelangt; es folgt der aus dem Thal des Hongrin nach Château d'Œx (999 m) hinüberführende Col d'En Sonlemont (1508 m) und hierauf der Col de la Sierne au Cuir (1405 m), über den man ins Thälchen von Vert Champ hinübersteigt.
Der weiter ostwärts folgende Abschnitt der Waadtländer Präalpen lässt sich in eine Anzahl natürlicher Gruppen zerlegen. Ob Yvorne erhebt sich der Bergstock der Tours d'Aï, der den prachtvollen Erosionszirkus von Corbeyrier-Luan beherrscht, aus dessen zerklüfteter und kahler Kalkoberfläche die drei Felstürme der Tour d'Aï (2334 m), Tour de Mayen (2325 m) und Tour de Famelon (2141 m) herauswachsen und der über dem Col de la Pierre du Moëllé (1680 m) abbricht. Gleichsam seine Fortsetzung bildet im NO. der scharfe und kahle Kamm des Mont d'Or (2178-2185 m), der über dem Thal des Hongrin ebenfalls ausstreicht. Gegenüber breitet sich zwischen dem Hongrinthal und dem Thal von Château d'Œx das Alpweiden und Bergwiesen, aber nur wenig Wald tragende Bergland der Monts Chevreuils (1753 m) aus, dessen Fortsetzung jenseits der malerischen Gorge du Pissot in den steilwandigen Rochers de la Braye ob Château ¶