Blüte der savoyischen Ritterschaft zu Grunde und fand auch die Hübschburg der
Herren von
Blandrate-Visp den Untergang. Ein
andres
Haus der Blandrate, das eine der engen
Gassen der Burgschaft beherrscht, trägt heute noch den Namen dieser einstigen
Beherrscher der Gegend, die der Ortschaft Visp auch ihr Wappen - zwei gegeneinander Front machende
Löwen
- verliehen haben. Von den heute noch blühenden adligen oder sonst hervorragenden Geschlechtern von Visp und Umgebung, seien
genannt die
Werra,
Riedmatten (6
Bischöfe),
Blatter (2
Bischöfe), Kalbermatten, In Albon, Burgener, Venetz, Supersaxo, Summermatter.
Die Ortschaft hat im
Lauf der Zeiten besonders viel unter Fehde, Ueberschwemmungen und Erdbeben zu leiden
gehabt. 1799 versuchten die im
Pfinwald geschlagenen und sich zurückziehenden Oberwalliser, einen letzten Widerstand, indem
sie die Vispbrücke abbrachen und dann vom jenseitigen Ufer aus die anrückenden Franzosen beschossen, die nun aber ihre
Kavallerie den Fluss durchschwimmen liessen und so ihrer Gegner bald Meister wurden. Die Hochwasser der
Visp, namentlich die durch die Ausbrüche des
Mattmarksees verursachten, haben vielfach die tiefern Teile des
Fleckens und
das umliegende Gelände überschwemmt und stark verwüstet.
Dasjenige von 1633 oder, nach andern Chroniken, von 1680 riss 18
Häuser, die Vispbrücke und etwa 6000
Bäume mit sich. Nach
der Ueberschwemmung von 1868 ging man daran, zugleich mit der
Rhone auch den Unterlauf der Visp zu verbauen
und einzudämmen. Das Erdbeben vom das längs dem
Jura von Chambéry bis Strassburg und längs den
Alpen bis Luzern
und
Schwyz
verspürt wurde, brach als wahre Katastrophe besonders über Visp und die
Visperthäler herein. Nachmittags 1 Uhr 10 Minuten
fing es in allen Bauten unheimlich an zu krachen, Dächer und Dielen stürzten mit Getöse ein, und die sog. «Raccards»
oder Heustadel begannen auf ihren Holzpflöcken zu tanzen und wurden gegeneinander geschleudert. Da schon der erste heftige
Erdstoss die Bevölkerung aufgeschreckt und zur Flucht unter freien Himmel getrieben hatte, waren nur
wenige Menschenleben zu beklagen.
Noch schrecklicher war der 26. Juli, an dem alles, was am Tag vorher noch zu widerstehen vermocht hatte, den wiederholten
Stössen,
die auch die folgenden Tage einsetzten, zum Opfer fiel. Noch am 5. August lagerten die fast verzweifelten
Bewohner in den Baumgärten. Das Total des Schadens belief sich einzig im
Flecken Visp auf 300000-400000 Fr. Neue
Stösse beunruhigten
die Ortschaft besonders am 12., 22. und 24. August, am 5., 6. und 10. September, vom 25. bis 31. Oktober und am 15. und 18. Dezember. Aus allen
Gauen der
Schweiz strömten die Liebesgaben heran, um das Elend zu mildern, und der
Bund selbst befreite die Wehrmänner des betroffenen
Gebietes vom Militärdienst, den das Oberwalliser Bataillon 35 jenes Jahr in
Thun zu bestehen hatte. Urkundliche Namensformen: 1100 Vespia;
oder Visperterbinen (Kt. Wallis,
Bez. Visp).
1340 m. Gem. und Pfarrdorf am rechtsseitigen Steilgehänge des
Visperthales
im engern Sinn, zwischen
Staldenried und
Visp und 5 km sö. der Station
Visp der Simplonbahn. Postablage,
Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit
Niederhäusern,
Stalden und zerstreuten Wohnstätten: 73
Häuser, 630 kathol. Ew.; Dorf: 58
Häuser, 567 Ew.
Der ständig bewohnte und angebaute Abschnitt der Gemeinde liegt am prachtvoll exponierten, stark gestuften, von kleinen
Wildbächen angerissenen und ausser dem Dorf mit zahlreichen kleinen Häusergruppen,
Häusern,
Hütten und
Stadeln besäten
Gehänge über der untersten
Visp. Im vordern Gemeindeabschnitt befindet sich, nur 2 km hinter dem
FleckenVisp und vom Flussufer
bis über 1200 m hinanreichend, der berühmte
Weinberg der sog. Heidenreben mit einer Fläche von 9,5 ha. Das im mittlern
Abschnitt gut bewaldete Gehänge leidet immer noch unter Wassermangel, trotzdem sich die Bewohner seit
den ältesten Zeiten alle Mühe geben, das befruchtende Element von weit her zu führen und die
Wildbäche zu speisen, die
sonst während zwei Dritteln des Jahres trocken liegen würden. Solcher ins Gehänge eingebetteten und der
Visp zufliessenden
Wildbäche sind drei vorhanden: der einen Teil der Heidenreben berührende
Staldenbach, der 300 m n. vom
Dorf vorbeiziehende
Riedbach und der
Breiterbach im S., der die Gemeinden Visperterminen und
Staldenried trennt. F. G. Stebler
stellt in seiner sehr interessanten Studie
Obden Heidenreben(Zürich
1901) fest, dass auf Gemeindegebiet von Visperterminen fünfzehn
Bewässerungskanäle im Betrieb stehen.
Deren bedeutendster und zugleich ältester ist der sog. Heido, der an der Zunge eines der kleinen Eisfelder
hinten im
Nanzthal in 2500 m
Höhe beginnt, dem linken Thalgehänge folgt, den
Rücken von
Gebidem (oder
Gebüdem) überschreitet
und zum Teil den
Riedbach speist, der nun das lebenspendende
Wasser seinerseits wieder an die verschiedenen Terrassen
des Gehänges abgibt. Ein zweiter Bewässerungskanal, der in 1740 m
Höhe von der
Gamsa abzweigt, geht um den Bergsporn über
dem
Rhonethal herum und zieht sich ob
Eiholz ins
Visperthal hinein, um hier die mittlern Gehängepartien zu befruchten. Da aber
die an
Eiholz zu bezahlenden Entschädigungen eine grosse
Last bedeuten und sogar ein Teil des von der
Leitung durchzogenen Landes hat angekauft werden müssen, hat man beschlossen, durch den Berg einen
Stollen zu führen, der
seit 1896 im Bau, aber trotz Bundessubventionen immer noch nicht vollendet ist.
Die Gemeinde reicht bis ins
Nanzthal hinüber, wo sie schöne Alpweiden besitzt. Der 2200 m hoch gelegene
Gebidem- oder Terminensee, der zur Gewinnung von Wasserkraft für die Ventilation des eben genannten
Stollens aufgestaut worden
war, hat im Frühjahr 1907 die Dämme durchbrochen und seine
Wasser durch den
Riedbach in ungeheurem Schwall zur
Visp (680 m)
hinunter stürzen lassen. Dadurch wurde die BahnlinieVisp-Zermatt unterbrochen und mit
Schutt und Felsblöcken
überführt und ausserdem die
Visp zu einem nahezu 1 km
langen See zurückgestaut. Im Dorf Visperterminen ist die modern gebaute
Pfarrkirche sehenswert, die einen der alten Altäre aus geschnitztem
Holz besitzt, wie sie im Oberwallis so häufig sich finden.
Sie stand ursprünglich unter der Mutterkirche zu
Visp, von welcher sie seit 1256 abgetrennt ist. Die 20 Minuten
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