umgerissen und die Kirche beschädigt, in
Törbel brach das Gewölbe des Kirchenschiffes zusammen, und in
St. Niklaus stürzten
von allen
Seiten her Steinlawinen und Schuttmassen derart ins Thal hernieder, dass die Bewohner vorübergehend den Verstand
verloren.
französisch
Viège, italienisch Vespia (Kt. Wallis,
Bez. Visp). 660 m. Gem. und alter
Flecken, Hauptort des gleichnamigen
Bezirkes; 1,5 km s. der
Rhone und der Mündung der Visp in diese. 8,5 km w.
Brig, 42 km ö.
Sitten und 68 km
onö.
Martinach. Station der Simplonbahn und Ausgangsstation der Linie
Visp-Zermatt. Postbureau, Telegraph, Telephon. Gemeinde,
mit
Albenried,
Ennet der Brücke,
Grosse Eie, Oberalben und Unteralben: 104
Häuser, 934 kathol. Ew.;
Flecken: 84
Häuser, 793 Ew. 1888 zählte
man 840 Ew., 1870 deren 723, 1850 deren 525 und 1816 deren 390. Pfarrei.
Der
Flecken ist zum Teil auf einer felsigen
Höhe rechts über der Visp und am Ausgang des
Visperthales, zum andern Teil am
Fuss dieses Hügels und am linken Ufer der
Rhone erbaut. Haupterwerbszweig der Bewohner ist immer noch
die Landwirtschaft. Visp hat vier Hotels, eine Apotheke, sowie Gesang-, Musik- und Schützenvereine. Von einiger Entfernung
gesehen, bietet die Ortschaft das
Bild eines italienischen Städtchens. Die altertümlichen, düstern
Häuser mit ihren wappengeschmückten
Toreingängen, die Aufeinanderfolge von zerfallenen Burganlagen und hochaufschiessenden Türmen, die engen und gewundenen
Gässchen mit ihren spitz aus dem Boden ragenden Pflastersteinen und noch andre Eigentümlichkeiten erinnern
an ein von früherer
Höhe herabgesunkenes Gemeinwesen und bezeugen zugleich, dass dessen Beiname der Vispia nobilis wohl
verdient war. Da aber Handel und Verkehr siegreich über das Rittertum hinwegschreiten, hat sich die «stolze,
edle Stadt» vom nahenBrig, der Briga dives mit dem Verkehr über den
Simplon und der Prachtentfaltung
der Stockalper, den
Rang ablaufen lassen müssen.
Doch nimmt Visp heute ebenfalls wieder am allgemein pulsierenden Leben Anteil. Der
Ort hat zwei grosse und schöne Kirchen:
die eigentliche Pfarrkirche zu
St. Martin und eine Liebfrauenkirche, die ehemals ausschliesslich dem zahlreichen
angesessenen Adel diente. Dessen Stolz und Prachtliebe waren nämlich so gross, dass er es unter seiner Würde hielt, mit
dem Volk einen gemeinsamen
Tempel und Gottesdienst zu haben, und sich deshalb eine eigene Kirche erbaute. Beide Kirchen sind
alt und tragen die Spuren wiederholter Restaurationsarbeiten.
Die St. Martinskirche steht mit ihren hohen Mauern wie ein Kastell am S.-Eingang des
Fleckens. Als Sehenswürdigkeit
zeigt sie eine Krypta mit kleinem Beinhaus. Der Kirche war früher ein sog. Reklusorium oder kleines Kloster angegliedert,
wohin sich zu Beginn des 14. Jahrhunderts einige fromme Frauen, darunter Ita
von
Raron, zurückgezogen hatten. Von der
Terrasse vor der Kirche bietet sich dem Blick das ganze vordere
Visperthal mit dem von
Eis und Firn funkelnden
Balfrin im
Hintergrund
und den malerischen und wohlangebauten Gehängen und Terrassen von
Zeneggen und
Visperterminen zu den beiden
Seiten. Im Rathaus
von Visp sah man einst aus dem benachbarten Hochgebirge stammende prachtvolle Blöcke von Bergkristall,
von denen einzelne mehrere Zentner wogen und die 1899 von den Franzosen weggeführt worden sind.
Als Sitz verschiedener mächtiger Geschlechter und als wichtiger strategischer Punkt hat Visp in der Geschichte des Wallis
eine
nicht unbeträchtliche
Rolle gespielt. Die Burgschaft wurde häufig als ausserordentlicher Sitz von Tagsatzungen
ausersehen. Nennenswert ist vor allem die Tagsatzung vom die in näherer Ausführung der Verordnung von 1592 bestimmte,
dass «die Protestanten von diesem Tag an die nämliche Religion und den selben
Glauben wieder annehmen sollten wie ihre Vorfahren und die übrigen ehrlichen Patrioten».
Die Versicherung verschiedener Chroniken, dass Visp oder wenigstens sein
Schloss, die Hübschburg
(Beaufort),
seit dem Zerfall der Römerherrschaft bestehe, erscheint trotz des Schweigens der Urkunden als ziemlich wahrscheinlich. Diese
links der Visp stehende Burg war Sitz eines Majorates, das im 11. und 12. Jahrhundert nicht bloss die
Visperthäler, sondern
auch noch grossen Landbesitz im Zehnten
Mörel und
Goms umfasste. Erste Inhaber dieser
Meierei waren die
Grafen von Visp in der Hübschburg, deren letzte Sprossen erst zu Ende des 14. Jahrhunderts verschwinden. Im Anfang des 13. Jahrhunderts
kam die
Meierei durch Heirat einer Gräfin von Visp an den italienischen Edelmann Pietro di
Castello, Herrn der
Thäler von Formazza und Anzasca, und kurz nachher ebenfalls durch Heirat an den
Grafen Godfried von Blandrate, einen Vasallen
des
Bischofes von Novara, der sich von nun an auch noch den Titel eines
Grafen von Visp beilegte. Im Jahr 1260 verbrannten
die Savoyarden unter
Graf Peter neben den SchlössernMangepan und
Dürrenberg im Zehnten
Mörel auch die
Hübschburg derer von Visp, die 1313 wieder aufgebaut, aber schon am in der Schlacht von Visp von neuem und diesmal
für immer zerstört ward. Zu dieser Zeit war das Wallis
in der Hand von Amadeus VII. von Savoyen, des sog.
RotenGrafen.
Seine Truppen hatten eben die Zehnten
Siders und
Leuk verheert und die als uneinnehmbar geltende Burg
Beauregard (Perigard)
am Eingang ins
Eifischthal erobert. Im Glauben, die
Walliser nun seiner
Herrschaft unterworfen und zur Anerkennung des seinem
Haus ergebenen Humbert de
Billens als Fürstbischof von
Sitten gebracht zu haben, zog sich der
Graf nach
diesem Eroberungszug in seine Staaten zurück. Da umzingelten die
Walliser unter der Führung ihres Landeshauptmanns Peter
von
Raron in der Nacht des 23. Dezember den
Flecken Visp, in dem über 8000 Mann Savoyarden, Waadtländer und
Greierzer unter dem Befehl
des
Grafen von
Greierz, Landvogtes des Wallis,
lagen, zündeten die Ortschaft an und töteten an die 4000 Mann.
Ueber tausend fanden den Tod in den Fluten der
Rhone, und nur die 400
Greierzer, die auf der Hut gewesen, konnten sich und
ihren
Grafen mit vieler Mühe und Tapferkeit retten. In dieser Nacht ging die
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