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der Vanil des Artzes (2004 m), die Dent de Lys (2017 m) und die Spitze von Trémettaz (1913 m) in je einem Tag bequem erstiegen werden können. Das Molasseland mit den Quellen der Broye erscheint als welliges Hügelland (mit aquitanischen Schieferkohlen) bei Saint Martin und als vertorftes Moos bei Semsales; im S. steigt es zum Mont Vuarat (987 m) an, einem Ueberbleibsel des von der Genfersee-Furche senkrecht angeschnittenen miozänen Deltas von Rhone-Broye. Die wasserscheidende Linie zwischen der zum Mittelmeer abfliessenden Veveyse und der der Nordsee tributären Broye zieht über Châtel Saint Denis. Mit Bezug auf die Benutzung des Bodens verteilt sich die Fläche des Bezirkes wie folgt:
ha | |
---|---|
Wiesen | 4332 |
Aecker | 2921 |
Weiden | 1648 |
Alpweiden | 1684 |
Wald | 2276 |
Gärten | 101 |
Weinreben | 1 |
Unproduktiver Boden | 301 |
Total | 13264 |
Der Bezirk umfasst 16 Gemeinden: Attalens, Besencens, Bossonnens, Bouloz, Châtel Saint Denis (Bezirkshauptort), Le Crêt, Fiaugères, Granges, Grattavache, Pont, Porsel, Progens, Remaufens, La Rougève, Saint Martin und Semsales. Er zählt 1744 Haushaltungen in 1296 Häusern. 8102 Ew., wovon 100 deutscher und 121 italienischer Zunge; 99 Reformierte und 1 Israelit. 62 Ew. auf 1 km2. Als Markt- und Bezirkshauptort ist Châtel Saint Denis Sitz des Regierungsstatthalters, des Bezirksgerichtes, einer Filiale der Kantonalbank und einer Agentur der Staatsbank. Haupterwerbszweige der Bewohner sind Viehzucht und Milchwirtschaft. Die eidg. Viehzählungen haben folgende Resultate ergeben:
1886 | 1896 | 1906 | |
---|---|---|---|
Rindvieh | 5515 | 6266 | 7685 |
Pferde | 567 | 568 | 629 |
Schweine | 1635 | 2635 | 2378 |
Schafe | 866 | 1057 | 1014 |
Ziegen | 1586 | 1928 | 1719 |
Bienenstöcke | 714 | 1175 | - |
Strohflechterei als Hausindustrie in etwa 100 Familien. Von Wichtigkeit sind die Kalksteinbrüche von Châtel Saint Denis, deren Produkte von den Fabriken zu Châtel Saint Denis und Vouvry zu Portlandzement und hydraulischem Kalk verarbeitet werden. Sandsteinbrüche von Attalens, Bossonnens und Semsales;
Brüche auf Süsswassermolasse in Grattavache, Semsales und Le Crêt;
Brüche auf Meeresmolasse in Porsel;
ein Lager von Ziegellehm bei Semsales;
Torfgruben von La Rougève, Attalens, Semsales, Le Crêt. Das Thal der Mionnaz war reich an Kohlenflözen, die bis 1880 von der Verrerie de Semsales ausgebeutet wurden.
Die Wasserkraft der Veveyse de Châtel wird von einem Elektrizitätswerk nutzbar gemacht, das den Ortschaften des Gebietes Licht und der Eisenbahn Palézieux-Châtel Kraft liefert. Châtel Saint Denis steht durch elektrische Bahnen mit Palézieux, Bulle und Vevey in Verbindung.
In landwirtschaftlicher Beziehung bildet der Kleingrundbesitz von weniger als 5 ha die verbreitetste Art der Betriebe (48%); der mittelgrosse Besitz von 5-20 ha erreicht 44%, während der eigentliche Grossgrundbesitz nur mit 8% aller landwirtschaftlichen Betriebe vertreten erscheint. Zwei Drittel von Grund und Boden werden vom Eigentümer selbst angebaut. Die jährliche Milchproduktion beläuft sich auf etwa 80000 hl. Der Bezirk Veveyse repräsentiert einen Grundwert von Fr. 14400000 und einen Gebäudeschatzungswert von Fr. 14200000. Vermögens- und Einkommensteuer ergibt pro Kopf des Steuerpflichtigen im Durchschnitt Fr. 16, die Handels- und Gewerbesteuer dagegen Fr. 17. Auf jeden Bewohner trifft es Fr. 4,88 Beitrag an die öffentlichen Armenlasten.
Der Bezirk verfügt über eine Sparkasse und zwei Krankenhäuser. Er bildet die beiden Friedensgerichtskreise Châtel Saint Denis und Semsales. In den Kantonsrat (Grand Conseil) sendet er 7 Abgeordnete. Als 6. kantonaler Schulkreis besitzt der Bezirk Veveyse eine Sekundarschule in Châtel Saint Denis, eine Bezirksschule (Regionalschule) in Attalens, 36 Primarschulen und 3 Kleinkinderschulen. In kirchlicher Hinsicht zerfällt er in die 8 Pfarreien Châtel Saint Denis, Attalens, Saint Martin, Semsales, Le Crêt, Porsel, Remaufens und Progens, denen auch die acht Zivilstandskreise entsprechen.
Den W.-Abschnitt des heutigen Bezirkes Veveyse durchzog die Römerstrasse vom Mons Jovis (St. Bernhardin) nach Aventicum (Avenches), die von Vevey an über Attalens, Bossonnens, Oron und Promasens sich wandte. Reste von Römersiedelungen hat man südl. Attalens und in Bossonnens gefunden. Steinplattengräber aus nach-römischer Zeit in Granges. Die Ortsnamen auf -ens weisen auf burgundische Ansiedler hin. In seinen Études de toponymie romande führt Stadelmann die Entstehung von Semsales (septem salae) auf die Zeit der Germaneneinfälle zurück.
Burgundergräber in Attalens und Saint Martin. Im frühen Mittelalter trug das ganze Gebiet zwischen dem Moléson, den beiden Veveyse, dem Mont Vuarat und der Broye den Namen des «Thales von Fruence», welches nach Max de Diesbach (Fondation de la ville de Châtel Saint Denis) einen Teil des Reichslandes Oron bildete, das König Sigismund 517 der Abtei Saint Maurice vergabt hatte. Die in den Urkunden des 11. Jahrhunderts zum erstenmal auftretende Burg Fruence, von der noch einige Ueberreste sichtbar sind, erhob sich auf dem Bergsporn zwischen der Vereinigung der beiden Veveyse.
Die bis ins 13. Jahrhundert unabhängigen Burgherren von Fruence kamen nun unter die Oberhoheit der Grafen von Savoyen, die Châtel Saint Denis zur Stadt erhoben und es mit allen Rechten und Freiheiten einer solchen ausrüsteten. Nachdem dann die Herrschaft Châtel mehrfach den Besitzer gewechselt, kam sie 1513 durch Kauf an die Stadt Freiburg, die 1615 auch die Herrschaften Attalens und Bossonnens erwarb. Die Oberhoheit war schon zur Zeit der Eroberung des Waadtlandes durch Bern von Savoyen an Freiburg übergegangen.