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Jahrhundert an das Land Uri verkauften. Die Hörigkeit der Fraumünsterleute wurde zu einer blossen Form und kam immer mehr der vollen Freiheit gleich. Die Reallasten wurden teils abgelöst, teils von den Stiften an die Kirchgenossenschaften verkauft. 1525 verzichtete der Rat von Zürich auf alle Rechte, die bei der Klosteraufhebung in seinen faktischen Besitz gelangt waren.
Da Ludwig der Deutsche dem Fraumünster Zürich die Immunität für alle seine Güter verliehen hatte, standen die Fraumünsterleute in Uri unter der Reichsvogtei Zürich, einem Lehen der Herzoge von Zähringen. Nachdem Herzog Berthold V. ohne Leibeserben 1218 gestorben war, nahm Friedrich II. die Reichs- und zugleich Schirmvogtei des Fraumünsters Zürich an das Reich zurück. Das Kloster behielt die Güter und Gefälle in Uri; die landeshoheitlichen Rechte und die Gerichtsbarkeit gingen an den Grafen von Habsburg über.
Gross war nun die Gefahr für Uri, ein erbliches Untertanenland Habsburgs zu werden. Doch der Urner-Freiheitsbrief von 1231 beseitigte die trüben Aussichten: König Heinrich, der Sohn Friedrichs II., kaufte die Vogtei über Uri vom Grafen Rudolf I. von Habsburg zurück und gab am 26. Mai zu Hagenau den «getreuen Männern des Thales Uri" die urkundliche Zusicherung, dass er sie weder durch Verleihung noch Verpfändung dem Reich jemals wieder entfremden, sondern stets zu seinen und des Reiches Diensten handhaben und schirmen werde.
Kraft dieses Freiheitsbriefes, der älter ist als jene von Schwyz und Unterwalden, war Uri von nun an reichsunmittelbar und stand als königliche Gemeinde nur unter dem König oder Kaiser, gleich wie Zürich. Damit war der erste Grundstein zur schweizerischen Freiheit gelegt. Der Freiheitsbrief ist zugleich ein Beweis dafür, dass sich die sämtlichen Bewohner des Thales Uri schon 1231 zu einer Gemeinde (universitas) zusammengeschlossen hatten. Das Band hiezu, der Ursprung der politischen Gemeinschaft, war der Gemeinbesitz von Wald und Alpen.
Aus der Markgemeinde, deren Leiter der vom König aus der Mitte des Volkes gesetzte Ammann war, ist die Landsgemeinde hervorgegangen, die, durch den Zustand des Reiches dazu veranlasst, sich schon in den nächsten Jahrzehnten nicht nur mit korporativen Fragen, sondern auch mit der Stellung zu Papst und Kaiser, mit Krieg, Frieden und Bündnissen zu befassen hatte. Schon 1243 führt die Gemeinde Uri ein eigenes Siegel, das als Wappen den Stierkopf mit dem Nasenring zeigt. 1291 begegnet uns für den Ammann der Titel «Landammann».
Obwohl kraft seiner Ernennung königlicher Beamter, zeigte sich dieser, wie die Ereignisse der Folgezeit dartun, doch vor allem als Vertreter und Führer der Thalleute in ihren öffentlichen Interessen. Am bestätigte Rudolf I., deutscher König, der als Graf von Habsburg 1257 und 1258 unter der Linde in Altdorf als freiwillig erbetener Richter über blutigen Familienzwist gesessen, den Freiheitsbrief in herzlicher Weise. Trotzdem wuchs die Sorge der Urner, da sie rund-um fast ganz von Habsburgergebiet eingeschlossen waren.
Als am König Rudolf starb, traten die 3 Länder zu einem Bund zusammen. Die Urkunde (Archiv Schwyz) ist vom 1. August datiert, weist die Landessiegel auf, nennt aber keine Namen der Abgeordneten. Vermutlich sind es die gleichen, welche als Vertreter Uri's am mit Zürich ein Bündnis gegen Oesterreich eingehen, nämlich Freiherr Werner II. von Attinghausen, Siegelbewahrer, Arnold der Meier von Silenen, Landammann, Altammann Burkhard und Konrad, Meier von Erstfeld. Wie richtig diese Männer die Lage erkannt und wie zielbewusst ihre Massnahmen waren, beweisen die nachfolgenden Ereignisse.
Dass die Herzoge von Oesterreich auch Uri und die beiden andern Urkantone unter ihre Hausherrschaft zu bringen suchten, darüber herrscht kein Zweifel. Da aber über die Art des Vorgehens die Urkunden fehlen, setzt nun die Tradition mit den österreichischen Vögten und der Heldengestalt eines Wilhelm Tell ein. Wenn man auch keinen prägnanten Beweis für Tells Existenz hat, darf man ebenso gut behaupten, dass es auch keinen solchen gegen sie gibt. Daher halten die Anhänger der Tradition mit Fug und Recht an der Tellgeschichte fest, um so mehr, als sie jahrhundertelang in deren unbestrittenem Besitz waren. Schon vor 150 Jahren gab es Zweifler, die mit Schrift und Wort gegen Tell Stellung nahmen. Wie man in Uri das erste gegen Tell gerichtete «Libell» aufgenommen, folgt daraus, dass der Landrat im Jahr 1760 dasselbe durch den Scharfrichter an einem Jahrmarkt auf dem Platz zu Altdorf verbrennen liess.
Die Tradition stützt sich auf das alte Tellenlied (vor 1474),
die Chronik von Melchior Russ (um 1482) und das «weisse Buch» von Sarnen von Landschreiber Schälly (1445-1480). Das Siegel der Unvergänglichkeit aber haben ihr Aegidius Tschudi († 1572), Johannes Müller von Schaffhausen und Friedrich Schiller aufgedrückt. Der Gang der Geschichte unterstützt die Tradition, denn schon am Tag von Morgarten haben die Stifter des Schweizerbundes, die Bauern, ihre Freiheit gegen den österreichischen Adel glänzend verteidigt. Die Namen der Helden aus Uri sind im Jahrzeitbuch von Altdorf enthalten. Fortan ist Uris Geschichte mit der schweizerischen aufs engste verbunden.
Das älteste geschichtliche Gotteshaus ist die Kolumbankirche in Andermatt, die schon 766 im Testament des Bischofs Tello von Chur erwähnt wird. 857 lesen wir von Kirchen zu Bürglen und Silenen. Diejenige von Altdorf ist wohl mindestens ebenso alt, wird aber erst 1244 unter diesem Namen erwähnt. Noch im 13. Jahrhundert bildeten diese 3 die einzigen Pfarrkirchen des alten Uri. 1254 wurde in Seedorf die Kirche des Lazariterstiftes eingeweiht; 1270 erscheint die Filialkirche zu Schattdorf als längst bestehend, 1284 wird die Kirche auf Seelisberg und 1287 die «Kilchhöre» Wassen genannt. Um die gleiche Zeit muss auch in Erstfeld eine Kirche bestanden haben; 1318 tritt sie urkundlich auf. Das Jahr 1290 brachte die Gründung der Kirche zu Spiringen.
Das eifrige Bestreben der freiheitsliebenden Urner, die Hoheits-, Feudal- und Reallasten abzuschütteln, sowie die engen Grenzen zu erweitern, brachte verschiedene Streitigkeiten mit sich, so mit der Aebtissin von Zürich 1392 und 1393, mit dem Kloster Engelberg 1275, 1309 und 1356, mit Glarus 1003 und 1196 und mit Schwyz. Uri suchte sein Gebiet besonders auch nach Süden hin zu ¶