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Fall mit all den Rohstoffen, welche die industriellen Etablissemente des Kantons verarbeiten. Dafür umfasst der Export ausser den Arbeiten all dieser Fabriken besonders Käse, Obst und Milch. Obenan im Import stehen: Getreide, Mehl, Eier, Vieh, Wein, Kohle.
Daneben ist der Transitverkehr, wie ihn namentlich die Dampfschiffe und Eisenbahnen vermitteln, zu riesigen Dimensionen angewachsen. Romanshorn ist dafür einer der wichtigsten Stapelplätze der ganzen Schweiz. Täglich befahren mehrere Güterzüge mit 30 und mehr Wagen und beladen mit allen möglichen Waren und Rohmaterialien die doppelspurige Linie Romanshorn-Zürich. Fast kein Zug ist ohne einige Wagen mit bairischem Bier. Trajektschiffe vermitteln den Verkehr mit Friedrichshafen, Lindau und Bregenz. In Romanshorn bestehen mächtige Lagerhäuser für Getreide und andere Waren, sowie ein eigenes eidgenössisches Alkoholdepot.
Die frühere Zeit mit ihren ausschliesslich bäuerlichen Verhältnissen bedurfte nur der Sparkassen. Der Kanton hatte deren zwei, die der Stadt Frauenfeld (gegründet 1822) und die der kantonalen gemeinnützigen Gesellschaft (bestehend seit 1823). Aber der steigende Handel und Verkehr rief immer dringender einem weitern Ausbau der Geldinstitute. So entstand ganz besonders auf Antrieb der Gemeinnützigen Gesellschaft zu Anfang der Fünfzigerjahre des 19. Jahrhunderts die Thurgauische Hypothekenbank in Frauenfeld mit Filialen in Weinfelden, Romanshorn, Kreuzlingen und Arbon, die zugleich als Sparkasse eingerichtet ist und ihre Einnehmerstellen in allen bedeutenderen Gemeinden des Kantons hat.
Die 1823 gegründete Sparkasse ist ihr einverleibt worden. Das Aktienkapital dieser Bank beträgt seit 1906 12 Mill. Fr.; ihr jährlicher Umsatz steigt auf 408932930 Fr. und ihr Reservefonds beträgt 2220000 Fr. Dazu kam im Jahr 1869 die Kantonalbank mit Sitz in Weinfelden und Filialen in Frauenfeld, Bischofszell, Amriswil, Romanshorn und Kreuzlingen, die unter Garantie des Kantons steht und den Zweck hat, gegen genügende Sicherheit der Landwirtschaft und dem Gewerbe die für Deckung ihrer Bedürfnisse erforderlichen Kapitalien (soweit möglich) herbeizuschaffen. Auch sie hat eine Sparkasse (mit Einnehmereien in 33 Gemeinden des Kantons).
Da aber einzelnen Gemeinden mit viel Industrie und gesteigertem Verkehr diese kantonalen Institute nicht genügten, entstanden an verschiedenen Orten, die keine Filialen derselben haben, örtliche Spar- und Leihkassen, die bis dahin nur erfreuliche Resultate zeitigten; so in Aadorf, Eschlikon, Steckborn, Diessenhofen, Ermatingen, Eschenz und Sirnach. Der Kreis der Wirksamkeit der Kassen in Steckborn und Eschenz geht über die Grenze hinüber in das badische Gebiet. Es bestehen auch etliche Fabriksparkassen, Konsumvereinsparkassen und Schulsparkassen. Im ganzen bestehen im Thurgau 20 Finanzinstitute und 79 Einnehmereien, die sich mit dem Sparkassawesen befassen.
[a. Pfarrer Wælli.]
17. Verkehrswege, Strassen, Eisen bahnen und Schifffahrt.
Bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts waren die Strassen in üblem Zustande; in den Zeiten, da der Thurgau Untertanenland war, ist nicht viel dafür getan worden. Selbst in städtischen Ortschaften füllte man die entstandenen Unebenheiten und Tümpel statt mit Kies mit Reisig aus. Da im Thal die Flüsse und Bäche mit ihren Hochwassern zeitweise den Verkehr unmöglich machten, führte man die mehr Saumpfaden als Strassen ähnlichen Wege über die Höhen. So namentlich im Thurthal. Da gings entweder auf dem rechten Ufer über die Anhöhe von Wigoltingen oder auf dem linken über Amlikon hinauf nach Leutmerken und von dort auf der Höhe des Bergrückens über Griessenberg nach Frauenfeld.
Das wurde anders mit dem Selbständigwerden des Kantons im Jahr 1803. Trotz der geringen Hilfsmittel, welche ihm zu Gebote standen, wusste der damalige Regierungsrat Freienmuth durch seine Einsicht und Tatkraft es dahin zu bringen, dass schon nach den ersten Dezennien die Staatsstrasse von Islikon nach Romanshorn, die den Kanton von W. nach O. durchschneidet und die Verbindung mit dem See vermittelt, erstellt und dazu eine solche vom See quer durch den Kanton in der Richtung auf St. Gallen hinzugefügt ward.
Seitdem fügte sich Stück an Stück, so dass das Strassennetz des Kantons heute eine Länge von 736,7 km hat. Die Strassen stehen unter der Aufsicht von 2 Inspektoraten und scheiden sich in Strassen erster (323,64 km) und solcher zweiter (413,06 km) Klasse. An Bau und Unterhalt der letztern haben die anliegenden Gemeinden bestimmte Beiträge zu leisten. Im ersten Inspektoratskreis, dem obern Teil des Kantons, wurden im Jahr 1906 vom Staate 49568 Fr., im zweiten Kreis, dem untern Kanton, 37212 Fr. für den Unterhalt ausgegeben. Der Bau der Eisenbahnen hat das Bedürfnis guter Strassen wesentlich vermehrt. In den letzten Jahren ist eine solche von Steg bei Fischenthal über die Hulftegg gebaut und in jüngster Zeit eine solche von Fischingen nach Mühlrüti in Angriff genommen worden. Der Bau und Unterhalt der Gemeindestrassen liegt den beteiligten Gemeinden ob.
Die erste Eisenbahn, welche im Kanton gebaut wurde (1855), war die Linie Winterthur-Romanshorn, durch die Romanshorn zu einem der wichtigsten Verkehrspunkte der Schweiz für Eisenbahn und Schiffahrt geworden ist. Der Ausgangspunkt der Bahn am See stand einige Zeit in Frage, da bis dahin Uttwil der wichtigste Sitz der Bodenseeschiffahrt auf schweizerischer Seite war. Die Wahl fiel nach mancherlei Erwägungen auf Romanshorn, wodurch das ärmliche Fischerdörflein in einen stadtähnlichen Flecken umgewandelt worden ist.
Im Jahr 1856 ward die Linie Winterthur-St. Gallen eröffnet, die den hintern Teil des Kantons von Aadorf bis an die Grenze bei Wil durchschneidet und den an ihr liegenden Stationen Aadorf, Eschlikon und Sirnach mit einer blühenden Industrie neues Leben und eine schöne Zukunft gebracht hat.
Die 60er Jahre des 19. Jahrhunderts brachten dem Murgthal seine Strassenbahn Frauenfeld-Wil. Für den Transitverkehr ist sie allerdings nicht eingerichtet; aber weil sie auch kleinere örtliche und private Bedürfnisse berücksichtigen kann, ist sie dem Thal und seinen Bewohnern fast nützlicher als eine Normalbahn mit ihren das Kleine übergehenden Rücksichten. In die 70er Jahre des 19. Jahrhunderts fällt die Erstellung der sog. Nationalbahn von Winterthur über Etzwilen nach Konstanz, die den Ufern des Untersees mit seinen Schlössern und Kurorten, Mammern, Glarisegg, Mannenbach und Ermatingen, zu gut kommt.
In den 80er Jahren schloss sich daran an die Fortsetzung dem Obersee entlang bis nach Rorschach, mit deren Ausführung eine Grenzberichtigung und ein kleiner Gebietsaustausch mit Baden in Konstanz sich verband (das Ufer des sog. Trichters bis zum Hörnli fiel an die Schweiz, der Landstreifen, auf dem das schweizerische Bahnhofgebäude sich befand, an Baden). Im Jahr 1896 wurde das Stück Schaffhausen-Etzwilen, das den Bezirk Diessenhofen durchschneidet, eröffnet und ¶