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Rühren im Kessel auf mechanischem Wege vornehmen. In Bezug auf die Neubauten für die Schweinestallungen ist ebenfalls ein grosser Fortschritt zu verzeichnen, indem an die Stelle der üblichen Holzställe fast überall massive, geräumige und gut ventilierbare Anlagen getreten sind. Die in sämtlichen Käsereien des Kantons gehaltenen Schweine belaufen sich auf 12196 Stück und repräsentieren, zu 80 Fr. gerechnet, einen Wert von 975680 Fr.; seit 1896/97 hat sich die Stückzahl um über 3600 vermehrt.
Was die Käsefabrikation anbelangt, so gelangen die Inspektoren zu dem Schlusse, dass dieselbe in den letzten Dezennien erfreuliche Fortschritte gemacht hat, wenn auch noch viele und zum Teil bedeutende Mängel im Interesse eines gesunden Gedeihens dieser Industrie beseitigt werden müssen."
Wir können beifügen, dass die anlässlich der schweizerischen landwirtschaftlichen Ausstellung in Frauenfeld 1903 eingerichteten Musterkäsereien mit ihren modernsten Maschinen, Geräten, Feuerungen, Boden- und Wandverkleidungen jedenfalls gute Früchte zeitigen werden.
[F. Ribi.]
14. Bevölkerung.
Die einheimischen Bewohner des Kantons sind alemannischen Ursprungs. Sie stammen von den Einwanderern, die nach der Verdrängung der römischen Herrschaft von Schwaben her ins Land kamen und es bevölkerten. Ihr ungebundener Freiheitssinn hasste die Städte und ihre Mauern. Darum zerstörten sie, was von solchen aus der Römerzeit vorhanden war. Sie selbst bauten sich ihre Gehöfte zerstreut und vereinzelt im Lande, also dass Jeder der unbeschränkte Gebieter in dem ihm zustehenden Gebiete war.
Infolge dieser Art der Besiedelung hat der Thurgau ursprünglich nirgends grössere Dörfer und Ortschaften gehabt und bis auf den heutigen Tag eine grosse Menge von Weilern und Dörfchen beibehalten, die aus den Gehöften der alten Zeit herausgewachsen sind. Für die Landwirtschaft, die ausschliessliche Beschäftigung der frühere Zeiten, war das die passendste Art der Besiedelung. Erst die neuere Zeit mit ihrer Industrie und ihren veränderten Zuständen und Bedürfnissen hat die Leute mehr zusammengeführt und damit die Entwicklung von grössern Dörfern und Flecken gefördert.
Diese sind alle neuern Datums und reichen kaum mehr denn 50-80 Jahre zurück. Wir nennen nur Sirnach, Münchwilen und Wängi, dann wieder Romanshorn, Amriswil und Kreuzlingen, in neuester Zeit Arbon und Bürglen. Bis 1798 schieden sich die Bewohner des Thurgaues in Adelige und Leibeigene. Nur wenige Geschlechter gehörten dem erstern, die weit überwiegende Mehrzahl dem letztern Stand an. Ein grosser Teil der Inhaber von Herrschaften und Gerichtsherrlichkeiten war ausländischer Herkunft: die Landenberg aus Zürich; die Eglin, Muntprat, Blarer etc. aus Konstanz;
die von Ulm und Mötteli aus Ravensburg;
die Montfort, Fürstenberg, Gemmingen, Fugger u. a. aus Deutschland.
Sie haben sich nie dem Volke assimiliert, sondern sind nach Anschauungen, Sitten und Gebräuchen ein isolierter Teil der Bevölkerung geblieben.
Die vorwiegend landwirtschaftliche Beschäftigung, am See verbunden mit Fischfang und Schiffahrt, übte auf die körperliche und geistige Entwicklung des Volkes einen günstigen Einfluss. Die männliche Bevölkerung ist von mittlerer Grösse, mager und sehnicht, ein ausdauerndes Soldatenmaterial und schon zur Zeit des Reislaufens allezeit willkommene Söldner. Sie ist geistig geweckt und für vernünftige Neuerungen stets empfänglich. Zur Zeit des Untertanenverhältnisses standen die Thurgauer längere Zeit im Rufe schlauer und verschmitzter Leute.
Aber nicht ihre natürlichen Geistesanlagen haben sie in diesen Ruf gebracht, sondern die ungünstigen politischen und sozialen Zustände, in denen sie sich Jahrhunderte hindurch zurechtzufinden hatten und in denen alles darauf angelegt war, sie auszusaugen und zu missbrauchen. Die neuere Geschichte der Eidgenossenschaft zeigt, dass das thurgauische Volk in Einsicht, Freiheits- und Vaterlandsliebe und in charaktervollem Gebahren hinter keinem andern Volksstamm zurücksteht.
Einen üblen Einfluss übten namentlich im 17. und 18. Jahrhundert die konfessionellen Unterschiede und die daraus entstehenden Wirren. In der Reformation hatte sich nahezu die ganze Landgrafschaft der evangelischen Lehre zugewandt. In der Folge waren die 5 katholischen unter den 7 regierenden Orten bemüht, diesen Zustand zu ändern und möglichst viele Gemeinden dem katholischen Bekenntnis zurückzuerobern, während Zürich mit ebenso viel Eifer diesem Treiben entgegentrat.
Das brachte harte Kämpfe mit sich, und einmal ums andere drohte darob der Ausbruch des Krieges. Das Resultat war, dass in einer Menge von Gemeinden die Kirchen paritätisch wurden. Das brachte viel Anstand und gegenseitige Reiberei, bis der Vertrag von Diessenhofen vom Jahr 1728 die Anstände hob und jeder der beiden Konfessionen das Ihre zuteilte. Seitdem haben beide gelernt, sich gegenseitig zu vertragen, und konfessionelle Streitigkeiten in den Gemeinden gehören zu den grössten Seltenheiten.
Von den Thurgauerinnen sagt der Bürgermeister Vadian von St. Gallen, ein Zeitgenosse und Freund Zwinglis, dass sie zart und wohlgebildet, zuweilen selbst durch Schönheit ausgezeichnet seien. Was vor 380 Jahren der Fall war, dürfte auch heute noch zutreffen. Kretinismus und Missgeburten sind im Lande nahezu unbekannte Dinge. Der Gesundheitszustand war von je ein günstiger. Dazu haben Beschäftigung, Nahrung, Wohnung und Kleidung das Ihrige beigetragen. Die Beschäftigung war vorwiegend die Landwirtschaft, die sich in einigen Gegenden mit der Leinwandfabrikation verband. Arbon war der hauptsächlichste Sitz der letztern. Die Nahrung war einfach und ergab sich aus den Erzeugnissen des Landes, unter denen Obst und Obstwein schon in vergangenen Jahrhunderten ihre grosse Bedeutung hatten. Die Wohnungen des ¶