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Die Differenzen sind also, wenn wir vom obern Murgthal absehen, relativ klein;
die durchschnittliche Jahresmenge beträgt am Bodenseeufer, auf dem Seerücken und im Thurthal etwa 95 cm;
sie nimmt gegen W. ab bis auf 80 cm (Diessenhofen, Nieder Neunforn);
am meisten Niederschlag hat Dussnang in dem gegen das Hörnli aufsteigenden Murgthal.
Vollständige meteorologische Stationen bestehen im Thurgau drei: Frauenfeld, Kreuzlingen und Haidenhaus (auf dem Seerücken ob Steckborn);
langjährige Beobachtungen liegen auch vor von der früheren Station Diessenhofen.
Die mittlern Temperaturen des Jahres und der extremen Monate (reduziert auf den Zeitraum 1864-1900) sind:
Januar °C. | Juli °C. | Jahr °C. | |
---|---|---|---|
Kreuzlingen (430 m) | -1,4 | 18.3 | 8.5 |
Frauenfeld (425 m) | -1,8 | 17.9 | 8.1 |
Diessenhofen (410 m) | -2,2 | 17.4 | 7.7 |
Haidenhaus (695 m) | -2,6 | 16.7 | 7.2 |
Die drei Stationen in der Niederung weisen trotz gleicher Seehöhe nicht unerhebliche Differenzen auf. Am wärmsten ist Kreuzlingen, wohl unter dem Einfluss der grossen Wasserfläche des Bodensees, wie die Differenzen gegen Frauenfeld - am kleinsten im Frühjahr, am grössten im Herbst - zeigen. Die tiefsten Temperaturmittel hat Diessenhofen. Die selbe Reihenfolge der Stationen ergibt sich nach dem mittleren jährlichen Minimum der Temperatur (Kreuzlingen -12,2° C.; Frauenfeld -14,6° C.; Diessenhofen -17,0° C.), während der durchschnittlich erreichte höchste Wert der Temperatur im Jahre sich an allen drei Stationen recht nahe kommt (etwa 29½° C.).
Die mittlere Bewölkung der drei Stationen ist die selbe (6,4); das hochgelegene Haidenhaus hat eine kleinere Bewölkung (5,8), hauptsächlich wegen grösserer Helligkeit im Spätherbst und Winter. Tage mit Nebel werden in Frauenfeld durchschnittlich 55, in Kreuzlingen 63 gezählt; noch häufiger scheint der Nebel in Diessenhofen zu sein. Die Zahl der Regentage beträgt in den Niederungen etwa 145, während Haidenhaus etwa 160 hat. Schnee fällt in Frauenfeld an 27, in Haidenhaus an 45 Tagen im Jahr. An etwa 18 Tagen im Jahre kommen Gewitter vor; bezüglich derselben sei auf eine interessante Studie von Prof. Cl. Hess verwiesen (Einiges über Gewitter in der Schweiz im allgemeinen und Gewitterzüge im Thurgau im speziellen in den Mitteilungen der Thurg. Naturf. Gesellsch. 15).
Im ganzen genommen ist das Klima des Thurgaues dasjenige des die nämlichen Höhenlagen aufweisenden schweizerischen Mittellandes überhaupt. Die Luftströmungen werden hier nicht von Bergketten aufgehalten oder verzögert, so dass sich ihre Wirkung stärker fühlbar zu machen pflegt als in den eigentlichen Bergregionen. Am mildesten und am meisten ausgeglichen erscheint das Klima der Ufergebiete am Boden- und Untersee. Am häufigsten sind frische und feuchte SW.- und W.-Winde. Im Winter bläst häufig die Bise, d. h. der kalte und trockene NO.
[Dr. R. Billwiller.]
7. Flora.
Der Wechsel in Bodenform und Bodenbeschaffenheit ist so gering, dass nur kleine Verschiedenheiten in der Zusammensetzung der Pflanzendecke erwartet werden dürfen. In der Tat sind überall die gewöhnlichen Verhältnisse des Mittellandes vorhanden. Kaum dass am Hörnli und bei Bischofszell noch einige Vertreter der Bergflora hereinstrahlen (Adenostyles, Elymus, Nardus, Rosa alpina, Carlina acaulis, Polygonum bistorta, Alnus viridis etc.) oder längs der Thur herabgeschwemmt vorkommen (Campanula pusilla, Ranunculus aconitifolius, Pleurospermum, Gypsophila repens) und im W. etliche Kalkpflanzen vom Jura her sich bemerkbar machen (Cytisus nigricans, Helleborus foetidus, Pulsatilla).
Floristische Seltenheiten fehlen indes nicht vollständig (Samolus Valerandi und Thalictrum exaltatum bei Güttingen, Aspidium cristatum im Hudelmoos bei Zihlschlacht, Saxifraga oppositifolia am Seestrand von Güttingen bis Kreuzlingen und bei Glarisegg; Gladiolus palustris und Ophioglossum bei Gottlieben; Deschampsia rhenana am See- und Rheinufer, Armeria rhenana bei Mammern, Najas flexilis, Alisma graminifolium und Sagittaria bei Ermatingen). Bei Diessenhofen und Neunforn, in der Zone geringsten Regenfalls, ist eine Anzahl von Bürgern wärmerer Gegenden vorhanden (Lamium amplexicaule, Andropogon Ischaemum, Tunica prolifera, Gypsophila muralis, Antirrhinum orontium, Euphrasia lutea, Urtica urens etc.), und das Seeufer zeichnet sich infolge gemilderter Winter durch eine reiche Parkflora aus.
Die Torfmoore sind meist vorwiegend aus Riedgräsern, Gräsern und Binsen zusammengesetzte Flachmoore mit Erle, Birke und Faulbaum; das Hochmoor mit schwellenden Sphagnumpolstern, mit Ericaceen (Oxycoccus, Andromeda, Calluna) und mit Eriophorum vaginatum findet sich in etwas grösserer Ausdehnung fast nur im obern Thurgau (Rudel-, Heldswiler- und Waldbachermoos). Leider müssen die Moore mehr und mehr dem Kulturland weichen. Mit ihnen schwinden auch viele schöne Pflanzen, besonders Glazialrelikte, die hier ihre Zufluchtsstätte haben (Eriophorum vaginatum und E. alpinum, Oxycoccus, Andromeda, Trollius, Pinguicula alpina, Botrychium lunaria etc.). Uebrigens finden sich solche auch im glazialen Trümmerfeld zwischen Frauenfeld und Diessenhofen, sowie auf Seerücken, Ottenberg, Immen- und Wellenberg (Arctostaphylos, Pirola uniflora, Gymnadenia odoratissima etc.) und am Seestrand (Saxifraga oppositifolia).
Einen eigentümlichen Einschlag in die thurgauische Flora bedeuten die auf mehrere Hektaren zu veranschlagenden und sich stets weiter ausbreitendem Bestände der kanadischen Goldrute (Solidago serotina), die im Ufergebiet von Thur und Murg allmälig die heimische Flora verdrängen, selbst Weidenkulturen ersticken und den Streueertrag bedenklich mindern, so dass der Eindringling bereits den Namen «Streuepest» erhalten hat. Als Streue und Futter ist die Goldrute fast wertlos, als Bienenpflanze dagegen nicht ohne Bedeutung. In ihrer Gesellschaft finden sich, auch herdenweise, doch bedeutend bescheidener auftretend, noch einige weitere, ebenfalls aus Nordamerika stammende Gartenflüchtlinge, wie Solidago graminifolia, Aster salicifolius, A. Novi Belgii und A. parviflorus etc. Die Kryptogamenflora ist noch wenig erforscht. Boltshauser hat in der Umgebung von Amriswil 130 Arten Laubmoose konstatiert. Die Algenflora des Bodensees machten Schroeter und Kirchner bekannt. Die Speisepilze werden selten gesammelt, obschon Keulenschwämme, Reizker, Pfifferling, Brätling und Champignon häufig ¶