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schon geringen Wildstand dezimierten, lassen erwarten, dass dieses dunkle Gewerbe langsam verschwinde. Jagdschutzvereine gehen durch Aussetzung von Prämien, Fang- und Schussgelder dem Raubzeug zu Leibe.
Die Fischerei ist sowohl für den Staat als für die Inhaber der Fischenzen ertragreicher als die Jagd. Der Staat zieht aus den Verpachtungen der zahlreichen Wasserläufe jährlich etwa 8600 Fr. In der Aare allein ist das Fischen mit der Angelrute jedermann erlaubt. Ein Gesuch um Freigabe der Emme ist 1904 abschlägig beschieden worden. Während die Aare hauptsächlich Hechte, Brachsmen, Nasen, Karpfen, Weisstische und andere rauhe Fischsorten, dann aber auch Aeschen und Forellen bietet, ist das dichte Netz von Bächen und Flüsschen hauptsächlich von der Forelle bewohnt.
Von den Interessenten werden alljährlich viele Tausende von jungen Edelfischen in die Gewässer eingesetzt. Ganz besonders fischreich sind, trotz der vielfach vorgekommenen und vom Volke den Fabrikabwässern zugeschriebenen Seuchen, die Dünnern mit ihren Nebenbächen, die überaus zahlreichen Wasseradern des Bezirkes Kriegstetten und ferner die Lüssel und Birs mit ihren Seitenbächen. Krebse sind zeitweilig ganz ausgestorben, werden aber durch Einsetzen da und dort wieder angesiedelt. Die Seen und Weiher von Aeschi, Seewen, Bellach u. s. f. weisen grossen Fischreichtum auf. Früher, d. h. bevor die vielen Stauwehre der Kraftwerke an der Aare sein Aufsteigen erschwerten, kam der Lachs ziemlich häufig zum Fang. Die Stadt Solothurn hat alle Freitage (Fasttage der Katholiken) ihren Fischmarkt, auf welchem Fischer vornehmlich aus Altreu und Staad ihren Wochenfang lebendig zum Verkauf anbieten.
12. Handel und Industrie.
Während der Kanton Solothurn noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein beinahe ausschliesslich agrikoler Kanton war, ist er in den letzten Dezennien in die Reihe der vorwiegend industriellen Kantone übergetreten. Nach der Berufsstatistik vom Jahr 1900 werden durch Land- und Forstwirtschaft 29,5%, durch Handel und Industrie dagegen 58,5% der Bevölkerung ernährt. Die Zahl der dem Fabrikgesetz unterstehenden Betriebe beträgt Ende 1907: 250 mit etwa 18000 Arbeitern. Im Handelsregister sind Ende 1907 1439 Firmen und Einzelpersonen eingetragen.
Das Charakteristikum der solothurnischen Industrie ist die Vielgestaltigkeit. In grösserm oder kleinerm Masse sind beinahe alle Industrien vertreten. In mehreren derselben, wie in der Roheisen-, Schuh-, Papier-, Kammgarn-, Zement- und Uhrenindustrie weist der Kanton Etablissemente auf, die in erster Reihe der schweizerischen Betriebe stehen. Die hauptsächlichsten Industriezentren sind der obere Leberberg (Grenchen bis Solothurn) mit entschiedenem Vorherrschen der Uhrenindustrie, das Wasseramt (Bezirk Kriegstetten), wo sich am Gefälle des untern Emmenlaufes ein hervorragendes Industriezentrum gebildet hat (namentlich infolge des in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts erbauten Fabrikkanals von Biberist bis zur Emmenmündung in die Aare durch die Firma Locher und Cie, Zürich), ferner Olten, wo infolge der günstigen Anschlussverhältnisse an das Eisenbahnnetz ein eigentliches Fabrikquartier entstanden ist, Schönenwerd als Sitz einer grossen Schuhfabrik und Balsthal mit bedeutender Eisen- und Holzstoffindustrie. Auch im Solothurner Jura, z. B. in Dornach und Breitenbach, sind in letzter Zeit aufblühende Industrien entstanden.
In ihren einzelnen Gruppen zeigt die solothurnische Industrie folgendes Bild:
Die Uhrenindustrie hat, einige kleine Ableger ausgenommen, ihren Sitz ausschliesslich im Leberberg und zeigt von allen solothurnischen Industrien die grösste Homogeneität. Ihre Anfänge gehen in die 60er Jahre des 19. Jahrhunderts zurück, wo sie sich vom Jura her in Grenchen anzusiedeln begann. Anfangs der 70er Jahre fasste sie auch in Zangendorf und Solothurn festen Fuss. Sie befasst sich hauptsächlich mit der Erstellung der billigen, kuranten, in ihren Einzelheiten dennoch gut gearbeiteten Uhr.
Die Jahresproduktion wird auf etwa 15 Mill. Fr. geschätzt. Der nach der ganzen Welt gehende Export geschieht teils direkt, teils durch die Uhrenengroshäuser in La Chaux de Fonds. Als besonderer Zweig der Uhrenfabrikation hat sich in der Stadt Solothurn die Fabrikation von Uhrenfournitüren, namentlich feinern Uhrenschrauben, herausgebildet. Die gesamte Uhrenindustrie beschäftigt etwa 5000 Arbeiter. Die Eisen-, Metall- und Maschinenindustrie beschäftigt über 4000 Arbeiter und ist über den ganzen Kanton verbreitet. An erster Stelle steht die Gesellschaft der L. von Rollschen Eisenwerke (mit Gesellschaftssitz in Solothurn), deren Hauptanlage sich in Gerlafingen, 6 km s. Solothurn befindet. Dieses Werk allein beschäftigt über 1200 Arbeiter. Es besteht aus Walzwerk und Hammerschmiede und produziert hauptsächlich Handels- und Façoneisen, grobe Bleche, Maschinenstücke, Eisenbahnmaterial und Kleineisenzeug. Die ¶