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wird in den Bergwerken schon seit langer Zeit angewendet, kam aber am Simplon zum erstenmal bei einem Tunnelbau zur praktischen Ausführung. Der Stollen II diente ferner noch zur Zuführung des für den Betrieb der Bohrmaschinen verwendeten Druckwassers und der für die Luftlokomotiven notwendigen komprimierten Luft, zur Aufnahme der Kühlapparate, zum Rangieren der Züge mit dem Schuttmaterial und zur Abfuhr des den Tunnels entströmenden Abflusswassers.
Die Steigung des Tunnels beträgt auf der N.-Seite bis zu dem 9572 m vom N.-Eingang entfernten Scheitelpunkt in 705 m Höhe 2 mm auf 1 m, auf der S.-Seite dagegen 7 mm pro Meter. Tunnel I ist als eingeleisiger Tunnel 5,5 m hoch und 5 m breit. In der Tunnelmitte ist eine Ausweichung vorhanden, die zunächst als 500 m lange zweispurige Strecke projektiert war, dann aber in den Stollen II verlegt wurde, sodass später nach dem Ausbau beider Tunnels die Züge durch Tunnel I ein- und durch Tunnel II ausfahren oder auch in umgekehrter Richtung zirkulieren können.
Die Triebkraft für die hydraulischen Bohrmaschinen, Ventilatoren, elektrischen Beleuchtungsmotoren, Werkstätten, Kühlapparate, Druckpumpen etc. liefert auf Walliser Seite die Rhone und auf der Seite gegen Iselle die Doveria. Zu diesem Zwecke wurde die Rhone bei Mörel 6 km nö. Brig durch ein Wehr gestaut, von wo das Wasser durch einen aus armiertem Beton erstellten, 3 km langen gedeckten Kanal von quadratischem Querschnitt (1,9 m Seite) zu dem oberhalb dem Massaboden stehenden Wasserschloss (Reservoir) fliesst, um darin durch eine Druckleitung in Eisenblechröhren von 1,6 m Durchmesser dem Maschinenhaus zugeführt zu werden, wo es bei einer Zufuhr von 4000 Sekundenlitern und einem Gefälle von 52 m eine Kraft von 2225 PS liefert.
Auf der S.-Seite wird die Wasserkraft 4 km nw. Iselle der Doveria entnommen. Die Fassung befindet sich in der Nähe der Landesgrenze, von wo das Wasser durch eine 4210 m lange Druckleitung aus Eisenröhren von 0,9 m Durchmesser zum Maschinenhaus geleitet wird, um hier bei einer Zufuhr von 1 m3 pro Sekunde und einem nutzbaren Gefälle von 139-158 m eine Kraft von 1475-1855 PS zu erzeugen. Auf beiden Installationsplätzen befinden sich dazu noch Reservedampfmaschinen, die 250 PS liefern können. Die Installationen umfassen auf der N.-Seite bei Brig eine überbaute Fläche von etwa 5000 und auf der S.-Seite bei Iselle eine solche von rund 4000 m2.
Das detaillierte und in allen Einzelheiten wohl erwogene Bauprogramm des Simplontunnels sah eine Bauzeit von 5½ Jahren voraus, vom Beginn der Arbeit mit den Bohrmaschinen an gerechnet. Sämtliche Arbeiten waren der Unternehmerfirma gegen eine Pauschalsumme von 76500000 Fr. übergeben worden, die sich folgendermassen verteilte:
Fr. | |
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Installationen im weitesten Umfang | 7000000 |
Komplet ausgeführter Tunnel I mit der Ausweichung in seiner Mitte | 54500000 |
Ausbau des Tunnels II | 15000000 |
Total | 76500000 |
Dieses Programm konnte aber nicht durchgeführt werden. Durch eine mehr als 18 Monate dauernde Verzögerung verlängerte sich die Bauzeit auf 7 Jahre und musste die Pauschalsumme für die Vollendung des Tunnels I und die
Fr. | |
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Kosten von Spezialinstallationen um | 3971650 |
erhöht werden. Ebenso erhöhte sich die Pauschalsumme für die Herstellung des Tunnels II um | 4500000 |
sodass die endlichen Erstellungskosten, mit Einschluss der ursprünglichen Pauschalsumme von | 76500000 |
sich für beide Tunnels auf | 84971650 |
gestellt haben. Ferner stellt die Verlängerung der Vollendungsfrist bis zum d. h. 350 Tage zu je Fr. 5000 Entschädigung, noch eine weitere Summe von 1750000 Fr. dar, die von der von der Unternehmerfirma Brandt Brandau deponierten Garantiesumme nicht abgezogen werden. Aber auch der verlängerte Termin konnte nicht eingehalten werden, indem der Durchschlag des Tunnels I am derjenige von Tunnel II dagegen erst am erfolgte und der Tunnel I erst im Oktober 1905 vollkommen ausgebaut und ausgemauert war. Dem Betrieb übergab man den Simplontunnel nach ¶