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gelegene Oberwil, wohl das schönstgelegene Dorf des Thales, mit prächtigem Blick thaleinwärts und -auswärts. Die s. Bergseite steigt ziemlich sanft an, während die Stockhornkette steilere Hänge und ausgesprochenere Felsbildung aufweist, wenn auch weniger als auf ihrer N.-Flanke. Bei Weissenburg mündet von N. her in tiefer Erosionsschlucht das Thal des Bunschibaches. Unterhalb Därstetten, das sich mit seiner Kirche in schattiger Lage auf einer Terrasse über dem rechten Ufer der Simme lagert, verbreitert sich das Thal zum gewaltigen Kessel von Erlenbach, dessen Aussenorte meist an der Stockhornkette in aussichtsreicher Lage sich aneinander reihen.
Etwas unterhalb mündet von S. her als grösstes Seitenthal des Simmenthales das Diemtigthal. Das Dorf Diemtigen, links über dem Eingang auf einer Terrasse gelegen, ist nicht sichtbar, wohl aber bietet sich durch die Thalöffnung ein schöner Blick auf die imposante Männlifluh und andere merkwürdig geformte Gipfel dieses Thales. Nach O. scheint der hohe Kamm der Niesenkette das Hauptthal abzuschliessen. Dieses engt sich zu der sogenannten Porte ein, einer engen Schlucht zwischen der Simmenfluh und der isolierten Burgfluh, die sich aber bald wieder öffnet und in die Ebene von Wimmis und Heutigen hinausführt, welche durch den von der Kander durchstochenen niedrigen Wall des Strättlighügels vom Thunersee getrennt ist.
Mitbestimmend für das landschaftliche Bild sind die menschlichen Ansiedelungen. Das Simmenthalerhaus gehört mit seinem weissen Unterbau, dem hölzernen Oberbau, der breiten fensterreichen Front, dem einfachen und wenig geneigten Satteldach oder der höheren Fassade mit steilerem Dach und grossem holzverschaltem Rundbogen an der Front zu den schönsten Bauernwohnungen überhaupt. Dieser simmenthalische Baustil findet sich durch das ganze Thal hindurch vertreten, allerdings weniger rein in einigen stark modernisierten Hauptorten als vielmehr in den abseits gelegenen Weilern.
Schöne typische Beispiele finden sich in Diemtigen und in dem gleichnamigen Thal, wie auch in Boltigen, Oberwil, Erlenbach und Därstetten. An Verkehrsmitteln sind vor allem zu nennen die grosse Thalstrasse, welche von Wimmis an meist dem Lauf des Flusses folgt, nahezu überall in der Thalsole liegt, fast alle wichtigeren Ortschaften berührt und in Lenk endigt. Von ihr zweigen ab die Poststrassen über den Bruchberg (1506 m) von Boltigen nach Bulle und die Saanenmööserstrasse (1283 m) von Zweisimmen nach Saanen, sowie die Strasse durch das Diemtigthal von Oei bis Grimmialp. An Bergübergängen sind zu nennen die nur Fussgängern dienenden Pässe von Lenk über den Rawil (2415 m) nach Sitten, der Trüttlisbergpass (2040 m) von Lenk nach Lauenen, der Pass über das Hahnenmoos (1954 m) von Lenk nach Adelboden.
Ausserdem sind noch eine Anzahl von weniger benutzten Uebergängen vorhanden, wie der Morgetengrat (1962 m) von Weissenburg nach den Thälern der Sense oder Gürbe, der Otterngrat (2282 m) vom Hintergrund des Diemtigthals nach Adelboden, sowie mehrere Alppfade aus diesem Seitenthal nach der Lenk, St. Stephan oder Zweisimmen. Seit den letzten Jahren ist das Simmenthal auch durch die Eisenbahn mit der Aussenwelt verbunden. 1895 wurde die 10 km lange Linie Spiez-Erlenbach erstellt, die 1902 ihre Fortsetzung bis Zweisimmen erhielt. 1905 erstellte man die elektrische Bahn Zweisimmen-Montbovon mit Fortsetzung nach Montreux einerseits und nach Bulle andrerseits. Eine Drahtseilbahn auf den Niesen ist im Werden begriffen, und auch die Lenk soll in Bälde Anschluss an die Montreux-Oberlandbahn erhalten.
Hauptbeschäftigung der Bewohner ist vor allem die in jeder Hinsicht hoch entwickelte Viehzucht. Fast das ganze produktive Areal, d. h. bei 38440 ha, dienen der Futterproduktion. Der Aufzucht der weltbekannten Viehrasse wird die grösste Sorgfalt gewidmet. (Näheres hierüber siehe in den Artikeln Ober und Nieder Simmenthal). Neben der Viehzucht kommen die übrigen Erwerbszweige weniger in Betracht. Zu nennen ist die Holzindustrie, die in diesem waldreichen Gebiet von gewisser Bedeutung ist und eine Anzahl von Sägewerken beschäftigt.
Weniger wichtig sind die Zündholzfabrikation und Seidenweberei. Die Geschirrfabrikation, die im 18. Jahrhundert im obern Simmenthal betrieben wurde, hat gänzlich aufgehört, ebenso die Ausbeutung der Braunkohlenlager bei Boltigen. Dagegen ist der Fremdenverkehr im Zunehmen begriffen. Besuchte Badeetablissemente mit Heilquellen sind die Bäder von Lenk, Weissenburg, Grimmialp und Rotbad. In alpinistischer Hinsicht wird das Simmenthal weniger gewürdigt als die Thäler von Lauterbrunnen und Grindelwald, wie denn überhaupt der Touristenstrom dieses Thal bis vor kurzem verhältnismässig wenig berührte. Als vielbestiegene Voralpengipfel sind besonders zu nennen der Niesen und das Stockhorn. Ein erstklassiger Aussichtsberg ist auch die Männlifluh. Zwei Klubhütten erleichtern die ungefährliche und sehr lohnende Besteigung der beiden Hochgipfel Wildhorn und Wildstrubel.
Der Volksschlag des Simmenthals unterscheidet sich deutlich von dem des engern Oberlandes und nähert sich etwas demjenigen des Mittellandes. Die Frauentracht ist wohl die schönste des Kantons Bern. Formengewandtheit und Redefertigkeit ist dem Simmenthaler in hohem Masse eigen. Der Simmenthalerdialekt zeichnet sich durch Wohllaut und grosse Ausdrucksfähigkeit aus. Gross ist der Schatz an alten Sagen, Volksliedern und Sprichwörtern, für deren Erhaltung in der letzten Zeit durch literarische Publikation gesorgt worden ist.
In geschichtlicher Hinsicht teilt das Simmenthal mit dem übrigen Oberland das Schicksal, dass bis Ende des ersten nachchristlichen Jahrtausends alle sichern ¶