mehr
Basel und Schaffhausen (1528-1529). Während die Evangelischen an der eidgenössischen Tagsatzung in der Minderheit waren, zählten sie der Zahl nach mehr Anhänger als die Katholiken. Der Umstand, dass sie trotz ihrer Ueberzahl von den katholischen Orten majorisiert wurden, schuf ein ungesundes Verhältnis, dessen schwerwiegende Folgen sich bald fühlbar machen sollten. Als weitere Quelle beständiger Streitigkeiten kam hinzu, dass die Gebiete der evangelischen Orte topographisch durch die gemeinsamen Untertanenländer voneinander getrennt waren.
Im Gefühle ihrer Schwäche verbündeten sich auch die katholischen Orte, und zwar im Jahr 1529 mit dem König Ferdinand von Oesterreich, welcher Schritt einem Bruch des eidgenössischen Bundesvertrages gleichkam. Als die evangelischen Orte gegen dieses Bündnis protestieren wollten, wurden ihre Abgeordneten beschimpft. Ferner fingen die Schwyzer einen zürcherischen Pfarrer, Jakob Kaiser, der sich ins Gaster begeben hatte, ab, führten ihn nach Schwyz und überlieferten ihn hier auf Beschluss der Landsgemeinde dem Feuertod. Um diesen Schimpf zu rächen, sandte Zürich seine Truppen an die schwyzerische Grenze, in den Thurgau und ins Rheinthal, während zugleich am ein Heer von 4000 Mann bis nach Kappel vorrückte.
Die Berner marschierten ihrerseits in der Stärke von 5000 Mann gegen Bremgarten, erklärten aber, dass sie sich in der Defensive halten und nur dann eingreifen wollten, wenn Zürich angegriffen würde. Bevor nun aber die Zürcher mit den Urschweizern zusammenstiessen, beschwor Landammann Aebli von Glarus die Zürcher Hauptleute, einen Bruderkrieg vermeiden zu wollen. Mit Hilfe Berns und der neutral gebliebenen eidgenössischen Orte kam nun ein Waffenstillstand zu stande und wurde eine Verständigung in Aussicht gestellt. Die Urkantone traten von ihrem Bündnis mit Oesterreich, der sog. christlichen Vereinigung, zurück und erklärten sich durch Vertrag vom (erster Kappeler Friede) bereit, die Kriegskosten auf sich zu nehmen. Zugleich wurde vereinbart, dass es den Pfarreien der gemeinsamen Vogteien gestattet sein solle, sich nach freiem Ermessen für eine der beiden Konfessionen zu entscheiden.
Damit hatten die Zürcher gesiegt. Unter dem Eindruck dieses Erfolges machte die Reformation neue Fortschritte und erlangte in Schaffhausen und Glarus endgiltig die Oberhand.
«In der Zeit nach dem ersten Kappelerkriege warf sich Zwingli mit ausserordentlichem Nachdruck auf die auswärtige Politik. Es ist die Zeit, da er seine grossartig angelegten Pläne zur Herstellung einer umfassenden und mächtigen Verbindung reformierter Staaten und Gemeinwesen und zur Ausbreitung seiner Kirchenreform auch ausserhalb der Grenzen der schweizerischen Eidgenossenschaft zu verwirklichen sucht. Vor allem drängte das Verhältnis zu Luther und zu den deutschen Protestanten zu einem Entscheid».
Beide Reformatoren waren bisher jeder seinen eigenen Weg gegangen. Trotz seiner grossen Bewunderung für den sächsischen Reformator hatte Zwingli stets darauf geachtet, seine Unabhängigkeit zu wahren. Einer wirklichen Verständigung stand auch das grundverschiedene Wesen beider Männer hindernd im Wege. Der in der Klostereinsamkeit herangereifte Luther war von mystischer, enthusiastischer und poetischer Gesinnung, sowie voller Respekt vor der einmal bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung, sodass ihm ein Eingreifen in die Politik durchaus widerstrebte.
Zwingli dagegen war als Sohn der Renaissance und ehemaliger Weltpriester, als welcher er mit dem Volk in beständigen engen Beziehungen gestanden hatte, von philosophischem und positivem Geist erfüllt und voller Eifer für sein Ideal eines einheitlichen christlichen Staatswesens, das er in seinem Vaterlande zu verwirklichen gedachte. Als nach dem Friedensschluss zwischen Karl V. und Franz I. und nach dem Abzug der Türken vor Wien sich die deutschen Protestanten bedroht fühlten, suchte der damalige Landgraf von Hessen eine Annäherung der beiden Häupter der evangelischen Bewegung zu stande zu bringen. Während sich Luther nur ungern zu einer persönlichen Zusammenkunft und Aussprache verstand, nahm Zwingli den Vorschlag mit Eifer an. Die Disputation von Marburg, an der sich auch Melanchthon, Oekolampad und Bucer beteiligten, nahm am ihren Anfang. Es entspann sich ein lebhafter ¶