mehr
aufgefüllt, ebenso die Seen. Auch Tuff- und Torfbildungen gehören dieser neuesten Zeit an. Die früher so gewaltigen tektonischen Einwirkungen sind heutzutage fast erloschen; nur von Zeit zu Zeit erschüttert noch als letzter Nachklang dieser einstigen Umwälzungen ein Erdbeben den Boden, auf dem wir wohnen. Sonst scheint auf unserm Stück Erdrinde so lange alles zur Ruhe gelangt zu sein, bis nach sehr langen Zeiträumen vielleicht wieder einmal eine Dislokationsperiode eintritt.
7. Erdbeben (Seismologie).
Es gibt wohl wenige Naturereignisse, welche die Bewohner eines Landes derart ergreifen, wie die seismischen Bodenbewegungen. Indessen hat die Geschichte in unserem Lande seit dem grossen Beben von Basel im Jahre 1536 kein wirklich verheerendes Erdbeben mehr zu verzeichnen gehabt. Um so häufiger und interessanter sind die fast alljährlich in den verschiedensten Gebieten unseres Landes auftretenden kleinen Beben. Es sei hier vorausgeschickt, dass nicht alle Erdbewegungen als Erdbeben bezeichnet werden dürfen.
Als solche sollen nur die auf natürliche Ursachen zurückzuführenden Bodenbewegungen aufgefasst werden, insofern dieselben als Erschütterungen und nicht als langsam sich vollziehende Schwankungen auftreten. Die oft sehr intensiven Bodenerschütterungen, welche durch starke Explosionen erzeugt werden, sind also, wenn diese künstlicher Art, keine eigentlichen Erdbeben, obschon sie sich in ihren Aeusserungen und Wirkungen von vulkanischen Beben oder Bergsturzbeben keineswegs unterscheiden.
Jedes Erdbeben hat einen Ausgangspunkt, nämlich die Stelle der Erdrinde, an der die ursprüngliche Erschütterung stattfand. Dieses Zentrum kann entweder oberflächlich oder tief liegen. Im letzteren Falle heisst der vertikal darüber an der Oberfläche befindliche Punkt das Epizentrum. Logischerweise dürfen wir hier nur diejenigen Erdbeben in Betracht ziehen, welche ihren Ausgangspunkt in der Schweiz oder doch wenigstens sehr nahe an deren Grenzen haben. Aber auch ausserordentlich weit herkommende Erschütterungen, die nur von sehr empfindlichen Instrumenten aufgezeichnet werden, durchstreichen oft unser Land, ohne bemerkt zu werden. Es sind dies die sogenannten Fernbeben, während die in der Nähe oder im Lande selber entstehenden Beben als Nahebeben bezeichnet werden dürfen. Wir werden uns hier allein mit diesen letztern und zwar auch nur mit den unseren Sinnen sich offenbarenden sog. Makroseismen (so genannt im Gegensatz zu den Mikroseismen, welche nur durch sehr empfindliche Instrumente registriert werden) oder Starkbeben befassen.
Die Erdbebenbeobachtungen in der Schweiz greifen sehr weit zurück, und es sind darüber schon ganze Bände geschrieben worden. Leider beruhen aber die Angaben meist nicht auf genauen Beobachtungen oder Aufzeichnungen, weshalb die Schüttergebiete selten genau abgegrenzt werden konnten. Seit 1878 besteht in der Schweiz eine besondere Kommission, welche von der Schweizerischen naturforschenden Gesellschaft beauftragt ist, Erdbebenbeobachtungen zu sammeln und wissenschaftlich zu verarbeiten, aber leider über nur sehr beschränkte Mittel verfügt, so dass ihr fast keine Beobachtungsinstrumente (Seismometer) zu Gebote stehen.
Bezüglich ihrer Ursache können vom jetzigen Standpunkt der Wissenschaft aus die Schweizer Erdbeben in solche tektonischen Ursprungs und in Einsturzbeben geteilt werden. Erstere sind als Nachwirkung der Auslösung der in der Felshülle der Erde immer noch vorhandenen Spannungen zu deuten, welche früher die Dislokationen der Gebirge verursacht haben. Die zweite Gruppe muss auf infolge von Erosionen erfolgende Einstürze im Gebirgsinnern zurückgeführt werden. Durch vulkanische Explosionen verursachte reine vulkanische ¶