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St. Agnes vertauschte, wo er sich immer häuslicher eingerichtet hat. In der reichdotierten Anstalt (Fr. 1640000 Kapital mit 900 ha Waldung) finden die armen und kranken Bürger der Stadt Unterkunft und Pflege. Gegen Bezahlung eines gewissen Betrages können auch Pfründer in einer besonderen Abteilung des Spitals Aufnahme finden. Ebenfalls aus ältester Zeit (dem 13. Jahrhundert) stammt das Armenhaus auf der Steig (ehemals Sondersiechenhaus, besonders Asyl für Aussätzige).
Heute ist es vorzugsweise bestimmt zur Aufnahme solcher Personen beiderlei Geschlechts, die an unheilbaren Gebrechen leiden und bei ihren Angehörigen nicht wohl verpflegt werden können. Ein Werk aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts, welchem der treffliche Christoph Jezler schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch die Erbauung des zum Waisenhaus bestimmten späteren Gymnasiums in der Rheinstrasse kräftig vorgearbeitet hatte, das aber der Unverstand und Neid seiner Mitbürger damals noch nicht gelingen liess, ist das Waisenhaus an der Rosengasse, welches hauptsächlich durch die Bemühungen des hervorragenden Bürgermeisters Franz von Meyenburg für die bürgerlichen Waisenkinder eingerichtet und endlich 1822 eröffnet worden ist.
Ein gründlicher Umbau im Jahr 1895 hat wesentlich dazu beigetragen, dass das Schaffhauser Waisenhaus jetzt als eine Musteranstalt bezeichnet werden darf, mit welcher seit 1873 auch eine Pflegeanstalt für Kinder von 1-8 Jahren in einem nahegelegenen besonderen Hause in Verbindung steht. Die neueste bürgerliche Gründung ist das 1900 erbaute prächtige Bürgerheim, eine auf dem Emmersberg sehr schön gelegene Anstalt, in welcher alleinstehende und betagte Bürger und Bürgerinnen gegen eine mässige Einzahlung ein in jeder Beziehung angenehmes Heim finden können.
Weitere, nicht blos Bürgern, sondern auch Niedergelassenen zugängliche Anstalten sind:
1) Das sog. Teilhaberinstitut, eine Art Krankenkasse. Zum Beitritt sind verpflichtet alle in Schaffhausen wohnenden, bei Einwohnern der Stadt in Dienst oder Arbeit stehenden Dienstboten, Arbeiter, Gehilfen und Lehrlinge beiderlei Geschlechts. Im ferneren können dem Institute beitreten solche unbemittelte unverheiratete Einwohner, die ganz allein stehen, sowie arme Einwohner, welche die notwendige Pflege bei ihren Angehörigen nicht erhalten oder durch eigene Mittel sich nicht verschaffen können. Mit der erfolgten Aufnahme erlangen die Betreffenden im Fall der Erkrankung das Recht zur unentgeltlichen Behandlung und Verpflegung im Kantonsspital. Solche Kranke, welche nicht in den Spital eintreten wollen, finden unentgeltliche Behandlung durch den Stadtarzt (die Medikamente inbegriffen). Die Beiträge betragen monatlich 80 Rappen für die männlichen und 60 Rappen für die weiblichen Teilhaber.
2) Die Marienstiftung, welche sich auf einen Stiftungsakt des 1899 verstorbenen Fabrikanten Max Braun zur Friedau in Schaffhausen gründet. Die Stiftungsurkunde bezeichnet als Zweck der Stiftung: Errichtung einer Erholungsstation für arme weibliche Rekonvaleszenten und mittellose Wöchnerinnen nach ihrem Wochenbett, sowie eines Asyls für arme arbeitsunfähige weibliche und männliche Dienstboten. Die segensreich wirkende Anstalt steht seit dem Jahr 1901 im Betrieb. Dazu kommen:
3) das Mädcheninstitut im Kloster, gestiftet 1811 durch einen Verein von 10 Damen, von denen ursprünglich je eine Unterhalt und Bekleidung eines Mädchens auf sich nahm (daher 10 Kinder). Die armen, verwaisten oder verwahrlosten Mädchen, die hier Unterkunft und Erziehung finden, werden neben der Schule zu häuslichen Arbeiten herangezogen und in weiblichen Handarbeiten unterrichtet.
4) Die 1874 eröffnete Kinderkrippe, welche ebenfalls durch die Privatwohltätigkeit unterhalten und unter Aufsicht des Krippenvereins durch eine Diakonisse geleitet wird. Dass auch der Kinderspital und das Asyl Schönbühl, welche schon im Art. Kanton Schaffhausen Erwähnung fanden, in erster Linie der Stadt zu gute kommen, bringt ihre Lage mit sich; sie werden aber auch wesentlich durch die städtische Einwohnerschaft erhalten. Noch andere segensreich wirkende Institute sind: die Kaffeehallen, von denen vier durch die «Gesellschaft für schaffhauserische Kaffeehallen» eingerichtet worden sind;
die Sonntagslesesäle mit Vorträgen für Knaben und erwachsene Arbeiter, ebenfalls von einem Verein geführt;
das Mädchenheim, 1893 vom Marthaverein gestiftet und geführt;
das evangelische Vereinshaus zur Kronenhalle mit Hospiz, Schriftendepot und Leihbibliothek;
das katholische Vereinshaus im Fäsenstaub;
die Gemeindekrankenpflege in der Stadt und auf der Steig, durch Frauenkrankenvereine unterhalten und geleitet;
die Krankenkost, durch die Hilfsgesellschaft an Rekonvaleszenten gespendet etc. Endlich seien noch einige kleinere wohltätige Stiftungen genannt, die in öffentlicher Verwaltung stehen: die Einwohnergemeinde verwaltet den Peyerfonds für Arme, den Schlumbergerfonds für arme Augenkranke, den Krankenfonds der Bauamtsarbeiter, die Unterstützungskasse der Feuerwehr.
Die Bürgergemeinde verwaltet den Armensäckleinfonds, den Stiftungsfonds für technische Studien, den Sealsfield'schen Stiftungsfonds, das David Peyer'sche Legat und das Schalch'sche Legat für Arme. Vergl. Keller, Karl. Die Wohltätigkeitsanstalten der Stadt Schaffhausen. (Neujahrsblatt der Hilfsgesellschaft Zürich. 1879 und 1880); Keller, K., und J. J. Rüger. Kurze Geschichte des Waisenhauses der Stadt Schaffhausen. Schaffhausen 1872; Harder, H. W. Das Sondersiechenhaus und die Dreikönigskirche auf der Steig (in den Schaffhauser Beiträgen. III, 1874).
[Stadtrat Tanner und Dr. C. A. Bæchtold.]
Geschichtliches.
Die Geschichte der Stadt Schaffhausen ist im wesentlichen identisch mit der Geschichte des Kantons, weshalb wir auf diese verweisen. Nur bezüglich des jeweiligen Gesamtbildes der Stadt in den einzelnen Perioden sei dieser noch eine besondere Betrachtung gewidmet.
Was zunächst das äussere Stadtbild betrifft, so ist die ursprüngliche Stadt jedenfalls zwischen der sog. Bachbrücke und dem Vierröhrigenbrunnenplatz (Haus zur Wage) zu suchen; an beiden Endpunkten waren noch lange die alten Tore zu erkennen. Die alte Stadt muss ein Rechteck gebildet haben, welches von der «Vordergasse» durchzogen war. Südl. dieser ältesten Anlage erhoben sich die umfangreichen Gebäude des Klosters Allerheiligen mit dem Münster und ö. stand das Kloster St. Agnes. Im 13. Jahrhundert folgte dann eine bedeutende Erweiterung: die Oberstadt mit dem Obertorturm, der vicus textorum (Webergasse), die Klöster St. Agnes und Allerheiligen werden in die Umwallung hereingezogen;
durch Anlage der «Neustadt» kommt auch die «Grub» (Rheinstrasse) zur Stadt, und der Rhein wird Stadtmark gegen Süden. Im 14. Jahrhundert setzt sich die Erweiterung fort: die Unterstadt erhält im «Schwarzen Tor» ihren Abschluss;
der alte Zwinghof (an der Stelle des heutigen Munot) wird zur Stadt gezogen;
die «äussere Vorstadt» mit dem «Neuen Turm» (jetzt Schwabentorturm) entsteht (etwa 1370).
Dadurch hatte die Stadtmauer bereits im allgemeinen den Umfang erreicht, welchen sie noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte. Die Neubauten, welche ein verheerendes Brandunglück nötig machte, das am zwei Drittel der Häuser in wenigen Stunden zerstörte, führten keine wesentlichen Veränderungen in der allgemeinen Physiognomie der Stadt herbei. Doch kamen an der Stadtbefestigung während des 15. und 16. Jahrhunderts noch bedeutendere Ergänzungen und Verstärkungen hinzu, wie die charaktervollen Torbauten beim Schwabentor und ganz besonders der neue Munot, der 1564-1585 erbaut, aber bald als unzulänglich erkannt wurde, was zur Zeit des 30jährigen Krieges die grossartigsten Befestigungspläne weckte, die aber angesichts des westfälischen Friedens wieder aufgegeben wurden. Endlich in der Mitte des 19. Jahrhunderts sprengte der laute Ruf nach Erleichterung des Verkehrs auch in Schaffhausen Schritt für Schritt den Mauergürtel. Von der Mauer haben sich nur noch wenige Ueberreste erhalten, während der Munot unangetastet geblieben ist und, von Stadtrat und Munotverein treulich gehütet und gepflegt, immer noch das malerische Wahrzeichen der Stadt bildet.
Von der Gründung des Klosters Allerheiligen an (1050) stand ohne Zweifel das kirchliche Leben im Vordergrund, umsomehr als zum Kloster Allerheiligen noch andere Klöster und eine Menge Kirchen und Kapellen hinzutraten. In seiner Blütezeit, die freilich nicht lange dauerte, zählte Allerheiligen 300 Bewohner. Der Abt war auch Herr der Stadt. Unter der Aegide des Klosters wuchs ¶