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1903 auch ein neues Elektrizitätswerk die nicht mehr genügende bisherige Anlage ersetzt. Das nö. St. Gallen an der Goldach gelegene Elektrizitätswerk Lochmühle wird von der Wasserkraft der Goldach getrieben und besitzt für den Notfall noch eine Dampfmaschine mit einer Stärke von 850 Kilowatt. Ausserdem gibt noch das von einer Aktiengesellschaft betriebene Kubelwerk 600 PS Kraft an die Gemeinde St. Gallen ab, so dass diese allen an sie herantretenden Bedürfnissen reichlich zu entsprechen vermag, während die Einrichtungen selbst noch weiterer Entwicklung fähig sind. Das städtische Werk lieferte 1903 ausser der öffentlichen Beleuchtung noch Licht an 499 und Kraft an 128 Privatabonnenten, d. h. zusammen 236684 Stunden-Kilowatt für Licht und 1115503 Stunden-Kilowatt für Kraft. An letzterer Summe beteiligen sich die städtischen Strassenbahnen mit 610109 Stunden-Kilowatt. Die Einnahmen und Ausgaben des ersten Betriebsjahres des Elektrizitätswerkes haben sich mit je Fr. 331665 die Waage gehalten.
Geistiges Leben.
St. Gallen, einst durch sein Kloster ein Brennpunkt geistigen Lebens, hat dieses auch in der Folge eifrig weiter gepflegt und zugleich den Bedürfnissen einer modernen Industriestadt angepasst, so dass alle seine Schulanstalten sich eines wohlverdienten guten Rufes erfreuen. Die Primarschule umfasst in der Regel sechs Jahreskurse, wozu noch zwei weitere Jahre für solche Schüler kommen, die nicht in eine höhere Schulstufe überzutreten gedenken. Sie hat je 39 Knaben- und Mädchenklassen, die 1903/1904 im Ganzen 1654 Knaben und 1704 Mädchen zählten.
Fünf Primarschulhäuser, wovon 2 (Graben und St. Leonhard) ausschliesslich für Knaben und zwei (Thalhof und Blumenau) für Mädchen. Die nächsthöhere Stufe, die Realschule (Sekundarschule), umfasst drei Schuljahre für Knaben (16 Klassen mit 436 Schülern) und vier Schuljahre für Mädchen (14 Klassen mit 376 Schülerinnen). Die Katholiken besitzen eine in den Stiftsgebäuden untergebrachte eigene katholische Realschule mit 6 Knabenklassen (etwa 200 Schüler) und 9 Mädchenklassen (etwa 300 Schülerinnen), die von den Schulbehörden als gleichwertig mit den Gemeindeschulanstalten derselben Stufe anerkannt ist.
Die Gemeinde unterhält ferner eine gewerbliche Fortbildungsschule für beide Geschlechter. Diejenige für Mädchen unterrichtet in Sprachen (Deutsch, Französisch und Englisch), Rechnen, Schreiben und Buchhaltung, während das Programm der Knabenabteilung weiter gefasst ist und ausser den eben genannten Fächern auch noch Schweizergeschichte, Geometrie, Vermessungslehre, Algebra, Physik, Zeichnen, Modellieren, Holzschnitzerei und technische Kurse für Mechaniker, Maurer, Zimmerleute, Schreiner etc. umfasst.
Den Mädchen, die übrigens auch zu einzelnen dieser Fächer (wie z. B. zum Zeichnen) zugelassen werden, stehen ferner noch Kurse im Weissnähen und Kleidermachen zur Verfügung. Eine höhere Töchterschule fehlt dagegen. Nach dem Austritt aus den Gemeindeschulen können die Knaben an die Kantonsschule übergehen, die folgende Abteilungen umfasst: 1. Klassisches Gymnasium mit 7 jährigem Unterricht, Eintritt nach 6 Jahren Primarschule, Vorbereitung auf die Universitätsstudien;
2. Industrieschule mit 5jährigem Kurs, Eintritt nach 6 Jahren Primar- und 2 Jahren Realschule, Vorbereitung auf das Polytechnikum;
3. Handelsschule mit 3 jährigem Kurs und den nämlichen Eintrittsbedingungen wie bei der Industrieschule;
der Unterricht erstreckt sich neben den eigentlichen Handelsfächern noch auf Sprachen, Chemie, Physik, Naturgeschichte, Zeichnen, Weberei und Stickerei. In allen Klassen der Kantonsschule wird Unterricht in Religion und - fakultativ - in Musik (Gesang, Klavier, Geige, Flöte, Posaune etc.) erteilt.
Jeder Schüler der Real- und Kantonsschule wird in das Kadettenkorps eingereiht, sofern nicht ein ärztliches Zeugnis um Dispens vorliegt. Nach dem Austritt aus der Kantonsschule können die jungen Leute noch zwei Jahreskurse am Lehrerseminar absolvieren, um sich damit das Fähigkeitszeugnis zum Unterricht auf der Sekundarschulstufe zu erwerben. Die Kantonsschule steht auch den Mädchen offen, doch finden sich kaum mehr als eines oder zwei in jeder Klasse. Von Spezialschulen sind zu nennen: 1. Eine Schule für Stickereizeichner mit 5 Klassen, deren jede einer bestimmten Spezialität entspricht und die je nach der Art dieser Spezialität 5-9 Semesterkurse umfassen;
2. kaufmännische Fortbildungskurse für Lehrlinge und Angestellte, vom ¶