mehr
stimmt ziemlich genau überein mit der Tragweite des Blickes nach NO., in welcher Richtung man über die schweizerische und die schwäbische Hochebene hin bis zum Bussen (757 m) bei Biberach (an der Bahn Friedrichshafen-Ulm) sehen kann. In entgegengesetzter Richtung reicht der Blick sogar noch weiter, da sich, schon ausserhalb des theoretischen Gesichtskreises, die westl. Juragipfel zur Sichtbarkeit erheben. So ist selbst die etwa 190 km entfernte Dôle zu sehen, so dass die Rigiaussicht von SW.-NO. einen Durchmesser von rund 340 km besitzt. Nach N. und S. dagegen ist die Aussicht eingeengt, dort durch Jura und Schwarzwald, hier durch die Alpen. Senkrecht zu diesen dringt der Blick aber doch durch das Reussthal und die Lücke des Kreuzlipasses bis zum Scopi (60 km); in den Berneralpen erreicht man noch das 115 km weit entfernte Wildhorn und in den Alpen östl. des Rhein den Hochgerrach und Zitterklapfen.
Es ist schwierig, dieses ungeheure Panorama anschaulich zu beschreiben. Im Vordergrund liegt zu unsern Füssen der Spiegel des Zugersees, der in herrlichen grünen oder blauen bis violetten Tönen zu uns heraufschimmert. An sein friedliches Ufer schmiegt sich rechts der waldige Abhang des Zugerberges, kommen von links die Vorsprünge des Kiemen und von Buonas, und um die Mündung der Rigiaa drängt sich der Flecken Arth. Dieser flieht die unheildrohende Nähe des Rossberges, der seinen tückischen Rücken Goldau zukehrt, das er vor einem Jahrhundert durch seinen mächtigen Felsschlipf verwüstet und zerstört hat.
Weiter nach rechts blinkt der sagenumwobene Lowerzersee, aus dem die Schwanau heraufgrüsst, als wollte sie Hilfe suchen gegen die böse Steineraa, welche mehr und mehr darnach trachtet, die kleine Insel landfest zu machen. Seewen und Schwyz schimmern jenseits des Sees, leicht zu erkennen an den dahinter in die Höhe ragenden beiden Mythen. Wandern wir mit unsern Blicken weiter nach rechts, so erfreuen uns die wald- und weidereichen Rigigipfel der Hochfluhkette, der Scheidegg und des Dossen.
Wir drehen uns noch etwas weiter und haben den prachtvollen Grat vor uns, der vom Kulm zum Känzeli hinausführt. Von all' diesen Höhen eingeschlossen liegt unter uns der Trichter der Rigiaa mit seinen Wäldern und Weiden, aus denen oft Felsköpfe herausschauen und breite Wettertannen sich erheben. Dann dringt unser Blick zu den Tiefen des Vierwaldstättersees hinab. Während wir über Rigifirst das Gersauerbecken von Buochs bis Beckenried erblicken, zeigt sich uns über den Kulm-Känzeli-Grat das Blau des Küssnachter-, Luzerner- und Alpnachersees, dann am Seeende die Stadt Luzern und endlich unter der Terrasse des Seebodens Küssnacht, die Hohle Gasse und Immensee, womit wir wieder am Zugersee angelangt sind.
Doch nun zurück zu den Alpengipfeln. Den Pilatus, das Stanserhorn und das Buochserhorn erkennen wir auf den ersten Blick. Zwischen den beiden erstern gehts hinein zum Sarnersee und über den Brünig und zwischen den andern ins Engelberg. In diese zwei Thäler schauen herüber die Riesen des Berner Oberlandes: Finsteraarhorn, Lauteraarhorn, Schreckhorn und Wetterhorn, sodann Eiger, Mönch und Jungfrau (diese aber fast ganz verdeckt), weiter rechts der weisse Kamm der Blümlisalp.
Vom Wildhorn an sind die Berneralpen durch das Brienzerrothorn verdeckt, das als breiter Gipfel rechts vom Brünig aufsteigt. Zwischen Scheidegg und Dossen ragt der Felsklotz des Niederbauen auf, und zwischen diesem und dem Buochserhorn finden wir die Gipfel südl. vom Vierwaldstättersee. Da folgt zunächst die lange Kette zwischen Urnersee und Engelberg, die mit dem Oberbauen beginnt, über den Zingel, das Haldifeld, den Schwalmis und den Risetenstock streicht und mit der scharfen Spitze des Brisen endigt.
Ueber diesem stemmt der Titlis mit gewaltiger Schulter seinen Gletscher himmelan, und links davon erhebt das Sustenhorn sein breites Haupt. Ueber dem Schwalmis ragt der steile Kopf des Engelberger Rotstockes, der mit dem Wissig und dem Hauptgipfel des Urirotstockes zusammen den Blüemlisalpfirn einschliesst. Hinter diesem schauen die Türme des Spannorts und der Kamm des Schlossberges herüber. Die Gipfelreihe des Urirotstockes setzt sich noch nach links fort bis zum Gitschen, dessen Grat man hinter dem Oberbauen ins Reussthal hinunter sinken sieht.
Dieses Querthal bildet einen selbst vom Rigi aus bemerkbaren Einschnitt in die Alpenwelt. Jenseits desselben ragt der Bristenstock auf, die grösste uns sichtbare reine Pyramidenform des mit ihm beginnenden krystallinen Gebietes. Von diesem erblicken wir indessen nur wenig, da das Gotthardgebiet durch den Urirotstock verdeckt ist. Doch dringt der Blick durch Reuss- und Etzlithal bis zum Scopi, und auch Oberalpstock, Düssistock und Piz Cambriales sind sichtbar.
Gross und markant sind aber die Formen, die, aus Hochgebirgskalk aufgebaut, jenen krystallinen Gipfeln vorlagern: Kleine und Grosse Windgälle und der sie fortsetzende Grosse Ruchen, das zweigipflige Scheerhorn;
dagegen wird das schiefe Plateau des Tödi in der Mitte verdeckt durch den höchsten Teil des Claridengrates, die östl. Fortsetzung des Scheerhorns.
Vor diesen massigen Gestalten liegt eine ganze Gesellschaft kleiner aber verwegener Gipfel, die das Riemenstaldenthal und Muotathal einerseits vom Schächenthal andererseits trennen, die nähern aus Kreidekalk, die ferneren aus Jurakalken aufgebaut. Die folgende Gruppe liegt zwischen Tödi und Glärnisch, welch' letzterer uns seine zwei Hauptgipfel (Ruchen und Bächistock) und seinen Firn darbietet. Rechts davon erscheint als w. Fortsetzung des Glärnisch der Böse Faulen (Reiselt, Riselt) mit seinem dem Tödi ähnlichen Gipfel.
Vor diesem und zwischen dem Mythen und dem Frohnalpstock breitet sich das Muotathal aus. Zwischen dem Glärnisch und dem das Alpenpanorama ö. begrenzenden Säntis erhebt sich endlich eine Menge von Glarner-, Schwyzer-, Toggenburger-, Bündner- und sogar Vorarlbergerbergen mit zum Teil sehr charakteristischen Formen, die aber nur dem Kenner klar werden, da fast alle diese Berge gleich hoch erscheinen. Ermüdet vom angestrengten Schauen in die Alpenwelt, wenden wir uns gerne noch einmal dem Mittelland zu, lassen die Augen langsam von Höhe zu Höhe, von See zu See (14 sichtbare) und von Dorf zu Dorf schweifen, um endlich auf den ferneblauen Juraketten, dem Schwarzwald und den Vogesen ruhend zu verweilen.
Die Aussicht vom Känzeli zeichnet sich besonders durch den Blick auf den Vierwaldstättersee, die von der Scheidegg durch den Einblick ins Thal von Schwyz bis Arth aus.
Name und Geschichte.
Der Rigi wird zuerst genannt am in welchem Jahre die Allmendgenossen zu Küssnacht eine Verordnung betreffend ihre Güter «an Riginen» machten. Im Jahr 1385 findet ein Kauf statt um das Gut Richensperg, jetzt Rischberg, «an Rigenen». Der Name Rigenen ist der Plural zum althochdeutschen riga (fem.) = Band, Streifen. In den Bergen bezeichnet er die schief ansteigenden Felsbänder, die häufig mit Graswuchs bedeckt sind. Das Geschlecht des Wortes Rigi in der Singularform ist streitig. Trotzdem die Luzerner und Schwyzer «die» Rigi sagen und auf «die» Rigi gehen, hält es doch die Redaktion für angebracht, die sonst allgemein übliche Form «der» Rigi beizubehalten. Sie hält es in dieser Hinsicht mit Carl Spitteler, der in seinem hübschen Buche Der Gotthard (Frauenfeld 1897; p. 116) sich wie folgt äussert: Da einmal die Welt «der Rigi» sagt und Brauch in der Sprache Rechtskraft besitzt, da ferner in der Anwendung, ich meine bei der Verbindung im Satz, bei der Deklination der weibliche Artikel weniger sinnverständlich wird als der männliche, da schliesslich durch das Hinzudenken des Wortes «Berg», also der «Rigiberg», jedes Gewissensbangen beseitigt wird, so sehe ich nicht ein, warum wir unsere gute alte bequeme Gewohnheit «der Rigi» mühsam umlernen sollen.
1585 wurde bei der Kalten Quelle (Gemeinde Weggis) eine Kapelle erstellt und 1687 im «Sande» für die Sennen auf dem Rigi eine Kirche und auch ein Klösterlein erbaut (daher die Namen Rigikaltbad und Rigiklösterli). Die Kirche beim Klösterli wurde 1700 durch den päpstlichen Nuntius unter dem Namen «Maria zum Schnee» eingeweiht und entwickelte sich bald zu einem berühmten Wallfahrtsort. Im Anfang des 18. Jahrhunderts besuchten den Rigi jährlich 12000-15000 Pilger. Im Kaltbad wurde die Quelle zum «Schwesternborn», die eine beständige Temperatur von 4° C. hat, schon im 16. Jahrhundert von den ¶