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Thales zu sichern. Diese Pässe, besonders die 1818/23 mit prachtvollen Kunststrassen versehenen des Splügen und Bernhardin, haben lange Zeit viel Verkehr und Verdienst ins Land gebracht. Seit Eröffnung der Gotthardbahn haben sie an Bedeutung sehr viel eingebüsst, obwohl sie auch jetzt noch im Sommer und Winter von der Post befahren werden. Der Rückgang des Verkehrs hat sich sehr fühlbar gemacht, die Güterpreise und die Bevölkerung sind gesunken. Im Jahr 1880 betrug diese für das ganze Thal 1091, im Jahr 1900 nur noch 899 Seelen, für die grösste Gemeinde, Splügen, sank sie in dieser Zeit von 484 auf 373 Einwohner.
Eine Splügenbahn würde zwar den Verkehr des Rheinwald mit der Aussenwelt erleichtern, jedoch den alten Transit zwar wohl für Graubünden, aber nicht für das Rheinwald zurück erobern und vermehren. Denn der nach dem Projekt Moser 18 km lange Tunnel würde schon bei der Bärenburg hinter Andeer beginnen. Dagegen würde der Fremdenverkehr auch im Rheinwald einen bedeutenden Aufschwung nehmen. In bescheidenem Mass hat er sich übrigens schon ohne dies eingestellt, und er wird sich bei den mancherlei Vorzügen des Thales noch weiter entwickeln.
Die Adulagruppe mit ihren stolzen Gipfeln und weitgedehnten Gletschern, das herrliche Tambohorn, die Surettahörner und die wildzerrissenen Mauern und Spitzen der Splügner Kalkberge werden die Touristen mehr und mehr anziehen; die reine Bergluft und der selten getrübte Himmel, die prächtigen Matten, der wechselreiche Blick auf eine vielgestaltige Bergwelt, die Möglichkeit weitgedehnter ebener oder wenig ansteigender Spaziergänge, die sprudelnden Wasser und nicht zum Mindesten die wohltuende Stille und Abgeschiedenheit werden von den Sommerfrischlern gesucht werden.
Auch die vielen Pässe, die ein Kommen und Gehen von und nach verschiedenen Seiten ermöglichen, sind ein Vorzug des Thales, so ausser den beiden Bergstrassen auch der Valserberg (nach Vals-Lugnez), der Löchliberg (nach dem Safienthal) und die Pässe des bei Nufenen mündenden Areuethales (nach San Bernardino-Mesocco). An interessantern Vertretern der Flora seien noch genannt: am Splügenpass Gentiana purpurea, Polypodium raeticum, Primula longiflora, Sesleria disticha, weisse Alpenrosen und manche schöne Fels- und Polsterpflanzen;
bei Nufenen Polygonum alpinum, das seltene amethystblaue Eryngium alpinum, Pedicularis incarnata, hieracium albidum, Allium victoriale;
bei den Rheinquellen Aster alpinus, Saussurea lapathifolia, Gnaphalium leontopodium, Pinguicula grandiflora, Armeria alpina, Salix glauca etc.