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kleinem Raum eine solche Mannigfaltigkeit des Reliefs und eine so ausgeprägte Originalität der Gipfelbildung, wie der Rätikon. Besonders fallen die imposanten Gestalten des Falknis (2566 m), der Scesaplana (2969 m), der Kirchlispitzen (2541 und 2555 m), der Drusenfluh (2829 und 2828 m), der Sulzfluh (2820 m), der Scheienfluh (2630 m) und der Rätschenfluh (2707 m) auf, die gleich riesigen Bastionen mit fast senkrechten Wänden aufragen und oft plateauartige, zum Teil firngekrönte Scheitelflächen tragen, aber auch einen Reichtum von vielgestaltigen Zinnen, Türmen, Erkern, vorspringenden Rippen und dazwischen eingelassenen Runsen und Kaminen aufweisen, während das Madrishorn und seine gesteinsverwandten Trabanten des Osträtikon mehr die Pyramidenformen und zerrissenen Gräte der steilaufgerichteten Gneise und krystallinen Schiefer zeigen.
Der Preis der Schönheit unter diesen Bergen gehört der Drusenfluh, deren riesige S.-Wand zu den gewaltigsten Gebilden dieser Art in den Schweizeralpen gehört. Aber als Aussichtspunkt steht obenan die Scesaplana, die infolge ihrer Höhe und vorgeschobenen Lage ein Schaugerüste ersten Ranges ist und seit Jahren einen stets sich mehrenden Strom von Touristen anzieht. Ihr gehört auch der grösste Gletscher des Rätikon an, der auf hoher Terrasse flachausgebreitete Brandner Ferner, der mit seiner Umrahmung von Brand aus einen herrlichen Anblick gewährt.
Ein weiterer Schmuck der Scesaplana ist der 1000 m unter dem Gipfel in grossartigem Felsenzirkus eingebettete Lünersee, dessen smaragdgrüner Spiegel wunderbar kontrastiert mit den kahlen, zum Teil phantastisch gestalteten Wänden und rauhen Schutthalden ringsumher. Ueber dem w. Ufer des Sees findet sich die Douglashütte des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins. Eine Rivalin der Scesaplana ist die Sulzfluh, die ebenfalls einen kleinen Gletscher trägt und der auch der Schmuck kleiner Bergseen nicht fehlt. Wir finden da den Tilisunasee (2102 m) im NO. und den Partnunsee (1874 m) im SO. zu beiden Seiten des vielbegangenen Grubenpasses. Eine Eigentümlichkeit der Sulzfluh sind ihre Höhlen. Solche gibt es zwar auch in andern Teilen des Rätikon noch manche, aber nirgends sind sie so gross und so zahlreich wie an der Sulzfluh. Ihrer mehrere finden sich in der O.-Wand des Sulzfluhplateaus.
Ferner wird auch das Madrishorn (2830 m), der Hauptgipfel im Gneiskamm des Osträtikon, häufig bestiegen, weil man hier einen herrlichen Blick auf die schon näher gerückte Silvrettagruppe geniesst. Mit dieser Besteigung lässt sich leicht diejenige der Rätschenfluh und des Saaser Calanda verbinden. Schwieriger und seltener gemacht ist diejenige des österreichischen Madriser Spitz. Ebenfalls nur selten besucht werden die weiter n. folgenden Spitzen des Gneiskamms (Gargellenköpfe, Riedkopf, Rotspitz, Vierecker, Röbispitzen, Sarotlaspitzen etc.), alles nur kleinere Formen und keine grossen Gipfelindividuen.
Nur die vorgelagerten Kalkberge der Scheienfluh (2630 m) und des Schollbergs (2574 m) imponieren wieder mehr und erhalten hie und da Besuch. Ein vielbesuchter Hauptaussichtspunkt ist aber noch der Falknis (2566 m), der westl. Eckpfeiler des Rätikon, der einen wundervollen Blick namentlich in die benachbarten Thäler (Rheinthal von Chur bis zum Bodensee, Seezthal bis Walen- und Zürichsee und Prätigau) gewährt. Zusammen mit dem doppeltürmigen Gleckhorn ist der Falknis nach dem Urteil des Geologen Theobald eine der schönsten Bergformen Graubündens. An ihn reihen sich nach O. die beiden Grauspitzen (2601 und 2577 m), der Naafkopf (2574 m), der Tschingel (2544 m) und an die Scesaplana angelehnt der Hornspitz (2540 m), alles weniger bekannte und seltener besuchte Gipfel.
Auch Kirchlispitzen und Drusenfluh, östl. von der Scesaplana, werden seltener bestiegen, obwohl namentlich die gewaltige Drusenfluh, nicht zum mindesten der Schwierigkeiten wegen, auf geübte und mutige Bergsteiger einen grossen Reiz ausübt. Den ebenfalls dem Kalkgebirge (vorherrschend Trias) angehörenden, nach N. ausstrahlenden Seitenkämmen mit ihren rauhen, wildzerrissenen Gräten entragen zahlreiche kühngeformte Gipfel von zum Teil grossem touristischem Interesse, wie besonders im Gebiet der Drei Schwestern (2108 und 2124 m), der Zimbaspitze (2645 m) und des Schwarzhorns (2462 m). Im Gegensatz zu diesen nördl. Auszweigungen zeigen die südl. Vorberge des Rätikon die sanfteren, dem Schiefergebirge und der Flyschbildung eigentümlichen Formen mit ihren breiten, bis auf die Gipfel reichenden Rasenhängen, die allerdings dann und wann von wilden Runsen und Schluchten durchrissen sind und durch diese bei heftigern Regengüssen oft genug verheerende Rüfen ins Thal senden. Dem Touristen bieten sie wenig, obwohl der Vilan (2380 m) bei Seewis, der Ochsenberg (2312 m) und der Girenspitz (2397 m) bei Schiers, das Kreuz (2200 m) und das Kühnihorn (2416 m) bei Schiers und St. Antönien schöne Aussichtspunkte sind und von den Thalbewohnern und Kurgästen der Gegend gern besucht werden.
Die Pässe über den Zentralkamm des Rätikon sind ziemlich zahlreich, aber durchweg sehr hoch - keiner unter 2100 m - und beschwerlich. Grössere Verkehrsbedeutung haben sie nie gehabt, ausgenommen der Luzisteig und etwa das Schlappinerjoch. Der Luzisteig (719 m) ist aber mehr eine ¶