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1902) u. A. In Plainpalais befinden sich das Gebäude der medizinischen Fakultät der Genfer Universität, das Schlachthaus, das bald durch eine in grösserer Entfernung von der Stadt stehende Anlage ersetzt werden soll, Zeughaus und Kaserne, der alpine Versuchsgarten (Jardin alpin d'acclimatation), der Zirkus etc. Reformierte Pfarrkirche. Gemeinnützige Institute: die vom Kantonsspital aus geleitete Poliklinik und Frauenklinik, der Kinderspital, der private Spital Butini für Frauen und Kinder, das Mädchenheim (Le Secours), das stellenlosen jungen Mädchen gegen Arbeitsleistung Wohnung und Nahrung bietet, ein privates Waisenhaus für Mädchen reformierten Glaubens, eine Kinderkrippe.
Primar- und Kleinkinderschulen. Badanstalten an der Arve. Rege industrielle Tätigkeit: Genfer Fabrik für physikalische Instrumente, Stein- und Bildhauerwerkstätten, mechanische Werkstätten und Schlossereien, Fabriken für elektrische Apparate, Fabrikation von Grabkränzen, Verbandstoffen;
Velofabriken. Zimmerplätze und Brennholzniederlagen etc. Requisiten- und Kulissenhaus des Theaters.
Ueber die übrigen Quartiere der Gemeinde Plainpalais vergl. die betr. Spezialartikel. Die in ihrem grossen Durchmesser 700 m lange Wiesenfläche der sog. Plaine de Plainpalais dient als Platz für Volksfeste und hie und da auch als Exerzierplatz; sie war aber auch Zeuge verschiedener Hinrichtungen, so z. B. derjenigen des Banditen Frésier (1678), der lange Zeit die Strasse von Genf nach dem Mandament Peney unsicher gemacht hatte.
Der Name Plainpalais soll von den zwei mundartlichen Ausdrücken pllan = Ebene und palé = Pfahlreihe herrühren, da hier der von Julius Caesar im Jahr 58 v. Chr. gegen die Helvetier gezogene berühmte Pfahlwall begonnen habe. Römische Altertümer hat man an verschiedenen Stellen der Gemeinde in grosser Anzahl aufgefunden. Im 15. Jahrhundert reichte Plainpalais bis an den Fuss der Mauern von Genf und umfasste damals noch die vom Stift St. Pierre verwalteten Vororte La Corraterie und Saint Léger, die im Interesse der leichteren Verteidigung der Stadt im 16. Jahrhundert abgetragen, dann wieder aufgebaut und 1687 aus dem gleichen Grund neuerdings zerstört worden sind.
Nachdem das nahe der Madeleine stehende erste Kloster der 1222 in Genf eingezogenen Dominikaner abgebrannt war, verlegten diese Mönche ihr neues Kloster mit seiner prunkvollen Kirche nach Plainpalais. Dieser Bau mag etwa 1263 aufgeführt worden sein. Als Farel 1535 eines Tages in dieser Kirche die Reformation verkündet hatte, wurde sie vom Volk geplündert und zerstört, worauf man die Trümmer auf Abbruch verkaufte. In Plainpalais bestand ausserdem noch ein Augustinerkloster.
Auf dem von Philippe Compeys, dem damaligen Generalvikar der Diözese, 1469 der Stadt Genf geschenkten Platz des jetzigen Friedhofes errichtete man 1489 einen Spital für Pestkranke und eine der Sainte Marie de Miséricorde und St. Peter und Paul geweihte Kirche, welch' beide Bauten 1776 abgetragen worden sind. Das von René, Bastard von Savoyen, nahe der Arvebrücke 1480 gestiftete Kloster mit der Kirche zu Notre Dame de Grâce wurde 1536 zerstört. In Plainpalais fand 1529 das erste Schützenfest - ein Vogelschiessen oder «tir au papegay» - der Société du Jeu de l'Arc statt. An andere hier gepflogene Volksbelustigungen erinnern heute noch die Namen der Avenue du Mail, der Rue du Vieux Billard und anderer Gassen. Im 15. Jahrhundert legten die Dominikaner Gemüsegärten an, die bald eine lokale Berühmtheit erlangten und zu Beginn des 18. Jahrhunderts wesentlich vergrössert wurden.
Sie zogen sich damals vom Pont de Carouge bis zur Jonction dem rechten Ufer der Arve entlang und wurden im N. von der Avenue du Mail begrenzt. Dieser Gemüsebau gestaltete sich immer lohnender, so dass sich die sehr zahlreichen Gärtner bald zu einer besonderen Zunft organisierten, die von 1706 an alljährlich ein Fest zu feiern pflegte, das seit 1831 zu einem allgemeinen Volksfest, einer sog. «vogue», wurde. Der volkstümliche Name «les plantaporets» (d. h. planteurs de poireaux = Lauchpflanzer), den sich diese Gärtner seinerzeit beigelegt hatten, wird heute noch hie und da scherzweise auf die Bewohner von Plainpalais angewendet. Die rasch sich ausdehnende Stadt Genf hat dann allmählig, besonders gegen Ende des 19. Jahrhunderts, auf die fruchtbaren Gemüsegärten von Plainpalais übergegriffen, so dass davon blos noch einige mitten in den Häusermassen versteckte Reste erhalten geblieben sind. Vergl. Fontaine-Borgel, Claude. Souvenirs de Plainpalais. Genève 1887; Bonifas, Ch. Genève qui s'en va; vieux Moulins et jardins de Plainpalais. Genève 1900.