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der Luft gedörrt), Oberländer Schinken und Schafschinken von vorzüglichen Qualitäten hergestellt und auch ausgeführt. Unübertroffen ist der Alpenhonig, besonders von Tavetsch, Medels und Panix. Die Bienenzucht ist seit den 80er Jahren in erfreulichem Fortschritt begriffen.
Bevölkerung.
Das Bündner Oberland ist begreiflicherweise nicht stark bevölkert. Es hat bis hinunter nach Tamins und Reichenau auf 1514 km2 nur 19403 Ew., also 12,8 per km2, wird aber wohl infolge des Eisenbahnbaus und des steigenden Verkehrs überhaupt (Vermehrung und Vergrösserung der schon jetzt ziemlich zahlreichen Kurorte) in den nächsten Zeiten etwas zunehmen. Natürlich ist der weitaus grösste Teil des Landes überhaupt gar nicht bewohnt. Die Bevölkerung drängt sich auf meist schmale Kulturstreifen in den Thalsohlen und auf den untern Gehängeterrassen zusammen und beträgt hier bis 120 Ew. per km2. Im Hauptthal selber sind es 14530, in den Seitenthälern zusammen 4873 (im Val Medels 536, im Lugnez mit Vrin und Vals 3752, im Safienthal 585). Politisch verteilt sich diese Bevölkerung auf die Bezirke Vorderrhein (7 Gemeinden in einem Kreis) mit 5917, Glenner, der auch auf die N.-Seite des Rhein hinübergreift (39 Gemeinden in 3 Kreisen) mit 10494 und Teile der Bezirke Heinzenberg (Safienthal mit Safien und Tenna, 585) und Im Boden (Flims, Trins und Tamins mit 2407 Ew.). Sprachlich und konfessionell ist diese Bevölkerung bunt gemischt und durcheinander gewürfelt.
Doch herrscht das romanische und katholische Element entschieden vor. Auf die Romanischen kommen 75%, auf die Deutschen 22% und auf Anderssprachige (hauptsächlich italienische Eisenbahn- und Strassenarbeiter) etwa 3%, auf die Katholiken 71% und auf die Reformierten 29% der Bevölkerung. Der Bezirk Vorderrhein mit Disentis als Hauptort ist sozusagen rein romanisch und katholisch (wenig über 100 Deutsche und kaum 20 Reformierte), der Kreis Safien umgekehrt fast rein deutsch und reformiert. Im Bezirk Glenner mit dem Hauptort Ilanz machen die Romanischen 71, die Deutschen 26%, die Katholiken 72 und die Reformierten 28% der Bevölkerung aus, im Kreis Trins (ohne Felsberg) die Romanischen etwa 60, die Deutschen 32 und die Italiener (und andere) 8%, die Katholiken 16 und die Reformierten 84%. Es ergibt sich hieraus, dass es im Oberland auch katholische Deutsche und reformierte Romanen hat, obwohl in der Regel die Deutschen reformiert, die Romanen katholisch sind. Vorherrschend romanisch-reformierte Gemeinden sind Trins, Flims, Kästris, Riein, Pitasch, Duvin, Luvis und Waltensburg, deutsch-katholisch Vals und Obersaxen, deutsch-reformiert Tamins, Safien-Tenna, Versam und Valendas. In Ilanz mit jetzt etwa 1000 Ew. halten sich Deutsche und Romanen einerseits, Reformierte und Katholiken andererseits annähernd das Gleichgewicht.
Dass bei dem Reichtum an herrlichen Alpweiden die Viehzucht, verbunden mit Alpwirtschaft, den Haupterwerbszweig des Oberlandes ausmacht, ergibt sich aus dem früher gesagten. Der Landbau ist nur in den tiefsten und mildesten Lagen, wie z. B. in der Gruob, von nennenswerter Bedeutung (Getreide-, Gemüse-, Kartoffel- und Obstbau). Dagegen entwickelt sich immer mehr der Fremdenverkehr. Flims und vor allem Flims-Waldhäuser (Kur- und Seebadanstalt, gross und modern eingerichtet und auch den höchsten Ansprüchen genügend), Ilanz, Peiden Bad (gipshaltige Eisensäuerlinge), Vals Platz (eisenhaltige Gipstherme), Brigels, Teniger Bad (Val Somvix; bittersalzhaltige Gipsquelle) und Disentis (salinischer Eisensäuerling) erfreuen sich schon seit längerer Zeit eines guten Rufes und immer wachsenden Zuspruchs.
Dazu haben sich in neuerer Zeit zahlreiche kleinere Luftkurorte und Sommerfrischen aufgetan, so Laax bei Flims, Versam, Safien-Neukirch, Seewis, Cumbels, Morissen, Villa, Vrin, Furth, Obersaxen, Truns, Medels-Curaglia, Sedrun und Tschamut. Die Ausnutzung der Wasserkräfte wird vielleicht auch einige Industrie ins Land führen. Der Bergbau hat im Oberland nie eine grössere Rolle gespielt. Es fehlt an nutzbaren Metallerzen. Dagegen sind manche Thäler und Striche reich an schönen Mineralien der mannigfaltigsten Art, so besonders das obere Rheinthal vom Tavetsch bis Truns, Rusein und Puntaiglas, Val Cornera, Nalps, Medels mit Val Cristallina und Scopi, Somvix-La Greina, Vrin und Vals. (Vergl. Tarnuzzer a. a. O., S. 152 f.).
Werfen wir noch einen Blick auf die Siedelungen. Die Zahl der politischen Gemeinden ist mit 51 (inkl. Tamins) eine ganz stattliche. Viele derselben zerfallen in mehrere Dörfer und Weiler, so dass, wenn man diese zählen wollte, eine noch viel grössere Zahl von Ortschaften herauskäme (etwa 120). Ilanz, die «erste Stadt am Rhein», zählt als Gemeinde kaum 1000 Ew. (bei der letzten Zählung 931), das Städtchen allein nur 540. Die grösste Gemeinde ist Disentis mit 1359 (das Dorf allein 400), die kleinste Strada bei Schnaus mit nur 50 Ew. Ueber 1000 hat nur noch die Gemeinde Somvix (1202). 12 Gemeinden haben 500-1000 Ew., 8 weniger als 100 Ew. Ganze Thalschaften und Gegenden mit zahlreichen kleinen Ortschaften, von denen die meisten ihre eigene Kirche oder Kapelle und Schule haben, bilden je eine einzige Gemeinde, so z. B. das ganze Tavetsch, das ganze Val Medels, Dorf und Thal Somvix, ganz Obersaxen, das ganze Vals etc. Andererseits sind oft nahe beieinander liegende Orte in ebenso viele Gemeinden geteilt, so in der Gruob und im Lugnez. Es spiegeln sich in diesen Zusammenziehungen und Teilungen geographische und historische Momente, wie Lage, Wegsamkeit, Abstammung, Sprache, Konfession, frühere Herrschafts- und Untertanenverhältnisse etc. Dies ist auch der Fall bei manchen Eigentümlichkeiten der jetzigen politischen Zuteilung. So ist das nach seiner Lage zu Obersaxen (deutsch) gehörige Neukirch (romanisch) dem Kreis Lugnez zugeteilt.
Brigels und Waltensburg, obwohl nach Lage (auf einer und derselben Terrasse) und Sprache (beide romanisch) zusammengehörig, sind verschiedenen Kreisen zugeteilt, das katholische Brigels dem Kreis Disentis, das reformierte Waltensburg dem Kreis Ruis, obwohl letzterer ohne Waltensburg auch rein katholisch wäre. In frühern Zeiten reichten eben die Territorial- und Herrschaftsrechte des Klosters Disentis bis nach Brigels hinunter, während Waltensburg einer weltlichen Edelherrschaft, längere Zeit mit Andest, Seth, Ruis und andern Orten der Herrschaft Jörgenberg, angehörte.
In den ausgedehnten Gemeinden Obersaxen, Vals und Safien zeigt sich das Bestreben einer in zerstreuten Höfen angesiedelten Bevölkerung, diese jeweilen möglichst in einer Gemeinde zu vereinigen, um sich gegenseitig zu stützen und seine Eigenart in fremdem Land zu bewahren. Diese Leute waren die «freien Walser», aus dem Oberwallis herüber gekommene Kolonisten (13. und 14. Jahrhundert). Von ihnen stammt ein beträchtlicher Teil der deutschen Bevölkerung des Oberlandes.
Ihre zerstreuten Hofsiedelungen und kleinen Weiler unterscheiden sich deutlich von den dichtgedrängten Haufen- und Gassendörfern der romanischen Bevölkerung. Beachten wird man auch, wie in den Walsergemeinden die Reste ehemaliger Herrschaftssitze fast gänzlich fehlen. Doch gilt dies auch von allen Seitenthälern überhaupt, selbst von so grossen wie das Lugnez. Im Rheinthal dagegen wimmelt es fast von gebrochenen oder sonst zerfallenen Burgen. Von Trins bis Waltensburg und Rinkenberg finden sich deren etwa 20, weiter oben nur noch 2 (Hohenbalken an der Mündung des Val Rusein und Pontaningen bei Sedrun-Ruèras). Die alten Gebietsherren (Grafen, Freiherren, Ritter) bevorzugten also für ihre Sitze das Hauptthal, besonders dessen untere Stufen, auch wenn ihr Besitz bis in die Seitenthäler hineinreichte.
Wie meistens in den Alpen sind die Dörfer in der Regel reihenweise an der Sonnenseite der Thäler gelegen. So ist es der Fall im Rheinthal von Sedrun über Disentis, Somvix, Truns, Schlans, Brigels, Waltensburg, Seth, Ruschein, Ladir, Fellers, Laax, Flims und Trins nebst zahlreichen kleinern Orten, im Lugnez mit Vrin, Lumbrein, Vigens, Igels, Villa, Cumbels und Morissen, in Safien mit Thal, Platz, Neukirch und Tenna. Hie und da sind es zwei Reihen übereinander, so im Thalbecken von Ilanz mit der unteren Reihe Ruis, Schnaus, St. Nikolaus (Ilanz), Schleuis und Sagens und der oberen Reihe Seth, Ruschein, Ladir, Fellers und Laax. Schattenseite der Thäler und Thalgrund sind viel weniger besiedelt, und dann finden sich die Thalorte meist auf flachen Schuttkegeln an den Mündungen von Seitenthälern. Im Rheinthal z. B. Surrhein unter Somvix, Rinkenberg östl. ¶