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besorgen acht Privatbanken, deren Umsatz hier nicht bestimmt werden kann aber meist sehr beträchtlich ist, und 4 Kreditanstalten. Zwei von diesen, die Kantonalbank und die Handelsbank, sind Emissionsbanken und dürfen jede für 8 Mill. Fr. Banknoten ausgeben. Die staatliche Kantonalbank verfügte am über ein Stammkapital von 4 Mill. Fr. und einen Reservefonds von 820546 Fr.; ihr Geldumsatz belief sich 1903 auf 1151395053 Fr. Das Stammkapital der Handelsbank beträgt ebenfalls 4 Mill. Fr., ihr Reservefonds 200000 Fr. und ihr Umsatz 458521224 Fr. Die Hypothekarbank (Crédit foncier; 3 Mill. Fr. Stammkapital und 516000 Fr. Reservefonds) hat 1903 auf Liegenschaften eine Summe von 18191812 Fr. ausgeliehen und zugleich für 16308000 Fr. Liegenschaftenobligationen zum durchschnittlichen Zinsfuss von 3,971% ausgegeben.
Die 1812 als gemeinnütziges Unternehmen gegründete Sparkasse hat kein Stammkapital, dafür aber einen Reservefonds von 2350000 Fr.; die gleiche Person darf im Jahr (besondere von der Direktion gestattete Ausnahmefälle vorbehalten) nicht mehr als 700 Fr. einlegen und ein Sparheft nicht über 4000 Fr. anwachsen lassen. Ende 1903 verwaltete die Kasse für 44676497 Fr. Einlagen, die 64257 Einlegern gehörten. Wir wollen noch bemerken, dass 1903 in Neuenburg 154 dem eidgenössischen Fabrikgesetz unterstellte Geschäfte mit 326 Lehrlingen bestanden.
Schule und Unterricht, geistiges Leben.
Neuenburg hat sich in erster Linie zu einer hervorragenden Schulstadt entwickelt, die jetzt eine grosse Anzahl von gut besuchten Schulanstalten und Pensionnaten aufweist. Aus allen Ländern kommen junge Leute beiderlei Geschlechtes hierher, um Französisch zu lernen. Wir geben hier zunächst eine Uebersicht über die von der Stadt unterhaltenen Gemeindeschulen: 1. Ge mischte Kleinkinderschulen (Fröbel'sche Kindergärten) mit zweijähriger Dauer des Unterrichtes;
16 Klassen und 661 Schüler im Alter von 5-7 Jahren. 2. Primarschulen mit obligatorischem 6 jährigem Unterricht und unentgeltlicher Verabfolgung der Schulmaterialien;
54 Klassen mit 2393 Schülern im Alter von 7-14 Jahren. 3. Sekundarschulen, als Ergänzung des Primarschulunterrichtes und zur Vorbereitung für den Uebertritt in die Berufslehre, an das Realgymnasium, das Lehrerseminar, die höhere Töchterschule und die Handelsschule;
dreijähriger Kursus, 12 Klassen mit 352 Schülern im Alter von 12-15 Jahren. 4. Lateinschule (Collège latin) als Vorbereitung zum Uebertritt an das humanistische Gymnasium;
5 Klassen mit 150 Schülern im Alter von 10-15 Jahren, 5jähriger Kursus. 5. Höhere Töchterschule mit fakultativem Unterricht;
2 Klassen mit 80 regulären Schülerinnen und 270 Hörerinnen. 6. Fremdenschule (Classe des étrangères) für Töchter, die das Französische erlernen wollen;
4 Klassen mit 172 Schülerinnen, ein in zwei Stufen gegliedertes Studienjahr. 7. Berufs- und Haushaltungsschule;
einjähriger Unterricht, 223 Schülerinnen.
Zusammen 93 Klassen mit 4025 Schülern (1768 Knaben und 2257 Mädchen), 94 Lehrern und 73 Lehrerinnen. Für 1903 ist dafür folgendes Budget aufgestellt worden:
Fr. | |
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Ausgaben | 349950 |
Einnahmen | 98390 |
Ueberschuss der Ausgaben: | 251560 |
Der beruflichen Ausbildung dienen: 1. Die für Lehrlinge und Arbeiter bestimmte Zeichen- und Modellierschule. 2. Die Uhrmacherschule mit 4jährigem theoretisch-praktischem Kursus; während der drei ersten Jahre muss jeder Schüler 6 vollständige Uhren und im vierten Jahre dazu noch einen Taschenchronometer und eine Repetieruhr verfertigen, deren Erlös ihm gehört. Der Schule ist eine Abteilung für Elektrotechnik, Kleinmechanik und für Herstellung von Pendeluhren angegliedert.
Von allen Schulanstalten Neuenburgs zieht die Handelsschule (die bedeutendste der Schweiz) die meisten Fremden an. Sie umfasst 4 Studienjahre und einen je vom April bis Juli dauernden Vorkurs. Während dieser Zeit zählte die Schule 1903: 610 Schüler (454 Schweizer und 156 Fremde), zu Ende des gleichen Jahres noch 506 Schüler (wovon 84 weibliche);
im Mai 1904 betrug die Anzahl der Schüler 642 (wovon 126 weibliche).
Im Sommer werden besondere Ferienkurse eingerichtet. Es ist ihr eine Spezialklasse für Französisch angegliedert. Ihr Budget belief sich 1903 auf 275775 Fr., welche Summe gedeckt wurde durch die Subvention der Gemeinde (43099 Fr.), des Kantons (76136 Fr.) und des Bundes (59315 Fr.), sowie durch die Schulgelder und verschiedene andere Einnahmen (97225 Fr.).
Kantonale Anstalten sind die Kantonsschule und die Akademie. Jene gliedert sich in ein Realgymnasium (Industrieschule) und ein humanistisches oder klassisches Gymnasium, die auf das Polytechnikum, die Universität oder die Akademie vorbereiten und 1903 von 68 bezw. 58 Schülern besucht wurden. Beigefügt ist der Kantonsschule das Lehrer- und Lehrerinnenseminar mit 2jähriger Dauer des Unterrichts und (1903) 11 männlichen und 28 weiblichen Seminaristen. Die Akademie ist 1840 gegründet und 1848 aufgehoben, 1866 wieder errichtet und 1894 neu organisiert worden. An der ersten Akademie lehrten u. a. Agassiz, Arnold Guyot, F. Aug. Matile, Ladame.
Nach 1848 kehrte man zum alten System der sog. «Auditoires» zurück, an denen Juste Olivier, Desor, Charles Secrétan lehrten. Heute umfasst die Akademie je eine philologisch-philosophisch-historische, naturwissenschaftliche, juristische und theologische Fakultät und unterscheidet sich von einer Universität nur durch das Fehlen einer medizinischen Fakultät. Es ist ihr ein für die Fremden bestimmtes Seminar für modernes Französisch beigefügt, und es werden ebenfalls Ferienkurse veranstaltet. Das Lehrpersonal zählt 46 Professoren. Im Wintersemester 1903/04 wurde die Akademie von 133 immatrikulierten Studenten und 123 Hörern besucht (189 Philosophen, 28 Naturwissenschafter, 13 Theologen ¶