Periodische Auswanderung eines Teiles der männlichen Bewohner als Glaser, Maler, Kaminkehrer etc. Das Thal
zeigt von Cremeo, dem Hauptdorf der Gemeinde Mesocco, aufwärts alpinen Charakter, während es tiefer unten mit seinen Kastanienselven
bereits südlichen Anstrich hat.
Nahe Cremeo die prachtvolle Burgruine Misox, eine der schönsten der Schweiz.
deutsch Misox, romanisch Mesauc (Kt. Graubünden,
Bez. Moesa,
Kreis Mesocco). 777 m. Gem., im obern Abschnitt des Thales der Moesa,
der sog. Mesolcina, und 26,7 km nö. der Station Castione der Gotthardbahn. Die Gemeinde umfasst die Dörfer
und Weiler Andergia, Anzone, Benabbia, Cebbia, Cremeo, Darba, Doira, Leso, Lograno, San Bernardino und San Giacomo. Zusammen 249 Häuser, 1173 kathol.
Ew. italienischer Zunge. Kirchgemeinde. Hauptort ist Crem eo. Postbureaux in Cremen, San Bernardino und Pian San Giacomo; Telegraph
in Cremeo, San Bernardino und im Hospiz auf dem St. Bernhardin; im Sommer Postwagen Bellinzona-St. Bernhardin-Splügen.
Wiesenbau, Viehzucht und Alpwirtschaft. An landschaftlichen Schönheiten reiche Gegend mit bemerkenswerten Wasserfällen und
prachtvollen Kastanienwäldern. Verschiedene Kirchen, Kapellen und Burgruinen, so besonders die der Burg Mesocco (1 km s.
Cremeo), eine der schönsten der Schweiz. Die Männer pflegen als Glaser, Maler, Kaminkehrer etc. periodisch
nach Oesterreich, Belgien und Frankreich auszuwandern. Die Burg Misox oder Mesocco war die Wiege der Grafen Sax von Monsax, die
schon 933 erscheinen und in der Geschichte auch des nördl. Graubündens lange Zeit eine hervorragende Rolle gespielt haben.
Diese beginnt 1390, als Kaspar und Albrecht von Sax die Herren von Belmont beerbten. Ihr Bündnis mit der
Abtei Disentis, der Gemeinde Disentis und mit dem Edeln Ulrich Brun auf Räzüns (1395) legte den Grund zur Stiftung des Grauen
Bundes, dem Graf Hans von Sax, Herr von Ilanz, Gruob, Lugnez, Vals, Kästris und Flims, 1424 beitrat. 1482 und 1483 verkaufte Peter
von Sax die Herrschaft Misox und Calanca um den Preis von 16000 Florentiner Gulden an den Lombarden Giovanni Giacomo Trivulzio,
der am mit der Landschaft Misox ebenfalls dem Grauen Bund beitrat.
Als sein Nachkomme Giovanni Francesco Trivulzio im sog. Müsserkrieg 1525 oder 1526 gegen die Bündner Partei
nahm, zerstörten ihm diese seine Burg Misox, worauf sich die Bewohner des Mesocco 1549 um den Preis von 24500 Florentiner
von ihm freikauften. 1026: Vallis Mesaucina; im 11. Jahrhundert ferner Mesaucum, Mouscex, Masax. Lateinisch Vallis Mesolcina
oder Mesaucina. Flachgräber aus dem Beginn der christlichen Zeit in La Becca und bei Anzone; nordetruskische
Inschrift in Benabbia. Fund von römischen Münzen. Die Kirche muss sehr alt sein. Chorherrenstift, vom Grafen Heinrich von
Sax 1219 gestiftet und seither direkt dem Papst unterstellt; zählt einen Propst und 6 Chorherren, von denen je 3 in
Mesocco und San Vittore residieren.
(Kt. Graubünden,
Bez. Moesa).
Die Mesolcina, deutsch Misox, ist das Thal der Moesa, das vom St. Bernhardin nach S. fällt, diese Richtung,
mit geringer Ausbiegung nach O., bis Roveredo beibehält und dann nach W. umbiegt, um in das Tessinthal
auszumünden. Es ist das längste der nach S. gerichteten Thäler Graubündens und zeigt
auch von allen den reichsten Szenerienwechsel.
«In diesem schroffen Thal, fast ohne Thalsohle, steigert sich die Romantik der
Südalpen durch überall herabflatternde Wasserfälle und mächtige, überaus malerische Ruinen aufs höchste,
und erst dicht ob Bellinzona, beim Eintritt in die offene Riviera, nehmen die Schluchten ein Ende.» Es sind deutlich zwei Hauptabschnitte
zu unterscheiden. Der untere, von der Mündung bis Soazza, hat einen langgestreckten, stellenweise bis 1 km breiten und gleichmässig
ansteigenden Thalboden und schroffe Berghänge zu beiden Seiten. Wir können ihn als ein langes schmales
Trogthal bezeichnen, über dessen Sand- und Kiesboden die Moesa oft verheerend dahinbraust. Der obere Teil ist dagegen ein
typisches Stufenthal mit mehrfachem Wechsel von enger Thalschlucht und weiterem Thalkessel, so dass der Fluss bald schäumend
und brausend im tief gegrabenen Felsenbett dahinstürzt, bald ruhiger auf ebenerem Thalboden sich zwischen
Wiesen hindurchwindet. Die drei Thalbecken von Mesocco (777 m), San Giacomo (1200 m) und San Bernardino (1607 m) sind allerdings
nur klein, aber doch, wie auch die trennenden Stufenabstürze resp. Querriegel mit den sie durchschneidenden Thalschluchten,
deutlich ausgebildet.
Das untere Trogthal (unterhalb der Felsstufe zwischen Mesocco und Soazza) zeigt in Klima und Vegetation
ein durchaus südliches Gepräge mit Kastanienwäldern und Maisäckern bis Soazza und mit Weinbergen bis Lostallo, dann weiter
abwärts mit Maulbeer- und Feigenbäumen und den schönen gelben Blütentrauben des Cytisus an den Berghalden, an denen Eidechsen,
Schlangen und Skorpione sich sonnen, aber auch die Alpenrose weit herunter kommt. In den Wäldern der beiden
Thalseiten folgen sich in langgezogenen Streifen übereinander Kastanien, Buchen und Lärchen.
Die letzteren ziehen sich auch in das obere Stufenthal hinein, das den ernsten Charakter des Hochgebirges aufweist und im
Schmuck der farbenreichen Alpenflora prangt. Die Felsenschwelle von Mesocco bildet eine ähnliche Grenze
zwischen südl. und alpiner Natur wie etwa die Porta im Bergell. Natürlich ist das untere Trogthal auch weit dichter bevölkert
als das obere Stufenthal. Von den 4583 Einwohnern der ganzen Mesolcina kommen 3410 auf den untern und nur 1173 auf den obern
Thalabschnitt.
Jene verteilen sich auf 8 Gemeinden (mit einer grössern Zahl von Dörfern und Weilern), diese bilden
die einzige Gemeinde Mesocco, zu der auch San Giacomo und San Bernardino gehören. Eigentümlich ist in der Besiedelungsweise
der Mesolcina der Umstand, dass mit Ausnahme einiger kleiner Weiler alle Ortschaften bis nach Mesocco hinauf auf der rechten
Thalseite und zwar hart am Fuss der Bergwand liegen, ausgenommen das auf hoher Terrasse thronende Verdabbio.
Dementsprechend zieht sich auch die Strasse bis hinter Mesocco auf der rechten Seite (W.-Seite) des Thales dahin, um erst weiter
oben bald die eine, bald die andere Seite zu benutzen.
Der oberste Ort ist San Bernardino (1607 und 1626 m), das 7,3 km unter der Passhöhe in schöner Umgebung
liegt, von einem Kranz von zum Teil vergletscherten Gebirgen umrahmt ist und trotz seiner Höhe ein relativ mildes Klima mit
würzigen Wäldern und reicher Alpenflora auf den weiten Bergwiesen aufweist. Es hat eine Sauer- und eine
Schwefelquelle, mehrere gut eingerichtete Gasthöfe, schöne Anlagen und wird besonders von Italienern und Tessinern, aber
auch von Ostschweizern besucht, die hier ausser Heilwasser und Alpenluft auch Gelegenheit zu mancherlei Gebirgstouren finden.
Hauptort des obern Misox ist Mesocco oder Misox (777 m), aus mehreren Dörfern und