gebieten zu können. Abgenommen hat auch die Zucht der Seidenraupe: 1871 brachte sie einen Ertrag von 291521 Fr., heute einen
solchen von kaum noch 80000 Fr. Hauptursache dieses Rückgangs ist das Sinken der Seidenpreise während der Jahre 1871-1875.
Die Viehzucht lässt noch manches zu wünschen übrig; der Viehschlag ist klein und wenig kräftig. Die
Statistik hat folgende Zahlen ergeben:
1886
1896
1901
Rindvieh
4191
3817
4046
Pferde
203
295
363
Schweine
194
718
787
Ziegen
1220
980
1032
Schafe
1127
787
985
Bienenstöcke
365
449
557
Die Zahl der Viehbesitzer beträgt 1676. Die Flora des Bezirkes ist eine derart artenreiche, dass die
Botaniker dem an seltensten Blumen reichen Monte Generoso den Beinamen des princeps montium gegeben haben.
Von ziemlicher Bedeutung ist die industrielle Tätigkeit; man findet hier Seidenspinnereien, Eisengiessereien, mehrere Tabak-
und Zigarrenfabriken, Filzhutfabriken, Margarinefabriken, Zement- u. Backsteinfabriken, Ziegeleien etc. Die den ganzen Bezirk
durchziehende Gotthardbahn und ein Netz von ausgezeichneten Strassen, von denen 8 direkt nach Italien
führen, leisten natürlich auch dem Handel bedeutenden Vorschub, so dass er jetzt (besonders in Chiasso, Mendrisio und Balerna)
sehr lebhaft ist.
Die Gegend von Mendrisio erfreute sich schon vor der Römerherrschaft einer gewissen Zivilisation, was durch eine Reihe von
etruskischen Inschriften bezeugt wird. Immerhin erscheint der Name Mendrisio erst 880 in der Karolingerzeit;
damals gehörten Balerna, Mendrisio und Rancate dem Castello Seprio bei Varese. Sehr viel zu leiden hatte der Bezirk unter dem
verderblichen Krieg von 1117-1127 zwischen Mailand und Como, der seinen Ursprung hauptsächlich im Ehrgeiz der beiden Bischöfe
hatte. 1158 nahmen die Schlossherren von Chiasso, Stabio etc. und ihre Untertanen Anteil am Zuge Kaiser
Friedrichs gegen Mailand, wofür sich die Mailänder 1242 durch die Plünderung von Mendrisio und die Zerstörung seines Schlosses
rächten. Zur Zeit der Visconti und Sforza gehörte das Land den Rusca und della Torre, deren Schloss zu
Mendrisio auf Befehl des Erzbischofes Giovanni Visconti 1350 zerstört wurde. Am endlich trat Herzog Maximilian
Sforza den Bezirk zusammen mit Lugano, Locarno und Valle Maggia
an die 12 alten Kantone ab, und 1803 kam
er zum neu gegründeten Kanton Tessin.
deutsch Mendris (Kt. Tessin,
Bez. Mendrisio). 370 m. Gem. und Flecken, Hauptort des Bezirkes gleichen
Namens; am S.-Fuss des Monte Generoso in einer der schönsten Lagen der S.-Schweiz. Station der Linie Bellinzona-Lugano-Chiasso
der Gotthardbahn. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen ins Val Muggio, nach Stabio, Meride, Novazzano und Morbio Superiore.
Elektrisches Licht.
Gemeinde, mit Banchette, Barnasco, Campascio-Sagoma, Cascina d'Armirone, Casvegno, Croci, Resega, Torre und
Vignôo: 363 Häuser, 3338 kathol. Ew.; Flecken: 318 Häuser, 2932 Ew. Sitz des Bezirkskommissärs (Statthalters) und des Bezirksgerichtes.
Lebhafte Handels- und industrielle Tätigkeit: Seidenspinnereien, je eine Filzhut-, Wichse-, Seifen- und Kerzenfabrik, Fabrikation
verschiedener Arten von Oelen, Teigwarenfabrikation;
Eisengiesserei und Brückenbauwerkstätte;
eine
Bierbrauerei, Weinhandel.
Filialen aller Bankgeschäfte des Kantons. Hotels und Pensionen. Kantonales Technikum (mit Abteilung
für Literatur und Internat), in dem 1451 gestifteten und 1852 aufgehobenen Kloster der Servitenbrüder vom Orden Johannes
des Täufers untergebracht. Mädchensekundarschule und ausgezeichnete Fröbelschule. Grosser Martinimarkt am 11., 12. und 13. November. Am
grünen Donnerstag und Charfreitag findet jeweilen die grosse kostümierte Prozession statt, die den
Leidensweg und Tod Christi darstellt und zahlreiche Fremde anzieht.
Kantonsspital mit Kirche, vom Mailänder Grafen A. Turconi zum Dank dafür gestiftet, dass ihn die Behörden von Mendrisio
zur Zeit der französischen Revolution durch die Erklärung, er sei republikanischer Bürger dieses Ortes,
aus den Händen der Pariser Insurgenten retteten. In Casvegno (1 km s. Mendrisio) steht die 1898 nach den modernen Anforderungen
erbaute grosse kantonale Irrenheilanstalt, die mit ihren 12 Gebäulichkeiten (wovon 8 für die Kranken) ein ganzes Dorf bildet
und im Durchschnitt 204 Insassen (125 Männer, 79 Frauen) zählt. Sie hat ihre eigene Kirche, Gärten,
Obstbaumgärten und grosse Stallungen. Die ehemalige Klosterkirche zu San Giovanni ist im Rokokostil gehalten und vom Architekten
Pietro Magni aus Castel San Pietro 1735 an der Stelle eines sehr alten einstigen Gotteshauses erbaut worden. Die den h. Cosmus
und Damian geweihte Pfarrkirche stammt aus 1862-1875, ist im orientalischen Stil gehalten und vom Architekten
Fontana ausgeführt