Seite in der am Rand des Lysgletschers stehenden Gnifettihütte (3647 m) übernachtet.
Zermatt-Bétempshütte 5, von da bis
auf die Passhöhe (je nach den Schneeverhältnissen etwa) 5, Passhöhe-Gnifettihütte 1 und von da nach dem Hotel auf dem
Colle d'Ollen (3 Stunden über Alagna) oder nach Gressonay la Trinité 3½ Stunden. Aus der tiefsten
Stelle der Einsattelung zwischen
Lyskamm und
Parrotspitze erhebt sich westl. vom Lysjoch der
Entdeckungsfelsen (4366 m), der
schon 1778, 1779 und 1780 von sieben Männern aus Gressonay erreicht worden ist.
Diese 7 Gressonayer -
Valentin und Joseph Beck, Sebastian Linty, Stephan Lisge, Joseph Zumstein, Nikolaus Vincent und Franz
Castel - brachen Mitte August 1778 von der Laveyhütte (am Weg über den Colle d'Ollen) auf und erreichten nach einem 8 Stunden
dauernden Marsch den genannten
Felsen, wo sich ihnen der Blick auf das schon lange gesuchte, sagenhafte «Verlorene
Thal», d. h. die oberste Stufe des
ZermatterThales und das Sammelbecken des
Gornergletschers, öffnete. 1779 und 1780 wiederholten
dann die gleichen Männer diese
Reise noch zweimal.
Zum erstenmal wurde das Lysjoch 1820 von Joseph Zumstein mit einigen Gefährten in der Richtung vom Lysgletscher zum
Grenzgletscher
überschritten. Der erste vollständige Uebergang von Thal zu Thal in umgekehrter Richtung wurde aber erst 1859 von
W. und G. S. Mathews mit den Führern J. B.
Croz und M. Charlet ausgeführt. Heute ist das Lysjoch zu einem der begangensten
Gletscherpässe geworden. Die erste Wintertour über den
Pass machten 1886 die
BrüderSella mit J. J. Maquignaz und 3 anderen
Führern bei Anlass der ersten Winterbesteigung der
Signalkuppe. Grossartige Aussicht auf die piemontesische
Ebene, den ligurischen Apennin, die
Seealpen und die Cottischen
Alpen mit der schönen Pyramide des
Monte Viso - das ganze prachtvoll
eingerahmt durch die Ausläufer des
Lyskammes und die Hänge der Vincentpyramide. Vergl. Studer,
Gottlieb. UeberEisundSchnee. 2. Aufl.
Bd II. Bern
1898.
Noch 1840 war man über die Namen der einzelnen Gipfel dieses Gebietes nicht im klaren und nannte den jetzigen Lyskamm
Monte Rosa,
den
Monte Rosa selbst aber
Gornerhorn. Erst die neuere Topographie hat nachgewiesen, dass das
Gornerhorn der
Zermatter mit dem
Monte Rosa der Thalleute von Alagna und Gressonay identisch ist. 1835 hatte Engelhardt den Namen
Lyskamm auf das jetzige
Breithorn und noch 1840 Agassiz auf die jetzigen
Zwillinge bezogen. Der Name Lyskamm für diesen
Rücken
war aber in Gressonay schon längst bekannt, ehe er sich auch auf der Schweizerseite einbürgerte.
Als nach der Triangulation des Wallis
(1831-37) durch den Domherrn Berchtold aus
Sitten und nach den Forschungen
von Engelhardt die einzelnen Gipfel des
Monte Rosa Gebietes benannt wurden, erhielt der Lyskamm den Namen
Silberbast, wahrscheinlich
nach der Aehnlichkeit mit einem Saumsattel oder «Bast», die die beiden
Kuppen mit der zwischen ihnen liegenden flachen Einsattelung dem Berg verleihen. Dieser Name hat sich
aber ebensowenig eingebürgert, wie die von Albert Schott 1842 vorgeschlagene Bezeichnung
Joseph Vincent-Horn (zu Ehren des 1824 †
jüngeren Vincent, der 1820 als der erste die
Zumsteinspitze betrat).
Jetzt ist der Name Lyskamm für den Berg allgemein anerkannt. Der zweikuppige Lyskamm ist derjenige Bergstock
der Kette, der vom
Gornergrat,
Schwarzsee
(Lac Noir) oder auch vom Gipfel des
Monte Rosa aus zuerst den Blick fesselt. Es ist
begreiflich, dass der Lyskamm mit seinem schön geschwungenen, überhängenden Eisgrat schon längst ein begehrtes
Ziel für
kühne Bergsteiger gewesen ist. Schon 1860 machten F. F. Tuckett und T. S. Kennedy den Versuch, ihn von
der
W.-Seite zu erklimmen, gelangten aber nur bis zum
Felikjoch, wo sie wegen des gefährlichen Zustandes des
Schnees umkehren
mussten. 1861 wiederholten Tuckett und Fox mit den Führern
Bennen und
Perren den Versuch von der
O.-Seite aus, mit nicht besserem
Erfolg.
Ein zweiter Versuch im selben Jahr, von Leslie Stephen und Adams-Reilly unternommen, schlug ebenfalls
fehl.
Drei Wochen später aber gelang es dann einer zahlreichen Gesellschaft - J. F. Hardy, Prof. Ramsay, Dr.
Sibson, T. Rennison, J. A. Hudson, W. E.
Hall, C. H. Pilkington und R. Stephenson mit den Führern J.
P. Cachat, Franz Lochmatter, Karl
Herr, Stephan Taugwald und den beiden Trägern P.
Perren und
Jos.
Perren - den Gipfel nach 10 stündiger
Arbeit über den
OSO.-Grat wirklich zu erreichen.
Ueber den
WSW.-Grat wurde er zum erstenmal 1864 von Leslie Stephen und
Ed. N. Buxton mit Jakob Anderegg und
Franz Biner über die NW.-Kuppe (4478 m) bezwungen. Die erste Winterbesteigung fand 1885 durch die beiden
BrüderSella mit
den Führern J. J. Maquignaz und Guglielmina von der italienischen
Seite aus bei heftigem Schneesturm statt, wobei die vier
Männer 23 Stunden lang unterwegs waren. Der Lyskamm gilt als ein gefährlicher Berg, als ein
«Menschenfresser». 1869 stürzte
Arthur Chester beim Abstieg über den
O.-Grat an ungefährlicher Stelle auf den
Grenzgletscher ab; 1877 verunglückte eine
ganze Partie von fünf Personen - Lewis und Paterson mit ihren Führern, drei Brüdern
Knubel aus
St. Niklaus -, indem die
überhängende
Gwächte des O.-Grates mit ihnen abbrach und sie auf den Lysgletscher hinunter schleuderte; 1896 fanden
auf ähnliche Weise Dr. Max Günther und die Führer
RomanImboden und P. J.
Ruppen beim Anstieg über den
O.-Grat den Tod. «Es
ist nicht sowohl die Zahl der Katastrophen, die dem Lyskamm einen so bösen Beinamen verschafft hat, als
die Zahl der Opfer, welche sie kosteten. Die Gefährlichkeit des Lyskammes beruht hauptsächlich auf den
Gwächten des O.-Grates,
die beim Abbrechen ganze Karawanen in die
Tiefe mitreissen. Nach der Häufigkeit der Unfälle ist der Lyskamm nicht gefährlicher
als mancher andere Berg,
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