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verengt mündet es bei Ilanz (718 m) in das Vorderrheinthal aus und reicht mit seinen obersten Verzweigungen bis in die Eiswelt des Rheinwaldhorns (3406 m) und des Piz Terri. Die Länge von Ilanz bis zum Rheinwaldhorn, dem Thal nach gemessen, beträgt rund 40 km, bis zum Piz Terri 27 km, wovon auf das vereinigte untere Thalstück von der Mündungsschlucht bis zur Thalgabel bei Oberkastels 8 km kommen, die Breite der ganzen Hohlform vom Piz Mundaun bis zum Piz Rhein 11 km und weiter hinten vom Piz Grein bis zum Bärenhorn 18 km. Eingeschlossen ist das Thal links von dem relativ sanften Rücken des Piz Mundaun, der sich sw. bis zum Piz Grein zieht und bis zu oberst mit prächtigen Alpweiden besetzt ist, rechts von der beträchtlich höhern und namentlich in ihrem vordern Teil auch sehr viel wildern Kette des Piz Tomül, im Hintergrund von den hohen, meist vergletscherten Ketten vom Piz Grein südl. bis zum Rheinwaldhorn und von diesem östl. bis zum Bärenhorn.
Ein kurzer, aber breiter und hoher Gebirgsast, die Gruppe des Piz Aul, trennt die beiden hintern Thalarme, das Vrinthal und das Valserthal, voneinander und schliesst sich beim Piz Scharboden an die Kette des Piz Terri an. Wo man auch stehen mag, überall geniesst man eines herrlichen Blickes auf diese vielgestaltigen Gebirgsmassen. Besonders ist es die herrliche Pyramide des gewaltigen Piz Terri, die man überall vor Augen hat, dann der rauhe Piz Aul mit seinen Trabanten und Gletscherfetzen und die grausig zerrissene Saninagruppe. In schroffen, zackigen Formen erhebt sich diese letztere über den kleinen Dörfern Riein und Pitasch. In diese Gruppe und in die s. fortgesetzte Kette bis gegen den Piz Grisch sind die Tobel von Riein, Pitasch und Duvin tief eingeschnitten, die unten als enge Schluchten in das ebenfalls schluchtförmige Glennerthal münden, nach oben aber immer mehr sich baumförmig verzweigen und in den Gebirgskörper eingraben.
Auch die untern Abhänge und Terrassen werden durch diese Tobel derartig zerschnitten, dass man nur auf langen Umwegen und durch vieles Auf- und Absteigen an dem faltenreichen Gebirge von einem Dorf zum andern gelangen kann. Schöner sind die Gebirge im Hintergrund des Valser- oder St. Peterthales, besonders um die obersten Verzweigungen, das Lenta- und das Kanalthal, die sich bei dem Sommerdörfchen Zervreila vereinigen. Das Rheinwaldhorn mit dem weit herabhängenden Lentagletscher, Piz Jut, Piz Cassimoi, Piz Casinell, Güferhorn, Lentahorn, Furketlihorn und das kecke Zervreilerhorn, dann Hochberghorn, St. Lorenzhorn und Fanellahorn und andere mehr bilden mit ihren weitgedehnten Gletschern und mit den von den Felsen springenden Gewässern Thalhintergründe von einer Grossartigkeit und Herrlichkeit, wie man sie anderswo nur selten antrifft.
Diese hintern Valsergebirge bestehen aus Gneis und krystallinen Schiefern, während die vordern Gebirge, d. h. die Tomül- und Mundaunkette und auch der Piz Terri aus leicht verwitternden grauen und dunkeln Bündnerschiefern aufgebaut sind, die wohl einerseits fruchtbaren Boden und prächtige Wald- und Weidenhänge bilden, andererseits aber auch wie keine andere Felsart zur Rüfen- und Schluchtenbildung neigen. Die schon genannten Tobel von Riein, Pitasch und Duvin sind die grössten dieser Erosionsschluchten, aber nicht die einzigen. In kleinerem Maassstab, aber immer noch wild genug, finden wir sie z. B. auch im Val Seranastga und an andern Stellen der W.-Seite der Piz Aulgruppe, dann zu beiden Seiten des vordern, selber schluchtförmig verengten Valserthals.
Auch schlimme Rutschgebiete sind in diesem Bündnerschiefer vielfach vorhanden, so unter Riein und in der Gegend von Peiden bis hinter Igels. Da sind die untern Abhänge von zahlreichen Rissen durchzogen, die sich bei Regenwetter und Schneeschmelze mit Wasser füllen, so dass das Erdreich in eine schlammige Masse verwandelt und dazu noch vom Glenner fortwährend unterwühlt wird. Ganze Strecken des Bodens rutschen langsamer oder schneller in die Tiefe ab und werden in den Rhein hinaus geschwemmt.
Oft genug müssen darum Häuser, Ställe, Zäune, Wege etc. verlegt werden. Selbst die Bäume des ohnedies nur spärlichen Waldes geraten in schiefe Stellungen und kommen schliesslich zu Fall. Dabei besteht ein grosser Gegensatz zwischen der linken und der rechten Seite des Lugnez, obwohl beide aus Bündnerschiefer aufgebaut sind. Aber dort werden die Abhänge mehr von relativ sanft geneigten Schichtflächen, hier mehr von steil abgebrochenen Schichtköpfen gebildet.
Dazu kommt, dass die linke Seite, als die nach SO. geneigte, auch die sonnigere ist. So ist sie denn in jeder Beziehung bevorzugt. Hier breiten sich die schönsten Wiesen, Heuberge und Alpweiden bis auf die höchsten Kämme hinauf aus, auf den untern Terrassen auch noch Ackerfelder (Kartoffeln und etwas Getreide) und Obstbäume, besonders stattliche Kirschbäume. Zahlreiche Dörfer und auch einzeln stehende Kirchen und Kapellen beleben die Landschaft. Nach aussen, gegen das Becken von Ilanz, ist dieselbe abgeschlossen durch ein Felsriff, das vom Pass San Carlo (1606 m) am Piz Mundaun gegen den Glenner hinunter streicht.
Durch den Engpass Porclas und das darin befindliche Frauenthor führte früher die von Ilanz heraufkommende Strasse ins Thal. Die neue Strasse geht hart ob demselben durch. Ein anderer, von jeher wichtiger Zugang ins Lugnez ist der Weg, der von der Terrasse Obersaxen am NW.-Hang des Piz Mundaun über den vorhin erwähnten Pass San Carlo nach Morissen führt. (Noch jetzt gehört Neukirch im Obersaxen politisch zum Kreis Lugnez). An diese zwei Stellen, Frauenthor und San Carlo, knüpft sich eine hübsche Volkserinnerung. Im Jahr 1360 rückte ein feindliches Heer über San Carlo gegen das Lugnez vor, wurde aber dort von den Lugnezern empfangen und nach hartem Ringen zurückgeschlagen. Gleichzeitig suchte eine andere Schar bei dem nur schwach besetzten Porclas einzudringen. Ihr stellten sich die Frauen und Mädchen des Lugnez entgegen und trieben sie mit Sensen, Gabeln, Aexten etc. und mit von der Höhe heruntergelassenen Stein- und Holzblöcken zurück. Seither heisst diese Stelle das «Frauenthor». Sobald man dieses ¶