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Methodisten- und Irwingianerkapelle. Mädchensekundar- und kantonale Knabenbezirksschule. 13 Primarschullehrer und 9 Mittelschullehrer. Je eine gewerbliche und kaufmännische Fortbildungsschule. Liestal ist auch Sitz des Vorstandes der kantonalen naturforschenden Gesellschaft. Die Gemeindeverwaltung besorgt ein aus 7 Mitgliedern bestehender Gemeinderat. 1902 betrugen die Einnahmen 321846,8 Fr., die Ausgaben 312735,96 Fr. Das Gesamtareal des Gemeindebannes beträgt nach der letzten Vermessung (1863) 1817 ha, wovon 1011 ha mit Wald bestanden sind.
Der weitaus grösste Teil des Waldes ist Eigentum der Bürergemeinde und steht unter der Aufsicht und Pflege eines wissenschaftlich gebildeten Forstverwalters (1902: Hauptnutzung 3857,05 Festmeter, Nebennutzung 1038,60 Festmeter). Wasserversorgung, die ihr Wasser teils von Hölstein (1500-1800 Minutenliter), teils vom benachbarten Schleifenberg und aus dem Oristhal bezieht. Neue Badanstalt. Elektrische Strassenbeleuchtung (aus dem Elektrizitätswerk Rheinfelden).
Die Gasanstalt wird von einer Aktiengesellschaft betrieben und liefert Gas zu Beleuchtungs-, Heizungs- und Kraftzwecken. Altbekannt sind die Tuch- und Halbleinfabriken. Viele Arbeiter beschäftigen eine Seidenbandweberei und eine mechanische Stickerei. Ferner zwei Eisengiessereien, eine Zementfabrik, Bierbrauerei und Schuhfabrik, chemische Fabriken für Farbwaren und Medikamente, eine Fabrik für elektrische Kochapparate, eine Velofabrik und 3 Buchdruckereien (davon eine mit photomechanischer Anstalt), von denen zwei je eine Tageszeitung herausgeben.
Blühende Industrien waren einst auch Weissgerberei und Fabrikation von Lederhandschuhen. Liestal ist Sitz zweier Banken, nämlich der vom Staat garantierten Kantonalbank und der von einer Aktiengesellschaft betriebenen Hypothekenbank. Viele Gasthöfe und Wirtschaften. Von Bauwerken sind zu nennen die im gotischen Stil gehaltene reformierte Kirche mit schönem Chor, das Rathaus, das obere Tor, das Regierungsgebäude, die alte Bezirksschreiberei an der Rathausstrasse und Nonnengasse, der alte Spital, ferner von neueren Bauten die katholische Kirche und das 1892 erstellte eidgenössische Postgebäude.
Die Zeit der Erbauung der reformierten Kirche ist unbekannt. Schon 1289 hatte sie ausser dem Hauptgeistlichen, dem sog. Rektor, noch einen besonderen Kaplan. Später waren neben dem Leutpriester und dem Frühmessner noch 5 Kapläne angestellt, von denen jeder einen besonderen Altar besorgte. Zu dieser Zeit gehörte die damals der h. Katharina und der h. Brigitta geweihte Kirche zu Liestal zum Sisgauer Ruralkapitel. Nach der Reformation besorgten den Gottesdienst nur noch ein Leutpriester und ein Helfer. 1903 sind die alten Glocken durch ein neues harmonisches Geläute ersetzt worden.
Das an der Hauptstrasse stehende Rathaus stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Die die Fassade zierende Freskomalerei, die die Geschichte des Lokrer Königs Zaleukos darstellt, datiert aus 1590. Leider musste vor Kurzem die Fassade samt Malerei wegen Baufälligkeit abgetragen werden, doch hat man beide wieder getreu nachgebildet. Bemerkenswert ist der Sitzungssaal mit seinen Glasmalereien und mächtigen Hirschgeweihen. Hier wird auch die goldene Trinkschale Karls des Kühnen, ein Beutestück aus den Burgunderkriegen, aufbewahrt.
Die Stadtmauer, die einst das alte Liestal vollständig einschloss, steht noch fast in ihrer ganzen Ausdehnung, indem sie als Hintergiebel der äussersten Häuserreihe benutzt worden ist. Nur wenige Schiessscharten zeugen jetzt noch von ihrer einstigen Bestimmung. Von Türmen steht nur noch das Obere Tor, ein einfacher Bau von quadratischem Grundriss und mit spitzem Torbogen. Der sog. Kostets (Konstanzer) Turm wurde 1850 und der Wasserturm vor wenigen Jahren niedergelegt.
An Stelle des heutigen Regierungsgebäudes stand einst die «Burg» oder der «Freihof» zu Liestal. Die Zeit seiner Erbauung ist unbekannt; beim grossen Erdbeben von 1536 wurde er wie der grösste Teil von Liestal in Trümmer gelegt, aber nacher wieder aufgebaut. Er war mit verschiedenen Rechten und Privilegien ausgestattet. Verfolgte aller Art fanden hier während einer bestimmten Zeit Schutz und Unterkommen. Er wechselte oft seine adeligen Besitzer, deren einer, Friedrich von Offenburg, in der Liestaler Kirche beigesetzt ist. 1739 wurde er Staatseigentum von Basel und Amtswohnung des jeweiligen Stadtschreibers. 1770 ersetzte man das alte Gebäude durch einen Neubau, der nach der Trennung von Basel Stadt und Basel Land Sitz der basellandschaftlichen Regierung ward und 1850 und 1851 seinen heutigen Umfang erhielt. Im Regierungsratssaal bewahrte man bis vor ¶