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Bäume zu schonen, so etwa eine kolossale Buche (Roches), eine grosse Eiche, eine alte Linde (Nods) oder auch einen prachtvollen Ahorn etc. (Vergl. auch den Abschnitt Flora dieses Artikels).
Handel und Gewerbe, Verkehrswege, Fremdenindustrie.
Die zwei wichtigsten Faktoren, die in einer Landschaft die Einführung und weitere Entwicklung von Industriezweigen bedingen, sind Klima und Bodenerzeugnisse. Die Uhrenindustrie im Jura steht in innigem Zusammenhang mit dessen Klima, und auch das Eisenhüttenwesen hat sich - wenn auch in veränderter Form - trotz der ausländischen Konkurrenz überall da noch erhalten, wo es schon zur Zeit der Kelten betrieben worden ist. Mit Ausnahme einiger Solothurner und Aargauer Thäler ist in allen Thalschaften des Jura die Uhrenmacherei in grösserem oder kleinerem Umfang heimisch. An zahlreichen Orten sind im Laufe des vergangenen Jahrhunderts meist gut prosperierende Fabriken zur Herstellung von fertigen Uhren oder von einzelnen Uhrenteilen entstanden.
Sehr tätige Industriezentren sind in dieser Hinsicht die Vallée de Joux, La Côte aux Fées, die Neuenburger Hochthäler, das St. Immerthal, Tramelan und Biel. Die Ausfuhr konzentriert sich zumeist in La Chaux de Fonds. Im Jahr 1901 sind im schweizerischen Jura 8044361 Uhren im Gesamtwert von 128319902 Franken berge stellt worden. Mit der Uhrenmacherei gellt in Sainte Croix die Fabrikation von Musikdosen Hand in Hand. Das jurassische Eisenhüttenwesen beschränkt sich heute auf den Solothurner und Berner Jura.
Die Hochöfen von Choindez verarbeiten die Eisenerze der Umgebung von Delsberg zu Gusseisen und Röhren in allen gewünschten Grössen, während die Schlacken zusammen mit Zement zur Herstellung von Backsteinen dienen. Den zum Giessen der Röhrenformen nötigen Sand liefern die Umgebungen von Münster. Eigentümer der Hochöfen von Choindez sind die Ludwig von Roll'schen Eisenwerke, denen auch noch die Eisenhütten Les Rondez bei Delsberg und die in der Klus bei Balsthal gehören, während der Hauptsitz des Geschäftes in Gerlafingen ist, wo alte Eisenwaaren zusammen mit Roheisen (sog. gueuses) von Choindez zu frischem Gusseisen verhüttet werden.
Die Hüttenwerke von Bellefontaine und Undervelier bestehen nicht mehr. Eine Giesserei in Reconvilier bei Tavannes (Berner Jura) liefert Messing zur Herstellung von Uhrenbestandteilen, Hahnen etc. Vallorbe hat Metallgiessereien, Champagne liefert Rohmaterialien zur Uhrenfabrikation, und Le Day bei Vallorbe stellt Kaliumchlorat her. Die Uhrenräder, -federn und -zeiger werden in den Uhrenmacherortschaften selbst fabriziert. Wegen der hohen Kohlenpreise hat die Glasbläserei, die früher im Doubsthal, Birsthal und im jurassischen Bergland von mehreren kleineren Glashütten (heute noch kommen Ortsnamen wie Verrières, Verrerie und Glashütte oft vor) betrieben wurde, heute einen schweren Stand.
Einst verwendete man zur Feuerung ausschliesslich Holzkohle, die im eigenen Land gebrannt worden war (Köhlergewerbe im Doubsthal). Als die Holzpreise zu hoch wurden, ersetzte man sie durch Steinkohle, die vom Ausland bezogen werden muss und immer noch so teuer ist, dass die Glasbläsereien um Münster nicht unter günstigen Bedingungen arbeiten. Die Töpferei beschränkt sich auf die Dörfer Bonfol und Cornol in der Ajoie, die aus einer dem Deckenschotter angehörenden und mehr oder weniger mit Vogesensanden vermischten feuerfesten Erde das sog. Steingut herstellen und dieses zu stark begehrten Schüsseln, Töpfen, Bratpfannen etc. (Pruntruter Geschirr) formen.
Sehr viele Backsteinfabriken und Ziegeleien im Berner Jura (Bonfol, Laufen, Münster, St. Immer, Biel), Neuenburger Jura (Couvet) und namentlich im Aargauer Jura. Zahlreiche Arbeiter beschäftigt auch die jurassische Zementindustrie, die im Laufe von 30 Jahren sich zu einer mächtigen Produktion entwickelt hat. Ein Rückschlag ist seit einigen Jahren freilich in dem Sinne erfolgt, dass mit dem langsam zurückgehenden Absatz im In- und Ausland eine Reihe der kleineren und unvollkommener eingerichteten Fabriken ihren Betrieb hat einstellen müssen. Das Rohmaterial zu diesem Industriezweig findet sich im Jura überall in genügender Quantität vor, doch sind die in den Klusen errichteten Fabriken günstiger gestellt als die andern, weil sie die nötige Wasserkraft und Eisenbahnstationen in unmittelbarer Nähe haben.
Seitdem man mit der Nutzbarmachung der Wasserkräfte Ernst gemacht hat, sind im Jura zahlreiche Elektrizitätswerke entstanden, die alle industriellen Ortschaften und dazu noch viele kleine Bauerndörfer mit Licht und Kraft versorgen. Am Eingang in unser Gebirge besteht eine Fabrik zur Herstellung von elektrischen Apparaten und für elektrische Lichtinstallationen (Aktiengesellschaft Alioth in Mönchenstein bei Basel). Zur Hebung des allgemeinen Wohlstandes tragen ferner nicht wenig bei die Messerschmieden und Präzisionswerkstätten in Aarau, die Schuh- und Seifenindustrie von Olten, die Schokoladefabriken von Serrières (bei Neuenburg) und Le Locle, die Zigarrenfabriken von Grandson und die Eisenbahnreparaturwerkstätten von Biel und Yverdon. Alle kleinen Städte haben ihre Gerbereien, die immer an Schlachthäuser gebunden sind. In einigen Basler und Solothurner Thälern, in Grellingen und im östl. Abschnitt des Delsbergerthales (Val Terbi) haben Textilindustrie und Seidenweberei Eingang gefunden. Holzstofffabriken im Berner Jura (Rondchâtel). Endlich nennen wir noch die Scheffel- und Siebmacherei im Jouxthal. Vor der Einführung der Uhrenindustrie beschäftigte man sich im Neuenburger Jura vielfach mit Spitzenklöppelei. Auch Strohflechterei und Korbmacherei nähren da und dort noch einige Leute.
Der Handel im Jura litt während des Mittelalters unter den Ausschreitungen der kleinen Feudal- und Burgherren, die Reisende und Kaufleute überfielen, ausplünderten und nur gegen Lösegeld wieder freigaben. Ein wichtiger Handelsplatz konnte sich zu jener Zeit im Jura nicht entwickeln, weil hier alle industrielle Tätigkeit fehlte. Der Import der notwendigen Gebrauchs- und der wenigen Luxusartikel ins Gebirge lag daher auch während Jahrhunderten in den Händen der dazu am günstigsten gelegenen Randstädte.
Die nötigen Mittel zum Lebensunterhalt erwarben sich die jurassischen Bauern von jeher durch den Verkauf ihres Viehes, das sie vor der Eröffnung der Eisenbahnen meist auf die Märkte von Basel, Aarau, Lenzburg, Biel, Aarberg und Romont zu treiben pflegten. Viehmärkte bestehen im Jura heute noch in Delsberg für Hornvieh und in Chindon und Montfaucon für Pferde. Wichtig für alle jurassischen Gemeinden ist der Holzhandel; die meisten verkaufen Bauholz für Hoch- und Schiffbau, das über Basel, Pontarlier und Genf seinen Weg ins Ausland nimmt. Der Vertrieb der Uhren wird entweder an den Uhrenmacherzentren (La Chaux de Fonds, Biel, Le Locle, Fleurier, Sainte Croix, Genf) selbst besorgt oder durch Filialen im Ausland vermittelt. An Lebens- und Genussmitteln werden ausgeführt Käse, Butter, etwas Schlachtfleisch, Schokolade, Weine, ¶