mehr
Gautier (2706 m), Col d'Hérens und bis zur Tête Blanche (3750 m) hinaufzieht, die den Ferpèclegletscher vom italienischen Gletscher von Zâ de Zan trennt. Hauptbeschäftigung der Bewohner dieses Gebietes sind Viehzucht und Milchwirtschaft. Das Val d'Hérens und seine Nachbarthäler (Entremont, Eifischthal) besitzen eine eigene Rindviehrasse (race d'Hérens oder Eringerrasse genannt), die autochthon sein soll. Die Frage, ob diese dem Leben auf den steil geneigten Alpweiden angepassten kleinen und ausserordentlich lebhaft veranlagten Kühe wirklich die von einer rationellen Viehzucht geforderten wirtschaftlich günstigen Eigenschaften besitzen, ist noch oft Gegenstand von lebhaften Meinungsverschiedenheiten unter den Züchtern.
Seit 1869 haben die Walliser Viehzuchtgenossenschaften oft Versuche gemacht, hier ertragreichere Viehrassen einzuführen, sind aber dabei immer auf den hartnäckigen Widerstand der an ihren Kühen und besonders der sog. Ringkuh oder «reine» leidenschaftlich hängenden Bergleute gestossen. Das hauptsächlich mit Roggen und Kartoffeln bebaute kulturfähige Land reicht über die Dörfer Lanna, Evolena und Hérémence bis in etwa 1450 m hinauf. An den tiefern Gehängen über der untern Borgne (besonders unterhalb des Dorfes Vex) stehen bis in 900 m Höhe einige Rebberge.
Nussbäume gedeihen bis Useigne, und in Vex findet man noch einige Feigenbäume. Gemüse wird nur zum eigenen, schwachen Bedarf gebaut. Die Gemeinde Mage bringt den Ertrag ihrer vielen Obstbäume in Sitten auf den Markt, während die Gemeinden Hérémence, Vex und Nax mit ihrem vorzüglichen Kirschwasser Handel treiben. Die Mehrzahl der Bewohner dieser Gegenden besitzt in der Nähe von Sitten kleine Rebberge mit darauf stehenden Rebhäuschen oder Mazots, welch' letztere meist gemeinsames Eigentum von bis zu 30 und mehr Rebbesitzern sind.
Die Viehstatistik ergibt folgende Zahlen:
1886 | 1896 | 1901 | |
---|---|---|---|
Rindvieh | 7044 | 6846 | 7781 |
Pferde | 46 | 21 | 24 |
Maultiere | ? | ? | 611 |
Esel | ? | ? | 12 |
Schweine | 1348 | 2177 | 1771 |
Schafe | 7339 | 6399 | 6299 |
Ziegen | 2301 | 2690 | 2364 |
Bienenstöcke | 291 | 403 | 267 |
Hauptverkehrswege des Bezirkes sind: 1. Der Saumweg über den Rawilpass, der von Sitten ausgeht und die Gemeinde Ayent durchzieht. Er soll zu einer interkantonalen Strasse umgebaut werden und ist heute schon bis zum Dorf Ayent fahrbar. 2. Die Fahrstrasse am linken Ufer der Borgne (seit 1852), die in Schlingen bis Vex aufsteigt und von da in verschiedenen Zeitabschnitten bis Evolena und neuestens bis Les Haudères geführt worden ist. Im Sommer zweimal täglich Postverbindung hin und zurück. 3. Der Saumweg am rechten Ufer der Borgne, der von Brämis in Schlingen zur Terrasse von Nax hinaufführt und sich dann vor dem Weiler Praz Jean mit der Fahrstrasse am andern Ufer vereinigt.
Evolena liefert Ofen- oder Lavezsteine und hatte auch eine bis 1570 betriebene Kupfermine. Zu nennen sind auch die Salzquellen von La Combiolaz. Im südl. Bezirksabschnitt blüht ferner die Fremdenindustrie, die ihren Sitz besonders auf dem Mayenberg oder den Mayens de Sion (Gemeinden Les Agettes und Vex), in Pralong (Gemeinde Hérémence) und auf Boden der Gemeinde Evolena in Les Haudères, Salay (Ferpècle), Arolla und im Dorf Evolena selbst hat. Bis 1799 zerfiel das Val d'Hérens in mehrere kleine Herrschaften, die wie Ayent dem Bistum Sitten gehörten und von bischöflichen Burgvögten verwaltet wurden.