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untern Schweiz in der absoluten und relativen Zahl der Bienenstöcke übertroffen wird, so nimmt es doch auch hierin unter allen Alpenkantonen wieder den ersten Rang ein. Dazu ist der Honig der bündnerischen Hochthäler von vorzüglicher Güte und findet seinen Weg teils in die zahlreichen. Hotels, teils auch nach Auswärts. Besonders gerühmt werden in dieser Beziehung das Tavetsch, Bergell und Puschlav. Immerhin würden die ausgedehnten würzigen Wälder und blumenreichen Weiden des Landes noch eine bedeutende Ausdehnung der Bienenzucht ermöglichen. Uebrigens ist seit einigen Jahren ein namhafter Fortschritt zu konstatieren, sowohl in der Behandlung der Bienen und des Honigs als in der Zahl der Bienenstöcke, die sich seit 1886 um mehr als 1000 vermehrt hat.
Eine der Hauptgrundlagen der bündnerischen Viehzucht bilden die Alpweiden, deren Graubünden als reines Alpenland mehr hat als jeder andere Kanton. Leider gibt es darüber noch keine genügende Statistik, und es kann darum insbesondere die Flächengrösse all' dieser Alpweiden nicht angegeben werden. Nach einer Zählung vom Jahr 1890 sind es rund 800 Alpen, die von etwa 700 Pferden, 30000 Kühen, 900 Ochsen, 34000 Stück Galtvieh (Jungvieh) und 91000 Schafen bestossen werden.
Reduziert man das Weidebedürfnis der Pferde, des Galtviehs und der Schafe auf Kuhweiden, so erhält man
für sämtliche
Alpen 67-68000 Kuhweiden zu 3 Monaten. Dazu kommen noch etwa 34000 Kuhweiden (ebenfalls auf drei Monate berechnet)
in den
Allmend- und Heimweiden der tiefern Lagen in der Nähe der Ortschaften, so dass die Gesamtzahl der Kuhweiden (immer
zu 3 Monaten per Jahr) auf über 100000 steigt. Eine Eigentümlichkeit
Graubündens, besonders des
Engadin,
ist es, dass ziemlich viel fremdes Vieh in den
Alpen gesömmert wird, darunter etwa 20000 Bergarnaskerschafe und je etwa 4000-5000
Stück Kühe und Jungvieh (zusammen etwa 11000 Kuhweiden, d. h. nahezu 1/6 sämtlicher
Alpen-Kuhweiden). In frühern Zeiten
war der Ertrag der Bündner
Alpen erheblich grösser als gegenwärtig.
Lawinen, Steinschläge, Felsstürze, Rüfen, aber auch Entwaldung und Ueberwucherung mit Strauchwerk und Unkräutern, besonders mit Alpenrosen, Wachholder, Grünerlen etc., endlich lange andauernde Ueberstossung und Mangel an Düngung und sonstiger Pflege haben manche Alpen so sehr geschädigt, dass sie jetzt bei weitem nicht mehr so viel Vieh zu sömmern vermögen wie früher. Doch wird in neuerer Zeit von Privaten, Gemeinden und Staat (Kanton und Bund) mit löblichem Eifer an der Herbeiführung besserer Zustände gearbeitet. Zahlreiche Alpen sind von Steinen und Strauchwerk gereinigt worden, und vielorts entstanden neue und gut eingerichtete Sennhütten und Schermen (Viehställe), Wasserleitungen, Schutzmauern, Lawinenverbauungen, neue Alpwege; auch Alpwiesen werden angelegt, der Dünger wird besser verwendet, der Wald mehr geschont und manche Stelle wieder aufgeforstet.

Der Landbau spielt in Graubünden, abgesehen vom Wiesenbau, nicht eben eine grosse Rolle, obwohl die letzten Ausläufer des Getreide- und Obstbaus, wie schon bei der Schilderung des Klimas dargestellt wurde, hier wie im Wallis infolge der allgemeinen Massenerhebung und der dadurch gesteigerten Höhengrenzen weiter hinauf gehen als sonst irgendwo in der Schweiz oder im Gebiet der Alpen. Aber die Natur des Landes und die Neigung des Bündners weisen ihn viel mehr auf die Viehzucht als auf den Ackerbau.
Der letztere erreicht nur in einzelnen Thalschaften grössere Bedeutung. Früher war er viel ausgedehnter, und es sollen das Unter Engadin, das untere Rheingebiet bis Schams, ja selbst das Oberland Getreide über den Eigenbedarf hinaus gebaut haben. Auch im Ober Engadin erkennt man noch deutlich die Spuren der einst terrassenartig angelegten Ackerfelder. Die leichtere und billigere Zufuhr fremden Getreides und andere wirtschaftliche Verhältnisse haben den Getreidebau auf sein heutiges Maass eingeschränkt und werden ihn wohl noch mehr einschränken.
Angebaut wurden und werden noch vor allem Roggen, dann auch Weizen, Gerste, Hafer, Hirse. Auch Mais wurde früher im Churer Rheinthal, sowie im Domleschg und untern Prätigau weit mehr angebaut und kam wenigstens bei warmem Herbstwetter gut fort. Dem Gemüsebau wird seit Aufkommen des Fremdenverkehrs wieder vermehrte Aufmerksamkeit geschenkt, und es erfreuen sich seine Erzeugnisse bis in hohe Lagen (Klosters, Davos, Bergün, Unter und Ober Engadin bis gegen 1800 m) eines guten Rufes.
Ebenso gewinnt der Obstbau mehr und mehr an Bedeutung. Schon in frühern Zeiten wurden durch Offiziere, die in fremden Kriegsdiensten standen, manche feine Obstsorten - wie auch Gemüse - eingeführt, und in neuerer Zeit wurden diese durch eigentliche Obstbaumzüchter noch vermehrt. Private, Gesellschaften und der Staat sind mit Erfolg bemüht, auch diesen, für Graubünden aussichtsreichen Zweig der Landwirtschaft, nach Kräften zu fördern. Namentlich wird auf feines Tafelobst hingearbeitet, das sich durch Schönheit und Schmackhaftigkeit auszeichnet und in den zahlreichen Hotels wie auch nach dem Unterland guten Absatz findet. Die Hauptgebiete des Obstbaus sind das untere Rheinthal, das Domleschg, das Prätigau bis Serneus, das Unter Engadin, die ¶