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Engpass, welchen ein von den Burgundern besetztes Schloss, Vaumarcus, versperrte. Ohne sich dadurch aufhalten zu lassen, zogen die vorauseilenden Schwyzer und Berner unter dem Befehl des Schultheissen Niklaus von Scharnachthal und des Landammanns Kätzi durch Wald, Gebüsch und Schnee über den Berg. Am jenseitigen Abhang erblickten sie in der Ebene gegen Grandson hin das ganze Burgunderheer im Anmarsch; denn auch Karl war aus seinem Lager aufgebrochen, frohlockend, diese «Bauern» auf einen Schlag vertilgen zu können.
Ohne der übrigen Eidgenossen zu warten, stiegen sie kampfbegierig den Abhang hinunter. Nach der Väter Sitte fielen sie angesichts des Feindes, der ob dem ungewohnten Anblick in lautes Hohngelächter ausbrach, zum Gebet auf die Knie. Dann erwarteten sie, in ein dicht geschlossenes Viereck geschart, den Rücken an den Berg gelehnt, die Banner in der Mitte, die ansprengenden Geschwader der feindlichen Lanzenreiter.
Furchtbar war der Ansturm;
aber an den vorgehaltenen Spiessen der Schweizer prallte derselbe wirkungslos ab.
Auch das Spielen des Geschützes und der Pfeilhagel der burgundischen Bogner vermochte ihre Ordnung nicht zu erschüttern. Da gab Karl den Seinigen den Befehl, sich etwas zurückzuziehen;
er wollte die Schweizer tiefer in die Ebene hereinlocken, um sie zu umschliessen, von allen Seiten anzufallen und zu erdrücken.
Allein die hintern Treffen des burgundischen Heeres hielten das Zurückweichen der vordern für ein Zeichen der Niederlage;
von jähem Schrecken ergriffen, warfen sie sich, Anführer und Mannschaft, Reiter und Fussvolk, in die Flucht.
Umsonst sprengte Karl hierhin, dorthin, umsonst hieb er auf die Flüchtigen ein, um sie zum Stehen zu bringen. In diesem Augenblick erglänzten die Höhen im Sonnenschein von neuen Waffen und Bannern. Mit gepresster Brust fragte Karl einen Neuenburger Herrn in seiner Umgebung, ob das auch noch Schweizer seien. Es war die Hauptmacht der Eidgenossen, die erst jetzt auf dem Schlachtfelde anlangte;
immer neue Schaaren tauchten aus Busch und Wald hervor;
betäubend war das Kriegsgeschrei, das Gellen des Uristiers und der Harsthörner von Luzern. Grausen und Entsetzen erfasste die Burgunder.
Wohl warf sich Karl noch dreimal mit seiner Reiterei den heranstürmenden Schaaren entgegen;
aber weder sein eigenes Beispiel, noch das anderer Führer vermochten zu hindern, dass auch der Kern seines Heeres in unaufhaltsamer Flucht davoneilte.
Nicht einmal an Behauptung des festen Lagers war mehr zu denken.
Noch einen letzten Blick warf der Herzog auf die Schätze, die dasselbe barg;
dann sprengte er mit fünf Gefährten dem nächsten Jurapasse zu. Da es den Eidgenossen zur wirksamen Verfolgung an Reiterei gebrach, war die Zahl der erschlagenen Feinde gering.
Desto grösser war die Beute;
600 Banner, über 1200 grössere und kleinere Geschütze, zahllose Heerwagen, das Lager mit all der Pracht, die Karl mit sich führte, um auch im Feld den Glanz seines Hauses zu entfalten, fielen in die Hände der Sieger.
Die kostbaren Teppiche seines Lagerhauses, die Zieraten seiner Feldkapelle, sein mit Edelsteinen geschmückter Hut, mehrere weltberühmte Diamanten, von denen einer später in die Krone des Papstes - Julius II. - gelangte, sein Prachtschwert, sein goldenes Siegel, sein silberner Stuhl waren allein schon ein Schatz, der in den Augen der Zeitgenossen einen unermesslichen Wert darstellte. Aber ob dieser Beute vergassen die Eidgenossen ihren Feind. Umsonst mahnte Bern, man solle Karl keine Zeit lassen, sein Heer, das nur versprengt, nicht vernichtet sei, neu zu sammeln.
Jedermann zog nach Hause, um die erbeuteten Schätze in Sicherheit zu bringen ...". Eine Abteilung versprengter Burgunder, die im Schloss Grandson Zuflucht gesucht, erlitt das gleiche Schicksal, dem einige Tage vorher die Schweizer Besatzung zum Opfer gefallen war. Die schon das Jahr vorher von den Bernern und Freiburgern eroberten Schlösser und Herrschaften Montagny, Orbe, Échallens etc. wurden nun zusammen mit Grandson Eigentum dieser beiden Städte, die sie zu gemeinsamen u. abwechselnd von je einer der beiden regierten Untertanenländern machten. 1531 predigte Farel in Grandson die Reformation, stiess aber bei dem zahlreichen Klerus der hiesigen Kirchen u. Klöster auf heftigen Widerstand, den der im folgenden Jahr aus Frankreich kommende Jean Lecomte endgiltig überwand.
Die Messe blieb aber noch bis 1554 bestehen. Lecomte zeichnete sich durch grossen Eifer und seine Selbstverläugnung während einer 1543 wütenden Pestepidemie aus und starb 1572. Die Stadt Grandson wurde unter der Berner Herrschaft von einem Rat von 24 Mitgliedern verwaltet, der das Recht der Selbstergänzung besass. Seine erstgewählten 12 Mitglieder bildeten den Gerichtshof und stellten der Stadt die von Rat und Bürgerschaft gewählten obersten zwei Beamten, den Statthalter und Stadtkommandanten. Ausser der schon genannten Feuersbrunst zerstörte noch eine zweite (zwischen 1360 und 1378) einen grossen Teil der Stadt und beschädigte Kirche und Propstei. 1049: Granzio; 1126: Granzon; 1193: Grantsum.
Bei Corcellettes an Fundgegenständen reicher Pfahlbau aus der Bronzezeit, bei Grandson Ueberreste römischer Bauwerke und Silbermünzen aus dem 2. und 3. Jahrhundert, in den Reben hinter der Stadt ein Burgunderfriedhof.
Bibliographie.
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Der Kreis Grandson umfasst den zentralen Abschnitt des Bezirkes und erstreckt sich vom See bis auf das Gebirge; ihm gehören die Gemeinden Grandson, Champagne, Fiez, Fontaines, Giez, Grandevent, Mauborget, Novalles, Romairon, Vaugondry und Villars-Burquin mit zusammen 4039 reform. Ew. an.