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Auf dem Burghügel, von dem aus man einen sehr schönen Ueberblick über die Stadt und ihre Umgebung geniesst, liegt die malerische Burgkapelle. Hier stand im frühern Mittelalter die «Burg», der Sitz des säckingischen Hofes, von dem aus das Glarnerland regiert wurde. Einer alten Sage zufolge sollen Felix und Regula, Flüchtlinge der thebäischen Legion, die bei St. Maurice geschlagen worden war, sich in einer einst unter der Kapelle gelegenen, jetzt zerstörten Höhle aufgehalten und der Bevölkerung von Glarus das Christentum gepredigt haben.
Von öffentlichen Gebäuden sind ferner noch zu nennen: das 1885 eröffnete Waisenhaus, die höhere Stadtschule mit Turnhalle, zwei Primarschulhäuser, das Schützenhaus (der Gemeinde gehörendes Gesellschaftshaus mit schönem, grossem Saal für Gemeindeversammlungen, Konzerte und Theater), das n. der Stadt gelegene Armenhaus, das kantonale Zeughaus. Einen Schmuck der Stadt wird der gegenwärtig im Bau begriffene neue Bahnhof bilden. In seiner Nähe liegt der Volksgarten, eine hübsche öffentliche Promenade mit einer grossen Fontäne und einem einfachen, aus einem Sernifitblock bestehenden Denkmal zur Erinnerung an die beiden hervorragendsten Glarner der Neuzeit, Bundespräsident Dr. Joachim Heer und Bundesgerichtspräsident Dr. J. J. Blumer. Im w. Teile der Stadt befindet sich der geräumige Landsgemeindeplatz, wo alljährlich im Mai die von 4-5000 Bürgern besuchte Landsgemeinde abgehalten wird.
Die Haupterwerbsquellen für Glarus bilden Industrie und Gewerbe. Die Baumwolldruckerei hatte einst hier ihren Hauptsitz und begründete den Wohlstand von Glarus. Sie ist jedoch seit 1885 durch teilweisen Verlust der Absatzgebiete (Südeuropa, Orient) an Bedeutung stark zurückgegangen; 1901 beschäftigte sie in 4 Fabriken noch 464 Personen. Die Bemühungen, durch Einführung neuer Industrien Ersatz zu schaffen waren bisher noch nicht von genügendem Erfolge begleitet.
Von ziemlicher Bedeutung ist die Holzindustrie; es bestehen mehrere mechanische Schreinereien u. Glasereien, 2 Sägen u. eine Möbelfabrik. Im weitern sind zu erwähnen eine Zigarrenfabrik mit 100 Arbeitern, 2 Bleichereien, eine Fabrik zur Herstellung von Papierhülsen für Spinnereien, eine Stahlspähnefabrik, 2 Bierbrauereien, eine Getreidemühle, 4 Buchdruckereien. Die dem Fabrikgesetz unterstellten Etablissemente beschäftigten 1901 im ganzen 686 Arbeiter. Daneben bringen das Handwerk, der Handel u. die öffentlichen Beamtungen einem grossen Teil der Bevölkerung Verdienst. Von etwelcher Bedeutung sind endlich auch Viehzucht, Land-, Alp- u. Waldwirtschaft, deren Vertreter die Aussenquartiere von Glarus bewohnen.
Die Bürgergemeinde besitzt, hauptsächlich im Gebiete des Klönthals, umfangreiche Wälder, Alpweiden und Bergwiesen, im Thalgrunde auf der N.- und W.-Seite der Stadt ertragreiche Wiesen (sog. Heimatgüter) und Ackerland (sog. Saatengüter), das den Bürgern zur Anpflanzung von Kartoffeln und Gemüse überlassen wird. Dieser Grundbesitz repräsentiert einen Wert von etwa 1 Million Franken. Mit 1902 ist auch die seit 1863 bestehende, bisher von einer Aktiengesellschaft betriebene Gasfabrik, die ausser Glarus auch noch die Nachbardörfer Ennenda, Ennetbühls und Riedern mit Gas versieht, kostenlos in den Besitz der Gemeinde übergegangen. Obschon der Neubau von Glarus dem Gemeinwesen eine bedeutende Schuldenlast (etwa 1,2 Millionen Franken) verursachte; dürfen seine Finanzverhältnisse heute doch als ziemlich günstige bezeichnet werden.
Die Stadt ist reichlich mit vorzüglichem Trinkwasser versorgt, das von zwei grossen Quellen geliefert wird, von denen die eine auf «Sack» am Fusse des Vorderglärnisch, die andere am Löntschufer im untern Teil des Klönthals entspringt. Mit der Wasserversorgung ist ein ausgedehntes Hydrantennetz verbunden.
Dem Schulwesen wird grosse Aufmerksamkeit geschenkt. In der Schulgemeinde Glarus-Riedern bestehen neben der Primarschule, in der 1901 797 Schüler von 15 Lehrern unterrichtet wurden, eine Kleinkinderbewahranstalt, eine Fortbildungsschule mit einer gewerblichen und einer hauswirtschaftlichen Abteilung, seit 1899 auch eine Handwerkerschule mit zwei Jahreskursen, ferner die höhere Stadtschule, zerfallend in Progymnasium, Realschule und Mädchenschule, welche einerseits als Sekundarschule, andererseits als Vorbereitungsanstalt für höhere Schulen zu dienen hat. Sie wird auch von den Schülern der Nachbargemeinde Ennenda, die keine eigene Mittelschule besitzt, besucht und steht überdies Schülern aus allen andern Gemeinden des Kantons offen. Im Jahre 1900/1901 zählte sie 184 Schüler und 11 Lehrer. Die Schulgemeinde besass Ende 1901 ein Vermögen von 565000 Fr. und gibt jährlich etwa 120000 Fr. für das Schulwesen aus.
Die Fürsorge für die Armen ist in erster Linie Sache der evangelischen und der katholischen Armengemeinde, die Ende 1901 ein Gesamtvermögen von 346000 Fr. besassen. In dem der Gemeinde gehörenden Armenhause finden arme Bürger, die wegen Alters oder Gebrechlichkeit erwerbsunfähig geworden sind, eine Zufluchtsstätte, oder bei vorübergehender Krankheit Verpflegung und ärztliche Behandlung. Etwa ⅔ seiner Insassen sind ¶