mehr
Die öffentlichen Wohlfahrtseinrichtungen des Kant. Glarus am Ende des 19. Jahrh.; zusammengestellt von der gemeinnützigen Gesellschaft.
[J. Oberholzer.]
Die öffentlichen Wohlfahrtseinrichtungen des Kant. Glarus am Ende des 19. Jahrh.; zusammengestellt von der gemeinnützigen Gesellschaft.
[J. Oberholzer.]
(Kt. Glarus). 481 m. Kantonshauptort, Gem. und kleine Stadt; unter 47° 2' 24" n. Br. und 6° 43' 50" ö. L. von Paris, im Linththale, auf dem linken Ufer der Linth und am Fusse des Vorderglärnisch gelegen. Station der Linie Zürich-Glarus-Linthal und Endstation der Linie Wesen-Glarus. Postbureau, Telegraph, Telephon.
Die Bürgergemeinde umfasst ausser der Stadt noch die Weiler u. Höfe Hoblenstein, Leimen, Halten und die Höfe im Klönthal und zählt 854 Häuser, 4942 Einwohner, wovon 3543 Reform. u. 1377 Kathol. Die Stadt allein hatte 1900 841 Häuser, 4847 Einwohner. Glarus bildet mit der benachbarten Gemeinde Riedern eine politische Gemeinde (Wahlgemeinde) mit 5433 Einwohnern, ebenso eine Schulgemeinde und eine Kirchgemeinde. Letztere zerfällt wieder in eine reformierte Gemeinde mit 3965 Einwohnern und in eine katholische Gemeinde, die ausser den 1510 Katholiken von Glarus und Riedern auch noch diejenigen der Gemeinden Ennenda, Mitlödi, Schwanden, Haslen, Nidfurn, Leuggelbach und des Sernfthals umfasst.
Das Thalbecken, in welchem Glarus liegt, wird von hohen Gebirgsmauern eingefasst. Vor allem fällt der Blick auf den Vorderglärnisch (2331 m), der als imposante Pyramide hinter dem W.-Rande der Stadt fast unvermittelt mit ausserordentlicher Steilheit sich emporschwingt. Ihm gegenüber erhebt sich auf der O.-Seite des Thales die breite Felsenstirn des Schilt (2302 m). Im S. wird das Landschaftsbild durch die Freibergkette und den darüber hinwegschauenden, firnbedeckten Hausstock eingerahmt, und im N. erheben sich am Eingang ins Klönthal die mächtigen Felsmauern des Wiggis (2284 m). Ausgedehnte Hügelmassen, die Ablagerungen grosser prähistorischer Bergstürze, die sich vom Glärnisch her in das Linth- und Klönthal geworfen haben, umgeben die Stadt im S. und im W. und reichen zum Teil in das Innere derselben hinein. Mit ihren runden, welligen Formen, ihren grünen Wiesen und dunkeln Waldpartien bilden sie einen wohltuenden Gegensatz zu dem wilden Hochgebirge und bedingen nicht zum wenigsten den Charakter des Landschaftsbildes von Glarus.
Die ältesten Anfänge der Ortschaft entstanden nicht unten in der Linthebene, sondern am NW.-Rande der heutigen Stadt, am Fusse des Bergli, des ehemaligen Tschudirain, des Burghügels und auf dem Bande des grossen Schuttkegels des Löntsch, der sich vom Klönthal her zwischen diesen Bergsturzhügeln durch bis nach Glarus hinein erstreckt. Jahrhunderte lang blieb der Hauptort des Landes Glarus ein kleines Dorf, das noch 1714 erst 188 Häuser besass. Im Laufe des 18. Jahrhunderts stieg die Häuserzahl auf 334 an, und der Ort dehnte sich immer weiter nach O. und S. aus. Die Periode stärkster Entwicklung begann aber ums Jahr 1820. Handel und Industrie gelangten damals rasch zu hoher Blüte und brachten Glarus nicht nur eine Zunahme der Bevölkerung, sondern auch grossen Wohlstand und damit das Bedürfnis nach bessern Wohnverhältinssen. Bis Ende 1860 war es zu einem stattlichen Flecken mit 660 Häusern und 955 Wohnungen angewachsen.
Das rasche Aufblühen von Glarus wurde aber durch ein schweres Ereignis, den grossen Brand vom 10./11. Mai 1861 jäh unterbrochen. Das Feuer brach während eines heftigen Föhnsturmes auf der O.-Seite des Landsgemeindeplatzes aus und breitete sich, begünstigt durch den Umstand, dass damals noch ein grosser Teil der Häuser mit Holzschindeln bedeckt war, mit rasender Schnelligkeit, der übermenschlichen Anstrengungen der Löschmannschaften spottend, über den ganzen mittlern und nördl. Teil des Fleckens aus. 593 Firsten, darunter 257 Wohnhäuser mit 409 Wohnungen wurden ein Raub des entfesselten Elementes, und 2257 Personen verloren ihr Obdach. 5 Personen fanden den Tod in den Flammen. Durch das Feuer waren fast alle öffentlichen Gebäude zerstört worden, darunter vor allem die uralte Kirche, die Mutterkirche aller andern Kirchen des Kantons, deren Turm aus dem 10. oder 11. Jahrhundert stammte und die Brände von 1265, 1337 und 1477 überdauert hatte, das Gerichtshaus und das Regierungsgebäude. Der ¶