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Vermehrung des Wohlstandes bei, so dass die Periode von 1740 bis 1790 als eine materiell recht günstige erscheint.
Um die Wende des Jahrhunderts trat ein heftiger Rückschlag ein, da die Handspinnerei durch die neue englische Maschinenspinnerei vernichtet wurde und viele der im Auslande etablierten Glarner während der unaufhörlichen Kriege Hab und Gut verloren, gleichzeitig auch die Versumpfung der untern Landesgegend durch die Ausbrüche der Linth erschreckende Fortschritte machte. Bald jedoch lernten die Glarner, sich der veränderten industriellen Lage anzupassen. Die Baumwolldruckerei, deren Anfänge bis ins Jahr 1740 zurückreichen, wurde nun fabrikmässig betrieben und nahm einen stetig anhaltenden Aufschwung.
Sie überstand auch die kritischen 1840er Jahre gut, während sie von dieser Zeit an in den meisten andern Kantonen infolge der Bildung des deutschen Zollvereins und der Konkurrenz der englischen Rouleaux-Indiennes-Druckerei kränkelte. Der Vorsprung der Glarner Druckerei gründete sich auf die Geschicklichkeit und den Eifer, mit dem sich ihr die Bevölkerung hingab, die Rührigkeit der Kaufleute, die nach immer neuen Absatzgebieten ausschauten, sie selbst bereisten und im Ausland, besonders im Orient, eigene Handelshäuser errichteten, und schliesslich auf den Umstand, dass die Glarner sich auf Artikel warfen, welche die englische Massenproduktion bei Seite liess; es waren dies vorerst indigoblaue, türkischrote und andere «Mouchoirs» und «Châles» (Taschen-, Kopf- und Brusttücher) in europäischem Geschmacke für die ländlichen Trachten Italiens, später auch für andere europäische und überseeische Länder, in zweiter Linie (von 1831 an) buntblumige Schleier und grosse feine Kopftücher für Orientalinnen, vom Volke «Türkenkappen», in der Türkei selbst «Yasmas» genannt, und endlich von 1842 an grosse Lendenschürzen oder «Battick-Sarongs» und andere ungenähte Kleidungsstücke für die einheimischen Bewohner Niederländisch-Indiens.
Während die Druckerei und die sich allmählig entwickelnde Maschinenspinnerei auf die grössern Ortschaften beschränkt blieb, hatte sich in den abgelegenern Landesteilen die Baumwoll-Handweberei kräftig entfaltet. Ihre Blütezeit fiel auf die Periode von 1820-1836, und noch 1840 waren ca. 2000 Webstühle in Tätigkeit. Allein bald musste sie der neuen Maschinen-Weberei weichen, was in manchen Gemeinden eine solche Arbeitsstockung erzeugte, dass die Auswanderung grössere Dimensionen annahm (Gründung von New Glarus in Wisconsin 1845). In den nächsten Jahren jedoch erfolgte, dank der reichlichen Wasserkräfte, eine derartige Ausdehnung der mechanischen Spinnereien und Webereien, dass das kleine Glarus unter allen Kantonen in den 1860er Jahren in der Baumwollspinnerei die dritte und in der Weissweberei die zweite Stelle errang.
Ueberhaupt erreichte die Baumwollindustrie in der Periode von 1860-1875 den Höhepunkt: 17 Spinnereien und Webereien beschäftigten nach der amtlichen Statistik von 1861/65 3256 Arbeiter und erzeugten mit 217000 Spindeln 47700 Zentner Garne im Wert von 8,7 Millionen Franken, welche auf 2859 Webstühlen zu Tüchern von 30 Millionen aunes Länge im Wert von 10 Millionen Franken weiter verarbeitet wurden. 22 Druckereien beschäftigten 6250 Personen an 4204 Drucktischen und 47 verschiedenartigen Druckmaschinen und erzeugten auf den im Lande hergestellten und auf fremden Geweben Druckwaren von 40 Millionen aunes Länge im Wert von 25 Millionen Franken; die übrigen Fabriken (Wolle, Seide etc.) beschäftigten 496 Arbeiter und produzierten Waren im Werte von 2,3 Millionen Franken. Die Gesamtzahl der industriellen Arbeiter betrug rund 10000, gleich einem Drittel der Bevölkerung.
In der Druckerei trat nun ein Rückgang ein, indem vorerst die Arbeiterzahl sich wegen des teilweisen Uebergangs zum Rouleauxdruck und Hand-Doppeldruck bedeutend vermindern musste, während die Produktion während längerer Zeit nur wenig abnahm. 1892 begann eine heftige Krisis, welche sich in der Schliessung mehrerer Etablissemente äusserte und in der damaligen, für die Mouchoirs-Druckerei sehr ungünstigen Aenderung der Handelsverträge begründet war, sowie in der Konkurrenz, welche der Yasmas-Druckerei in der Türkei selbst immer mehr erwächst.
Einzig die Battick-Druckerei konnte ihr weniger ausgedehntes Feld behaupten, und einer Fabrik gelang mit Erfolg die Einführung des Wolldrucks. Daneben hat die Produktion der Baumwoll-Spinnereien und Webereien beträchtlich zugenommen und auch die Zahl ihrer Arbeiter einen kleinen Zuwachs erfahren; gleichzeitig sind andere, durch vereinzelte, aber meist grössere Etablissemente vertretene Industrien in erfreulicher Entwicklung begriffen. Erwähnenswert ist auch, dass in den letzten 30 Jahren von Glarnern eine Anzahl bedeutender Spinn- und Webereien in Italien gegründet worden ist.
Der Mangel an Erwerbsgelegenheit für die männliche Bevölkerung infolge des Rückgangs der Druckerei lastet gegenwärtig auf den Gemeinden des Mittellandes schwer; das grosse Steuerkapital, die staatlichen Leistungen auf allen kulturellen Gebieten und das hochentwickelte Krankenkassenwesen helfen die Notlage mildern, und weitere Kreise erwägen die Anlage von Elektrizitätswerken und die Einführung neuer Industrien, um die wirtschaftliche Lage zu verbessern.
Die eidg. Fabrikstatistik vom Juni 1901 ergibt folgendes Bild von der gegenwärtigen glarnerischen Industrie: 16 Spinnereien und Weisswebereien (258982 Spindeln mit 1665 Arbeitern, 3747 Webstühle mit 1849 Arbeitern);
1 Buntweberei (150 Webstühle mit 130 Arbeitern);
5 Bleichereien, wovon eine mit Färberei und Appretur (98 Arbeiter);
15 Druckereien, wovon eine mit Garn- und Unifärberei (1975 Arbeiter);
2 chemische Fabriken (15 Arbeiter);
1 Wolltuchfabrik (377 Arbeiter);
1 Kammwollweberei (155 Arbeiter);
3 Seidenwebereien (362 Arbeiter);
1 Teppichweberei (23 Arbeiter);
2 Stickereien (27 Arbeiter);
1 Tricotfabrik (22 Arbeiter);
1 Lingeriefabrik (24 Arbeiter);
1 Papierfabrik (107 Arbeiter);
1 Cartonfabrik (10 Arbeiter);
5 Maschinenfabriken und mechanische Werkstätten (154 Arbeiter);
4 Kräuterkäsefabriken (39 Arbeiter);
4 Getreidemühlen (35 Arbeiter);
1 Cigarrenfabrik (90 Arbeiter);
12 Sägen und mechanische Schreinereien und Glasereien (112 Arbeiter);
3 Bierbrauereien (28 Arbeiter);
2 Ziegel- und Kalkbrennereien (17 Arbeiter);
8 verschiedene Betriebe (Gas- und Elektrizitätswerke, Buchdruckereien etc.) mit 102 Arbeitern.
Im Ganzen 7416 in Fabriken tätige und ausserdem 686 zeitweise hausindustriell beschäftigte Arbeiter.
Dem Geldverkehr dienen 3 Bankinstitute, nämlich die Kantonalbank (Grundkapital 1500000 Fr., Notenemission ¶