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Mauern wurden durch Festungswälle mit Bastionen ersetzt, und zugleich ward auch das Quartier Saint Gervais mit einem geschlossenen Mauerring umgeben, der 3 Türme trug: den Turm der Porte de Cornavin, den Turm von Villeneuve oder Le Cendrier (am See) und zwischen beiden den Turm Le Renardier. Diese Werke am rechten Ufer waren 1534 vollendet. Um dieselbe Zeit erbaute man am linken Ufer die «boulevarts» Saint Antoine und Saint Christophe oder Le Pin, zwei heute noch z. T. bestehende und in öffentliche Anlagen umgewandelte Bastionen (boulevarts).
Trotzdem stand immer noch eine beträchtliche Anzahl von Häusern ausserhalb der Festungsanlagen in den Quartieren Saint Léger, Rive, Saint Victor und La Corraterie oder Plainpalais. Da es schwierig war, diese Aussenviertel im Kriegsfalle genügend zu verteidigen, beschloss man ihre Niederlegung. Seit 1534 dehnten sich dann allmählig die Festungswälle und Bastionen immer weiter aus und umschlossen nach und nach die Corraterie, die Crêts Baudet oder La Treille und das Quartier Saint Léger. Im Hafen, der seit mehr als 10 Jahren schon durch Pfähle und Ketten gesperrt war, begann man jetzt auch mit der Befestigung der Ile des Barques.
Während der nun folgenden Zeit der Escalade konnte Genf froh sein, dass seine Befestigungen zur Abwehr eines Handstreiches hinlänglich stark und vollständig waren. Dessen ungeachtet beschloss man nach 1602 eine nochmalige Verstärkung der Wälle und Vermehrung der Verteidigungswerke auf beiden Ufern. Diese Arbeiten, auf deren Einzelheiten wir hier nicht eingehen können, nahmen einen grossen Teil des 17. Jahrhunderts in Anspruch, erschienen aber immer noch nicht als völlig ausreichend, so dass im folgenden Jahrhundert eine besondere Behörde (Chambre des fortifications) nochmals einen Plan zur Neubefestigung der Stadt ausarbeitete.
Dieser sah eine grössere Ausdehnung der Wälle, den Bau von Kasematten und unterirdischen Laufgängen, sowie die Beseitigung überflüssiger Anlagen vor und kam so teuer zu stehen, dass die Stadt zur Aufnahme von beträchtlichen Anleihen und zu einer fühlbaren Erhöhung der Steuern genötigt ward. Diese neuen Arbeiten fanden ihren Abschluss im Zeitraum 1724-26. Unter der französischen Herrschaft sollte Genf mit verschiedenen Aussenforts umgeben werden, doch blieb es beim blossen Projekt, da Napoleon I. schliesslich darauf verzichtete, Genf zu einer starken Festung umzugestalten.
Die aus dem 18. Jahrhundert stammenden Wälle blieben ohne grosse Aenderungen bis 1849 bestehen, nachdem man allerdings schon 1822 mehrere der Bastionen zu öffentlichen Spazierwegen umgewandelt hatte. Der raschen Entwickelung der Stadt trug man Rechnung durch Niederreissen der Kasematten, Schlagen von zwei leichten Hängebrücken quer über die Tranchées, den Bau von breiten Quaianlagen längs beider Flussufer und durch die Erstellung des Pont des Bergues. Trugen schon diese Arbeiten wesentlich zur Verschönerung von Genf bei, so war dies in noch grösserem Masse der Fall, als 1849 mit der vollständigen Beseitigung der Befestigungsanlagen begonnen worden war. Von dieser Zeit an datieren die mächtige Vergrösserung der Stadt, ihr Uebergreifen auf das umliegende Gelände und ihre tiefgreifende bauliche Umgestaltung, die sich im Bau neuer Brücken, in der Verlängerung der Quaianlagen, im Durchbrechen neuer Strassenzüge in der Altstadt, in der Erstellung zahlreicher öffentlicher Gebäude und in der Schaffung von Gartenanlagen und Spazierwegen geltend machte.
Der Name der Stadt erscheint in den Urkunden des Mittelalters unter der Form Gebenna u. soll nach Guicherat vom keltischen genava = Pforte, Tor herzuleiten sein.
Bibliographie.
Ausser den früher schon genannten Schriften sind noch folgende zu erwähnen: Mémoires de la Société d'histoire et d'archéol. de Genève. Massé. Enceintes et fortifications de Genève. Genève 1846. - Archinard. Les édifices religieux de l'ancienne Genève. Genève 1864. - Galiffe. Genève histor. et archéolog. 2 vol. Genève 1864-72. - Le Roy. Les anciennes fêtes genevoises. Genève 1868. - Le Boy. Promenade histor. et archéolog. dans la ville de Genève. 1868. - Fazy, H. Genève sous la domination romaine. Genève 1868. - Rigaud. Les beaux-arts à Genève. Genève 1876. - Borel. Les foires de Genève au XVe siècle. Genève 1892. - Rivoire. Bibliographie histor. de Genève au XVIIIe siècle. 2 vol. Genève 1892. - Mayor. L'ancienne Genève; l'art et les monuments. Genève 1896-98. - Gaberel. Histoire de l'Église de Genève. 3 vol. 1853-62.
[Dr Émil André.]