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![vergrössern: Amtsbezirk Frutigen. ^[Karte: 5° 20’ O; 46° 30’ N; 1:250000]. vergrössern: Amtsbezirk Frutigen. ^[Karte: 5° 20’ O; 46° 30’ N; 1:250000].](/meyers/teile/42/42_0209-1.jpg)
Gebrauche stehenden Phosphorzündhölzchen werden nicht mehr hergestellt, die gegenwärtig fabrizierten bieten weniger Gefahr in sanitarischer Hinsicht. Herstellung von Zündholzschachteln. Seidenweberei. Seit einigen Jahren hat sich die Fremdenindustrie stark entwickelt, deren hauptsächlichsten Mittelpunkte heute Aeschi, Bad Heustrich, das Kienthal, Adelboden und Kandersteg sind. Häufigen Besuch von Touristen erhalten Niesen, Blauseeli, Oeschinensee, Engstligenalp und Gemmi. Der Amtsbezirk zählt 11166 Ew. mit 2452 Haushaltungen in 2082 Häusern; 10695 Reformierte und 188 Katholiken; 10714 Ew. deutscher und 22 französischer Zunge.
Klima und Vegetation bieten grosse Verschiedenheiten. Während z. B. bei Krattigen am Ufer des Thunersees Weizen, Obst- und Nussbäume und im Frutigthal alle auch sonst im Kanton Bern verbreiteten Kulturen gedeihen, trifft man um Adelboden und Kandersteg neben den Bergwiesen und Alpweiden nur noch die Kartoffel und einige Kohlarten. An den Thalgehängen stocken ausgedehnte Tannenwälder, auf die nach oben Alpweiden und Schutthalden folgen. Den Thalabschluss endlich bilden grosse Gletscher und Firnfelder: Strubelgletscher im Engstligenthal, Kandergletscher im Gasterenthal, Blümlisalpgletscher im Oeschinenthal und Gamchigletscher im Kienthal. Die Gipfel dieses grossartigen Hochalpengebietes, zählen zu den besuchtesten des Berner Oberlandes; auch die höchsten, wie Balmhorn, Altels, Wildstrubel, Doldenhorn und einige Spitzen des Blümlisalpstockes, können bei ordentlichem Wetter ohne besondere Schwierigkeiten bestiegen werden. Schutzhütten am Hohtürlipass über dem Oeschinensee, am Biberg über Kandersteg und am Wildelsigen im Gasterenthal.
Der Amtsbezirk Frutigen wird an seiner schmalsten Stelle, der Krattighalde, von der Bahnlinie Thun-Interlaken durchzogen, deren Bau hier wegen der geologischen Beschaffenheit des Bodens auf grosse Schwierigkeiten gestossen ist. Seit dem Sommer 1901 ist auch der übrige Abschnitt des Bezirkes mit der Strecke Frutigen-Spiez der Thunerseebahn an das Netz der Berner Eisenbahnen angeschlossen. Dieser erste Teil der künftigen Lötschbergbahn ist 13,7 km lang, hat normale Spurweite und im Maximum 1,55% Steigung; bemerkenswert sind der Hondrichtunnel und die Strecke von da bis nahe Mühlenen, wo der Bahnkörper dem einstigen Kanderbett folgt.
Zur Sicherung der Bahnanlage hat man die Kander an zwei Stellen korrigieren und 5 weitere Wildbäche verbauen müssen. Von der linksufrigen Thunerseestrasse zweigt bei Spiezmoos eine gute Strasse ab, die längs der Kander über Emdthal, Mühlenen, Reichenbach und Frutigen führt und nach starker Steigung bei Kandersteg endigt. Hier schliesst sich an sie der gute Saumweg über die Gemmi an. Die schöne Strasse Frutigen-Adelboden geht zweimal über das Engstligenwasser und ferner über die diesem zufliessenden 20 Wildbäche; die Stegmattbrücke spannt sich 51 m hoch über dem Flussbett.
Von Passübergängen sind ausser der stark begangenen Gemmi und einigen Gletscherpässen zu nennen Otterengrat (2282 m; Frutigen-Diemtigenthal), Hahnenmoos (1954 m; Adelboden-Lenk), Bonderkrinde (2387 m; Adelboden-Kandersteg), Engstligengrat (2619 m; Engstligenalp-Gemmi), Lötschenpass (2695 m; Gasteren-Lötschenthal), Hohtürli (2707 m; Oeschinensee-Kienthal), Sefinenfurgge (2614 m; Kienthal-Lauterbrunnen), Sausgrat (2457 m; Kienthal-Lauterbrunnen) und Tanzbödelipass (1880 m; Aeschi-Interlaken).