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1500 m, des Rosenlauigletschers ebenfalls in etwa 1500 m, des Oberaargletschers in 1877 m. Endlich sei noch betont, dass die ersten wissenschaftlichen Beobachtungen über Gletscher im Gebiet der Finsteraarhorngruppe, und hier besonders am Unteraargletscher angestellt worden sind, zuerst von Franz Josef Hugi, dann von einer ganzen Schaar von Schweizer Gelehrten wie Louis Agassiz, Eduard Desor, César Nicolet, Karl Vogt, Bernhard Studer u. a., und endlich von Ausländern wie Charles Martins, James Forbes, Dollfus-Ausset, John Tyndall u. a.
Wenn wir die Resultate unserer Wanderung durch die Finsteraarhorngruppe noch einmal zusammenfassen wollen, so ergeben sich als charakteristische Hauptzüge zunächst die ungeheure Entwicklung ihrer Firn- und Eisgebiete und dann ihr komplexer orographischer Aufbau, der die Erkennung einer zentralen Achse mit davon ausgehenden Seitenzweigen zu einer so ausserordentlich schwierigen Aufgabe gestaltet.
Geologie.
Die geologischen Verhältnisse der S.-Hälfte der Finsteraarhorngruppe sind hauptsächlich von Emmanuel v. Fellenberg und Armin Baltzer untersucht worden. Von besonderem Interesse ist hier die unmittelbare Ueberlagerung der Gneise durch die Jurakalke und die daraus sich ergebende Kontaktzone zwischen diesen beiden Formationen mit ihren eigentümlichen Dislokationserscheinungen. Diese Kontaktzone lässt sich auf der N.-Seite der Gruppe an Jungfrau, Mönch, Eiger, Wetter- und Wellhorn verfolgen; sie beginnt über Lauterbrunnen und setzt sich nach O. zu bis weit ausserhalb die Grenzen der Gruppe, d. h. bis an die Reuss auf eine Länge von etwa 60 km fort.
Die beiden Formationen, Kalk und Gneis, haben vereinigt sehr wechselvolle Faltenbiegungen erlitten. Die Falten sind an manchen Stellen schief; es erscheinen dann die Juraschichten oft in Form eines Keiles tief in die Gneise hineingepresst, oder es werden die Sedimentgesteine von den Gneisen überlagert (wie am Wetterhorn, Mönch und an der Jungfrau). Am Gstellihorn, im Hintergrund des Urbachthales und an andern Orten wiederholen sich die Falten mehrmals, wodurch Gneise und Kalke einander gegenseitig vielfach ablösen und ganz ineinander geknetet erscheinen.
Die ursprünglich noch vorhandenen Faltenumbiegungen sind später durch die Tätigkeit von Erosion und Verwitterung abgetragen worden, so dass man jetzt nur noch entweder Reste von Kalkfalten isoliert mitten in Gneisen oder vereinzelte Gneisfetzen mitten in Kalkschichten (Gipfel des Mönch und Gstellihorns) antrifft. Das Finsteraarhornmassiv ist nicht symmetrisch gebaut (vergl. das geolog. Querprofil). Es besteht zum grössten Teil, namentlich in den zentralen Abschnitten, aus krystallinen Gesteinsarten: Gneis, mehr oder weniger schiefrig, übergehend in Augengneis, Granitgneis oder Protogin (Hühnerstöcke, Bächlistöcke, Brunberghörner, Juchlistöcke, Hühnerthälihörner), in Serizitgneis (Ritzlihorn) oder auch in Amphibolgneis (Finsteraarhorn, Grünhorn, Oberaarhorn). An die Gneise schliesst sich nach S. eine beinahe bis zur Rhone reichende breite Zone von Casannaschiefern an, die an einigen Stellen wieder Uebergänge in Gneis zeigen.
Dieser Zone von Casannaschiefern gehören an das Lötschenthal, die Bietschhornkette (mit Ausnahme der aus Amphibolschiefern aufgebauten höchsten Teile) und der Petersgrat, an dessen N.-Hängen aber hier und da Granite und Verrucanofetzen anstehen. Grünliche oder rosarote Granite finden sich auch im obersten Abschnitt des Gasternthales zwischen Alpetligletscher und dem Fuss des Balmhorns. Die Kette der Blümlisalp besteht aus mächtig entwickelten Juraschichten (Dogger und Lias), die nach N. fallen und unter denen mancherorts Dolomite und Verrucano zu Tage anstehen. Auch die Gruppe des Balmhorns gehört in ihren Gesteinen der Hauptsache nach den Schichten des untern und mittleren Jura an, die wiederum auf den Quarzsandsteinen des Verrucano ruhen. Zwei der Vorberge des Balmhorns endlich, das Klein Rinderhorn und Tatlishorn, sind Ueberreste von Kreide- und Jurafalten.
Die n. Hälfte der Finsteraarhorngruppe besteht (im Gegensatz zu der vorwiegend krystallinen S.-Hälfte) der Hauptsache nach aus Sedimentgesteinen der sekundären Formationsgruppe. An den Grenzen trifft man aber auch hier und da, besonders im nw. Abschnitt, auf tertiäre Schichten. Die Thalböden sind, wie überall, mit Gebilden quaternären Alters (Alluvionen, Sturzschutt, Tuffen etc.) überführt. Hier herrschen Absätze der mittlern Jurazeit vor, und aus Juragestein besteht auch die grosse Mehrzahl aller Gipfel. Im Abschnitt zwischen Kander und Kienthal tritt auch Lias (Sinémurien) auf, der mit dem Dogger zusammen die kurze Kette der Wittwe aufbaut; der an die Wittwe im rechten Winkel anschliessende Ast gehört dagegen der Kreide (Neocom und Urgon) an. Nach N., wo alle diese Ketten sich beträchtlich absenken, tauchen Jura und Kreide unter eine beträchtliche Decke von eocänem Flysch und Nummulitenkalk. - Zwischen Kienbach und Lütschine besteht das Hufeisen des Schilthorns mit allen seinen Verzweigungen und dem dazwischen gelegenen Gebiet aus unterem und oberem Jura, der nach N. von einer Kreidezone (Urgon u. Berrias) überlagert wird, die noch weiter n. ihrerseits wieder unter den Flysch taucht. - Im Dreieck zwischen beiden Lütschinen, dessen Mittelpunkt der Männlichen ist, herrschen durchaus Juraschichten (unterer und oberer Dogger) vor, mit Ausnahme eines s. über Grindelwald hinziehenden Flyschbandes. - Die gleichen Verhältnisse treffen wir auch überall ö. der Lütschine, wo die ganze Reihe der durch Oxfordmulden von einander getrennten und durch die Erosion an den Umbiegungsstellen abgetragenen Doggergewölbe nach N. überliegt.
Immerhin zeigen sich in der dem Brienzersee nächstgelegenen Kette auch Kreidereste (Berrias) und längs des Reichenbaches ein langes Band von Flysch und Nummulitenkalk. Für Einzelheiten vergl. Baltzer, Armin. Der mechan. Kontakt von Gneis und Kalk im Berner Oberland, sowie Fellenberg, Edmund v., und Casimir Mœsch. Geolog. Beschr. des westl. Teiles des Aarmassivs... (beide in den Beiträgen zur geolog. Karte der Schweiz. Lieferung 20 und 21). Bern, 1880 und 1893.
[Dr. Emil André.]
Flora.
Die Finsteraarhorngruppe bildet in botanischer Hinsicht dank ihrem topographischen Bau, der bedeutenden Höhe ihrer Gipfel und der petrographischen Zusammensetzung ihrer zu einem Teil krystallinen Gesteinsarten ein vom westlichen Oberland deutlich geschiedenes Gebiet für sich. Der die beiden Gebirgsgruppen orographisch scheidende Pass der Gemmi bildet auch die Grenzlinie ¶