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Sumiswald Uhren- und Musikinstrumenten-, Langnau Handharfenfabrikation, Lützelflüh Bleicherei; Langnau ist mit 11 Firmen Hauptsitz des Käsehandels. Die Hauptindustrie ist die Textilindustrie, in welcher 1889 von 2972 Berufstätigen 1873 = 63% beschäftigt waren. Dem Fabrikgesetz waren 1898 32 Betriebe unterstellt, worunter 13 Sägereien und Holzbearbeitungswerkstätten und 10 Webereien und Spinnereien. Von den 779 Betrieben des Kantons ergibt dies blos 4,1%, bei einer Bevölkerung von 8,3%.
Den Geldverkehr vermitteln 9 Ersparniskassen und die Bank in Langnau.
Verkehrswege.
Die alten über die Berge hinführenden Landstrassen dienen nur noch dem Lokalverkehr. Das neue Strassennetz, das die Höhen verliess und die Thalsohle durchzieht, entstand erst in den Jahren 1835-59, die Strasse Eggiwil-Schangnau sogar erst 1876. An Eisenbahnen besitzt das Emmenthal die Linien Bern-Langnau-Luzern und Burgdorf-Langnau. An den Grenzen wird es berührt von der neuen elektrischen Vollbahn Burgdorf-Thun und der Linie Langenthal-Huttwil-Wolhusen. Eine Verbindungsbahn Ramsei-Sumiswald-Huttwil harrt noch der Ausführung.
Bei der isolierten Lage der Häuser ist es dem Emmenthal ohne grosses Risiko möglich, eine eigene Mobiliarversicherungsgesellschaft zu halten.
Militärisch ist das Emmenthal der 4. Armeedivision zugeteilt; ihr Materialdepot befindet sich in Langnau.
Geschichtliches.
Nicht blos keltische Orts-, Berg- und Flussnamen, sondern auch vereinzelte Ueberreste beweisen, dass das Emmenthal schon von den keltischen Helvetiern bewohnt war. Auf dem Münnenberg zwischen Lützelflüh und Sumiswald finden sich ausgedehnte Erdwälle, die Reste eines keltischen oppidum;
eine Erdburg, vielleicht der Sitz eines Häuptlings, ist erhalten im Thalgraben bei Obergoldbach;
eine ähnliche Erdburg war der Burgbühl bei Sumiswald;
der künstlich aufgeworfene Kegel des Bärhegen bei Wasen ist durch Nachgrabungen als Opferplatz erwiesen;
Würzbrunnen bei Rötenbach war ein heidnischer Kultort.
Die Besetzung des Landes durch die Römer wird ausser durch die im untern Emmenthal gemachten Münzfunde bezeugt durch die Ueberreste von zwei römischen «Hochgsträss» (hohe Strasse, vom erhöhten Strassendamm), demjenigen von Sumiswald über den Bärhegen nach Huttwil (einer Fortsetzung der Strasse vom befestigten Lager bei Bern über den Wegissen nach dem mittleren Emmenthal),
und demjenigen von Signau, das die Aaregegend mit dem obern Emmenthal verband und bei diesem Orte durch die «Heidengräben», die Ueberbleibsel eines verschanzten Lagers, gedeckt wurde. Ums Jahr 400 wurden die Alemannen sesshaft, sogen die noch vorhandenen keltisch-römischen Elemente auf und drangen auch in unsere Gegend. Genaueres wissen wir über ihre Niederlassungen nicht, und die Geschichte des Landes liegt Jahrhunderte in Dunkel gehüllt. Erst vom Jahre 1100 an fällt einiges Licht hinein, das uns die Urkunden bringen.
Unter dem Einfluss des Lehenswesens war das Thal unter die Herrschaft einiger Herren gekommen, die als Dienstmannen zuerst unter den Herzogen von Zähringen, nach deren Aussterben im Jahre 1218 unter den Grafen von Kiburg in Burgdorf standen. Die bedeutendsten dieser Adelsgeschlechter waren die Freien von Signau, Lützelflüh (Brandis), Spitzenberg (im Golgraben bei Langnau), Langnau, Wartenstein bei Lauperswil, die Edeln von Sumiswald, Trachselwald, Schweinsberg bei Eggiwil, Rüderswil, Affoltern und Eriswil, deren Burgen alle, mit der einzigen Ausnahme von Trachselwald, in Trümmern liegen oder gänzlich verschwunden sind. Zu diesen weltlichen Herren kamen das um 1130 von Thüring von Brandis gestiftete Benediktinerkloster in Trub und die vom Freiherrn Lüthold von Sumiswald im Jahre 1225 gegründete Deutschritterkommende Sumiswald.
Alle diese Besitzungen gingen im Laufe der Zeit an Bern über: 1384 Burgdorf mit Oberburg und Hasli, 1399 das Amt Rötenbach, 1408-14 die Burg Trachselwald, die Gerichte zu Ranflüh und Stadt und Gericht Huttwil, 1420 die Herrschaft Schongau (Schangnau), 1504 Rohrbach und Eriswil, 1528 in Folge der Reformation das Kloster Trub, 1529 die Herrschaft Signau, 1607 Brandis, 1698 durch Kauf die Kommende Sumiswald mit Dürrenroth. Die hohe Gerichtsbarkeit hatte das Landgericht Ranflüh; die niedere Gerichtsbarkeit und die Verwaltung stand unter den Landvögten von Trachselwald, Sumiswald, Brandis und Signau. In der Helvetik zerfiel das Emmenthal in die Distrikte Ober und Unter Emmenthal. Im Jahre 1803 kam die heutige Einteilung in die Amtsbezirke Signau und Trachselwald mit den Amtssitzen Langnau und Trachselwald zu Stande.
Aus der Geschichte des Emmenthals sei noch erwähnt sein anfänglicher Widerstand gegen die Reformation und seine hervorragende Beteiligung am Bauernkriege des Jahres 1653, in welchem es in Niklaus Leuenberger, dem Bauern von Schönholz, den Führer lieferte. Von sonstigen bekanntem Männern des Emmenthals heben wir hervor den originellen, von weither aufgesuchten Wunderdoktor Michael Schüpbach von Langnau (1707-1781), den genialen Schilderer des bernischen Volkslebens Jeremias Gotthelf (Albert Bitzius), Pfarrer in Lützelflüh (1797-1854), den Volksdichter Christian Widmer von Signau, den Dichter des «Emmenthalerliedes» (1808-1857) und den ebenfalls von Signau stammenden Bundesrat Karl Schenk, den hervorragendsten Sohn des Emmenthals (1823-1895).
Litteratur:
Imobersteg, Jak. Das Emmenthal. Bern 1876.
- Imobersteg, Jak. Wanderungen durch das Emmenthal (im Alpenhorn, Beilage zum Emmenthalerblatt Nr. 18-40). 1872.
- Türler, E. A. Das malerische und romantische Emmenthal. Bern 1887.
- Oberaargau und Unteremmenthal (in Europäische Wanderbilder. 245-247). Zürich [1896].
- Studer, Bernh. Beiträge zu einer Monographie der schweizer. Molasse. Bern 1826.
- Jahn, Albert. Emmenthaler Altertümer und Sagen. Bern 1865.
- Jahn, Albert. Der Kanton Bern; antiquarisch-topographisch beschrieben. Bern 1850.
- Mülinen, W. v. Die weltlichen und geistlichen Herren im Emmenthal im früheren Mittelalter (im Archiv des historischen Vereins des Kantons Bern. Bd 8).
- Geiser, Karl. Geschichte des Armenwesens im Kanton Bern. SA. Bern 1894.
- Geiser, Karl. Land und Leute bei Jeremias Gotthelf (im Neujahrsblatt der litterar. Gesellschaft Bern 1898). Bern 1897.
- Geiser, Karl. Studien zur bernischen Landwirtschaft im 18. Jahrhundert (im Landwirtschaftlichen Jahrbuch der Schweiz) 1895.
- Berger. Volkswirtschaftliche Zustände des Emmenthals und ihr Zusammenhang mit dem Vorrecht des jüngsten Sohnes. 1866.
- Geiser, Karl. Rückblick auf die Entwicklung der wirtschaftlichen Verhältnisse im Kanton Bern (im Katalog der Gewerbeausstellung Thun). Thun 1899.
- Schweizer, J. J. Topographie der emmenthal. Alpgemeinde Trub. Bern 1830.
- Flückiger, D. Geschichte der Hinterarnialpen. Bern 1892.
- Antenen, Frdr. Die Vereisungen der Emmenthäler (in den Mitt. der Naturforsch. Gesellsch. in Bern. 1901). Bern 1902.
- Publikationen des bernischen statistischen Bureaus.
[C. Zollinger.]