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Besuch der schönen Aussichtspunkte Suggithurm, Wilerhorn, Schimberg, Feuerstein, Schafmatt, Hagleren, Schrattenfluh, Beichlen, Hohgant und Gemmenalphorn. Während die Berge der Emmengruppe von den Touristen etwas bei Seite liegen gelassen werden, erfreuen sich dafür einige an den Grenzen der Gruppe am Thuner-, Brienzer- u. Vierwaldstättersee wundervoll gelegene Gegenden eines um so zahlreicheren Besuches.
In geologischer Hinsicht (vergl. die Profile) kann man die Emmengruppe deuten als ein grosses Tertiärbecken, das im S. und SO. von einer Kreidezone begrenzt und in der Längsrichtung von einer zweiten Kreidezone in zwei Abteilungen geschieden wird. So trifft man in der Richtung von S.-N. der Reihe nach folgende Bildungen:
1) die Kreidezone der ersten Hauptkette;
2) das Eocänbecken zwischen Brienzergrat und zweiter Hauptkette, das weitaus den grössten Teil der Gruppe umfasst;
3) die Kreidezone des Sigriswilergrates und 4) die subalpine Miocänzone, deren höchstgelegene Teile die Einzelkämme der dritten Hauptkette bilden.
Die Kette des Brienzergrates besteht aus den Schichten der dem untern und mittleren Neocom, sowie dem Urgon zugerechneten sog. Berrias. Die Mulde zwischen Brienzergrat und Sigriswilergrat ist von einer mächtigen Schicht von eocänen Bildungen ausgefüllt, die ihrerseits wieder von reichlichem Gletscherschutt überführt sind. Besonders schön entblösst sind die eocänen Gesteine in den von den beiden Emmen ausgewaschenen Durchbrüchen; sie bestehen zum allergrössten Teil aus Flysch, der nur an wenigen Stellen (Traubachthal, Teufthal, Habkernthal etc.) durch eine Breccie ersetzt ist, in der mächtige Blöcke von rotem Granit vorherrschen. Am NO.-Rand dieses Tertiärbeckens erscheinen unter dem Flysch ältere Eocänbildungen, während die tief gelegenen Landstriche an der O.-Grenze der Emmengruppe, das Thal der Sarner Aa, mit Wildbachanschwemmungen überführt sind.
Die hohen Teile dieses Beckens, zwischen den beiden Emmen, sind dadurch besonders bemerkenswert, dass hier einzelne Stöcke von ältern Bildungen (Trias, Jura, Kreide) mit mediterraner Facies dem Tertiär (Flysch) aufsitzen. Diese sog. Klippen (Giswilerstöcke, Rotspitz u. a.) werden als Ueberreste einer einst zusammenhängenden Decke gedeutet, die in Folge einer eigenartigen Dislokationsbewegung (vergl. den Art. Romanische Präalpen) auf die unterliegenden Falten desselben Gesteins in helvetischer Faciesausbildung überschoben worden sein soll.
Die zweite Hauptkette besteht mit nur geringen Unterschieden aus denselben Schichten wie der Brienzergrat; an sie schliessen sich eocäne Gesteine an, wie am Pilatus, wo eine Reihe von Neocom- und Urgonfalten buchstäblich aufeinandergepresst und gegenseitig durch Eocänbänder geschieden sind. Nahe dem Thunersee ist im Sigriswilergrat miocäne Nagelfluh in grosser Mächtigkeit vorhanden. Ueber Sigriswil stehen unterhalb der diese Kette im N. begrenzenden Faltenverwerfung in einzelnen Fetzen Lias und Rauchwacke an. An beiden Hängen des Justisthales lassen sich der Reihe nach unterer Spatangenkalk (mittleres Neocom), Valangienmergel, unteres Neocom, oberer Spatangenkalk, Urgon und Nummulitenbildungen konstatierten. Der Hohgant besteht zu einem Teil aus Nummulitenschichten von eigentümlicher Facies, den sog. Hohgantschichten. Von zahlreichen Karrenbildungen durchfurcht ist seiner ganzen Ausdehnung nach der breite Urgonrücken der Schrattenfluh. In Bezug auf andere geologische Eigentümlichkeiten der zweiten Hauptkette der Emmengruppe verweisen wir auf die später zu nennende Abhandlung von F. J. Kaufmann.
Das ganze Gebiet nw. dieser zweiten Kreidezone bis zur Grenze der Gruppe ist miocänen Ursprungs u. hängt durch die subalpine Nagelfluhzone mit dem mittelschweizerischen Molasseland zusammen. Die höchsten Teile, unsere dritte Hauptkette, bestehen aus Nagelfluh, der sich in den tiefern Lagen zu beiden Seiten Molasse von wechselnder Facies anlagert. Auch das Gebiet zwischen der Luzerner Bucht des Vierwaldstättersees und dem Zugersee besteht aus Molasse in verschiedenartiger Ausbildung (Obere Süsswassermolasse mit Kalkbänken, Meeresmolasse etc.), deren Aufrichtung, Umbiegung und schliessliches Fallen alpeneinwärts die verhältnismässig beträchtliche Höhenlage dieser Berge bedingen und ihnen zugleich ihren alpinen Anstrich verleihen.
Bibliographie. Kaufmann, F. J. Emmen- und Schlierengegenden ... (in Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz. 24, 1). Bern 1886. - Hugi, Em. Die Klippenregion von Giswil (in Neue Denkschriften der allgem. schweiz. Gesellsch. für die gesamten Naturwiss. 36). Zürich 1900.
[Dr. E. André.]
Die Flora
ist in der Emmengruppe im Allgemeinen eine sehr arme, und nur wenige alpine Arten sind der durchaus alltäglichen Vegetation dieses Gebietes beigemengt. H. Christ, dem wir die folgenden Angaben entlehnen, schreibt diese Erscheinung dem geologischen Bau des Bodens zu, indem nach ihm der hier weitaus vorherrschende Flysch ein steriles, feuchtes, kaltes und der Entwicklung der Pflanzenwelt überhaupt wenig günstiges Substrat ist. Immerhin findet man einige Gruppen von Juncus triglumis und einige vereinzelte Stöcke von Gentiana nivalis und Cirsium spinosissimum.
Eine Ausnahme von der allgemeinen Regel macht der S. der Gruppe: Brienzergrat, Justisthal und Beatenberg, wo zahlreiche interessante Arten vorkommen. Wir nennen davon Delphinium elatum, Corydalis intermedia, Draba tomentosa, Arabis serpyllifolia, Cochlearia officinalis (auf der Horneckalp; in der Schweiz selten), Thlaspi rotundifolium, Silene quadrifida, Potentilla dubia, Saxifraga oppositifolia, Astrantia minor, Leontopodium alpinum, Arnica montana, Crepis montana (Ralligenstöcke), Hieracium glaucum und H. Jacquini, Phyteuma betonicæfolium (Beatenberg), Campanula thyrsoidea, Arctostaphylos alpina, Azalea procumbens (Gemmen), Pirola minor (Niederhaus) und P. uniflora, Gentiana nivalis, Erinus alpinus, Veronica fruticulosa, Pedicularis foliosa, Androsace lactea (Sigriswilergrat), Primula auricula und P. viscosa (Gemmen), sowie den Bastard P. auricula × viscosa (auf Gemmenalp und Burgfeldalp gemein), Globularia vulgaris (Ralligenstöcke), Salix hastata, Orchis globosa, Gymnadenia odoratissima, Ophrys arachnites (Beatenberg), Listera cordata, Goodyera repens (Balmholz), Corallorrhiza innata (Sigriswilergrat), Cypripedilum calceolus, Polygonatum verticillatum, Lilium Martagon, Lloydia serotina, Anthericus Liliago, Paradisia liliastrum, Gagea Liotardi und G. lutea, Juncus filiformis, Luzula spadicea (Gemmen), Carex capillaris (Niederhorn) und C. firma, Festuca pumila, Selaginella selaginoides, Lycopodium clavatum (Beatenberg) und L. alpinum (Gemmen). Am Brienzergrat Papaver alpinum;
am Brienzerrothorn Phaca frigida und Ph. australis, Pedicularis versicolor, Lloydia serotina und Allium victorialis;
am Hohen Gummen Saussurea alpina, Campanula thyrsoidea, Orchis globosa, Poa cenisia, Crepis Terglonensis;
am Hohgant Arabis pumila, Petrocallis pyrenaica, Azalea procumbens, Lloydia serotina, Cerinthe alpina.
In den tiefern Lagen, längs der Ufer des Thuner- und Brienzersees, finden sich eine Reihe von Arten aus warmen Gegenden: Erica carnea, Cyclaminus europaea, Taxus baccata, Allium sphærocephalum, Carex humilis, Lasiagrostis calamagrostis, Melica ciliata - alle von Merligen bis Neuhaus, die zwei letztgenannten bis Brienz verbreitet;
Muscari racemosum (Merligen) und M. botryoides (Ralligen), Stupa pennata (Beatenhöhle), Oryza clandestina (in Menge am Faulensee bei Ringgenberg), endlich das seltene Carpesium cernuum und Allium fallax (am Ballenberg bei Brienz).
Vergl. hierzu: Fischer, Ludwig. Verzeichnis der Gefässpflanzen des Berner Oberlandes. Bern 1875. - Auch in der Gruppe des Pilatus ist die Florenarmut eine weniger auffallende; man findet hier einige Arten aus dem SW., wie Papaver alpinum, Viola cenisia, Petrocallis pyrenaica, Poa cenisia, Narcissus radiiflorus, Androsace helvetica, Arabis pumila, Draba tomentosa, Aspidium rigidum; ferner als östliche Art Crepis alpestris.
[H. Jaccard.]
SCHLUSS DES ERSTEN BANDES.