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der Vereinigung «Pro Chillone» aufbewahrt werden. Dem zweiten Hofe (E) schliesst sich der dritte (F) an, den rechts der gewaltige Donjon oder Bergfried (I) und links die Grundmauern eines ehemaligen Turmes (S) flankieren, an dessen S.- und N.-Seite sich um 1250 die heutigen Gebäulichkeiten anschlossen.
Auf ihr ursprüngliches Niveau ausgeräumt sind die benachbarten Hallen U, U1 u. U2. Die zweite (U1), der Gerichtssaal, ist mit vier grossen Doppelfenstern, drei Säulen aus schwarzem Marmor, einem Kamin aus dem Jahre 1439 und einer aus derselben Zeit stammenden Kassettendiele geschmückt. Der dritte Raum (U2) mit Decke aus dem 13. Jahrhundert ist die Folterkammer, wo zahlreiche Unglückliche, besonders auch im 17. Jahrhundert viele der Hexerei Angeklagte gequält worden sind.
Gegenüber erhebt sich der zentrale Bergfried (oder Donjon I) mit einer Höhe von 26 m. Rechts davon steht ein vierter Turm, an dessen n. Ende die dem h. Georg geweihte Burgkapelle gefunden worden ist. Sie enthält zwei prachtvolle Chorstühle aus geschnitztem Eichenholz, die zusammen mit zwei andern kleinern Stühlen aus der Kathedrale von Lausanne stammen. Darunter befindet sich eine Krypta. Wenn wir in die Bel-Etage des den Hof F im N. abschliessenden Herzogsturmes (X) steigen, öffnet sich uns zunächst das Schlafzimmer des Grafen von Savoyen mit einem Kamin aus 1336, Wandmalereien (Spuren von dreimaliger Uebermalung, deren älteste aus 1341-1343 stammt) und den geschnitzten Eichenholzpfeilern eines Staatsbettes.
Nebenan, über der Folterkammer, liegt eine «Gardaroba», deren ursprüngliche Einrichtung im 15. Jahrhundert völlig umgeändert worden ist, wie übrigens auch die des benachbarten, von den Bernern im 16. Jahrhundert umgeänderten grossen Rittersaales über dem Gerichtssaal, den ein Kamin aus dem 15. Jahrhundert und die an der S.- u. W.-Wand in einer Höhe von 2,07 m vom Boden unter der Decke angebrachten Wappen der von der Eroberung der Waadt an bis zu ihrer Uebersiedelung nach Vevey im Jahre 1733 auf Schloss Chillon residierenden bernischen Landvögte zieren. Unsern Rundgang durch das Schloss beendigen wir, indem wir durch den Zwinger (H) am Zwingerturm (Z1) mit seinen schon erwähnten Verliessen (oubliettes) vorbei wieder zum Thorhaus (A) zurückkehren.
Die Geschichte des Schlosses Chillon kann in vier Zeiträume eingeteilt werden: 1. Die Anfänge, vor dem 13. Jahrhundert; 2. die Zeit der savoyischen Herrschaft; 3. die Zeit der Berner Herrschaft und 4. die Zeit seit dem Uebergang des Schlosses an die Waadt.
1. Anfänge.
Die Entstehung des Schlosses Chillon ist in Dunkel gehüllt. Es wird behauptet, dass die Felsklippe, auf dem es erbaut ist, einst unter dem Spiegel des Sees gelegen habe und durch langsames Sinken des Wassers allmählich aufgetaucht sei. Dadurch entstand eine Art von Vorgebirge, das auf der Landseite unmittelbar von steilen und unzugänglichen Felshängen überragt wird und von Natur aus dazu geschaffen war, die von Avenches über Vevey und Chillon dem Seeufer entlang ins Wallis und über den Grossen St. Bernhard ziehende Römerstrasse zu beherrschen.
In der That bestand denn hier auch ein römisches Bauwerk, das zu Ende des 4. Jahrhunderts in Asche gelegt wurde. In der die ganze Oberfläche der Felsklippe einst bedeckenden Schuttschicht hat man römische Ziegel und (im Hof D) eine Münze aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts aufgefunden.
Ferner scheint hier im 9. Jahrhundert eine neue befestigte Anlage bestanden zu haben. Die Ueberlieferung, dass Graf Wala auf Befehl Ludwigs des Frommen in Chillon gefangen gehalten wurde, ist nach den neueren Forschungen durchaus nicht aufrecht zu erhalten.
Lange Zeit schweigt dann die geschichtliche Ueberlieferung von der Existenz eines Schlosses Chillon völlig, und auch die ersten aus 1005 stammenden Nachrichten sind noch unbestimmt genug. Eine Urkunde aus jenem Jahre nennt als Eigentum des Bischofes Hugo von Sitten ein bei Villeneuve gelegenes «Castellare», das vielleicht als unser Schloss gedeutet werden darf.
Völlig sicher und unter seinem heutigen Namen erscheint Chillon erst im 12. Jahrhundert. 1150 besass es schon eine Besatzung und einen eigenen Burgwart, die unter dem Befehl der Grafen von Maurienne-Savoyen, Lehensmännern des Bischofes von Sitten, standen. Die durch vorspringende Türme verstärkte Ringmauer dieser Zeit war weder überall von gleicher Höhe noch gleichmässig ausgebaut.
2. Zeit der savoyischen Herrschaft.
Seine eigentliche Bedeutung als fester Punkt erhielt Chillon, soweit bekannt, erst zu Beginn des 13. Jahrhunderts. Der durch seine ritterliche Gesinnung wohlbekannte Graf Thomas I. von Savoyen hatte die Bedeutung von Chillon erkannt u. 1224 seinem Burgwart den Auftrag gegeben, ihm hier ein «Haus» zu bauen, das ungefähr an der Stelle der auf unserem Plan mit U1 und U2 bezeichneten Räume aufgeführt war und dessen genaue Gestalt, Einrichtung u. Ausschmückung die 1892 von Albert Næf vorgenommenen Untersuchungen festgelegt haben. Zu gleicher Zeit wurden die schon vorhandenen Türme im Innern ihrem Zweck entsprechender ausgebaut und die Ringmauer auf der O.-Seite beträchtlich verstärkt. Auf Thomas folgte sein Sohn Peter II., der nicht mit Unrecht den Beinamen des «Petit Charlemagne» führte. «Stolz, kühn und schrecklich wie ein ¶