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minima, Tozzia alpina, Androsace lactea, Salix retusa, S. reticulata, Herminium monorchis, Epipogium aphyllum, Allium victorialis, Phleum alpinum, P. Micheli, Festuca pumila, Lycopodium selago, Blechnum spicant, Veronica aphylla etc. Von allen am Chasseral wachsenden Arten sind aber die für den Jura interessantesten Rhododendron hirsutum (Vorkommen zu verschiedenen Malen bestritten, aber von glaubwürdigen Botanikern wirklich gefunden; seither leider ausgerottet) und Arctostaphylos alpina. Verschiedene Mitglieder des S. A. C. geben sich viele Mühe, um das Hôtel einen kleinen Garten anderer alpinen Pflanzen anzulegen.
Hinter dem Grat des Chasseral, in der feuchten und kalten Gegend des Bois Raiguel, stocken zahlreiche Lärchen, welcher Baum im Jura nicht einheimisch ist. Hier ausserdem noch eine grosse Menge von sehr schönen Heidelbeeren (Vaccinium myrtillus). Einer der allerbeachtenswertesten botanischen Standorte des Jura sind die am Fuss der Roche (S.-Flanke, ö. vom Signal) angehäuften Schutthalden. Hier gedeihen Linaria alpina;
die schönen Büschel von Erysimum ochroleucum (schon Abraham Gagnebin aus La Ferrière und Haller bekannt), des blassgelben Schotendotters, dessen Wohlgeruch ganz demjenigen des an den Felsen des Schlossbergs wachsenden Goldlacks (Cheiranthus cheiri) gleichkommt;
Bupleurum longifolium und B. ranunculoides. An den Steinhalden der Combe Biosse: Centranthus angustifolius, Pedicularis foliosa var. jurana Steininger;
auf dem Crêt de l'Egasse: Allium victorialis.
Die auf frischen Waldlichtungen massenhaft gesammelten Erd- und Himbeeren kommen in den benachbarten Städten auf den Markt.
Den Hauptreichtum der Bürgergemeinden bilden, wie überhaupt im ganzen Jura, die die Berghänge (Joux) bedeckenden Fichten- oder Rottannenwälder. Die Weisstanne zieht den Schattenhang (Envers) vor und steigt nicht sehr hoch an. Ueberall streitet die Buche mit den Nadelhölzern um ihre Existenz. Die Waldföhre oder Kiefer (Pinus silvestris) ist selten und bevorzugt sandigen und warmen Boden, während umgekehrt ihre var. hamata, gleichwie die Birke, die kalten und feuchten Gegenden (Pontins etc.) liebt.
Die Stieleiche steigt nicht über den S.-Fuss des Chasseral (La Praye); der Ahorn umgibt in grossen, oft durch den Blitz gespaltenen Exemplaren alle Meierhöfe der Berggegend. Das Holz der Eberesche und des Mehlbeerbaums ist ein gesuchter Artikel für Drechsler. Das früher zum grossen Schaden der Bäume betriebene Harzsammeln (Burgunder Terpentin) ist heute verboten; überall zeigen die alten Baumstämme noch die Spuren der vor mehr als einem halben Jahrhundert dadurch erlittenen Verstümmelungen.
Fauna.
Bis jetzt sind die Höhlen des Chasseral noch nicht untersucht worden; es ist aber wahrscheinlich, dass vor der bis in die keltische Zeit hinaufreichenden Besiedelung der Thäler Bär und Luchs nicht selten gewesen sind. In strengen Wintern verirrt sich heute noch der Wolf aus den Vogesen bis hierher. Wildschweine sind nie beobachtet worden, sie gehen nicht weiter als bis zum Doubs und ins Thal von Delsberg. Hoch oben am Berg an stark bewaldeten Hängen finden noch Wildkatze und Auerwild (Tetrao urogallus) einen Zufluchtsort; die Auerhenne wählt zur Aufzucht ihrer Nachkommenschaft mit Vorliebe die Busch- und Felswildnisse der abgelegensten Tannendickichte (Bois Raiguel, Forêt de Chuffort, etc.). Der Nusshäher (Nucifraga caryocatactes) nistet im Februar bis März in jenen Gehölzen.
Geologie.
Natürliche Merkwürdigkeiten am Chasseral sind eine noch nicht untersuchte senkrechte Kluft (taue) etwas ö. unter dem Signal, in der schon Vieh verunglückt ist; eine grosse Höhle auf halber Bergeshöhe im Wald von Nods; eine natürliche Eisgrotte, der Creux de Glace, am N.-Hang (Fussweg Courtelary-Mittler Bielberg), wo durch die starke nächtliche Strahlung die feuchte Luft derart abgekühlt wird, dass sich am Boden eine Eisschicht gebildet hat und sich in der Höhle befindliche Gegenstände mit einer Eiskruste überziehen. Zudem wird der Eingang bis spät im Jahr von einem durch die Winterstürme zusammengewehten Schneehaufen verdeckt.
Die in paläontologischer Hinsicht bemerkenswerteste Stufe der Juraschichten am Chasseral ist das die beiden Gräte der Kette aufbauende Sequan. Der Fundort Chasseralles oder Chesseralles von fossilen Seeigeln und Korallen findet sich schon in alten Verzeichnissen von Versteinerungen (Bourguet 1742). Man findet solche Fossilien an den verschiedensten der Verwitterung zugänglichen Stellen, so besonders zwischen den einzelnen Kalkbänken, längs der Fusswege und an den Schutthalden. In dieser Hinsicht sind namentlich die Umgebungen des Egasse schon öfters abgesucht worden; die hier gemachte, sehr vollständige Ausbeute wird im Museum Schwab in Biel aufbewahrt. Es sind Cidaris philastarte, Hemicidaris stramonium und H. intermedia, Acrocidaris nobilis etc. An der Basis der Sequanstufe liegen ganze Bänke voller Stöcke und Bruchstücke der Korallenbauten des jurassischen Meeres.
Auf dem Gipfel weisse Oolithe (mit Diceras und Nerinaeen) gleichen Alters wie die bekannten Fundstellen von St. Verena bei Solothurn und Valfin. Auch die Schichten des Dogger (Mittler Bielberg) sind reich an interessanten Faunen. Dagegen fehlt fast vollständig die Oxfordstufe mit ihrer Fauna von pyritischen Ammoniten. Die Mergel der Argovien-Comben an der Basis des Malm liefern Ammoniten und Schwämme. Zu nennen sind endlich noch die in den Mulden der Métairie du Plâne, s. St. Immer, und von Unter Graffenried, sö. Villeret, eingeklemmten fossilführenden Neocomfetzen, sowie die auf dem Doggergewölbe des Jobert und unter dem Grat des Chasseral in mehr als 1300 m Höhe liegenden erratischen Blöcke.
Bevölkerung und Wirtschaftliches.
Einige der Höfe und Meiereien am Chasseral gehören Wiedertäufern, die zusammen eine gemeinschaftliche Winterschule mit Unterricht in deutscher Sprache unterhalten; deutsch sprechen auch sonst die Mehrzahl der Pächter und Sennen dieses Berglandes. Die ausgezeichnete Butter vom Chasseral wird in die benachbarten Städte (Biel, Neuenburg) verkauft; auf dem Berg und in einzelnen der umliegenden Dörfern wird der harte und etwas magere sogenannte Greierzerkäse (fromage de Gruyère), sowie während der ersten Wochen des sommerlichen Viehauftriebes der geräucherte und ungesalzene sogen. «séret» hergestellt. Zu Beginn des Winters brennt man überall aus den gegohrenen Wurzeln des dann auf den Bergweiden reichlich wachsenden gelben Enzians (Gentiana lutea) einen bitter schmeckenden Branntwein von hohem Alkoholgehalt, der als Kräftigungs- und Erfrischungsmittel gilt.
Einige Bauern und Sennen, besonders die der kleinem Höfe auf magerem Boden, treiben Viehzucht; auf den Allmenden, den den umliegenden Bürgergemeinden gehörenden grossen Bergweiden, sömmert das Jungvieh wie in den Alpen, und dem Gipfel des Chasseral statten zeitweise Ziegenheerden ihre Besuche ab. Das Halten von Schafen ist dagegen wegen der von diesen in den Waldungen angerichteten beklagenswerten Schädigungen verboten worden. In einer Anzahl von Meierhöfen wird das Vieh auch überwintert.
Quellen finden sich im allgemeinen nur spärlich und nur solche von geringem Ertrag, weshalb auch hier, wie überall im Jura, das Regenwasser von den Dächern in einer Cisterne oder Kufe aufgefangen wird. Einigen kleinen Wasseradern begegnet man hie und da in den Argovien-Comben und am Fusse der Schutthalden des Sequan.
Die Luft auf dem Berge ist meist trocken, ausgenommen während der wenigen Nebeltage im Frühjahr oder nach lange andauerndem Regen. Die Sommertage können oft recht warm sein, doch wirkt die Hitze nie drückend; die an den Abenden stets bewegte Luft erzeugt einen kalten absteigenden Wind, den Joran; die Nächte sind kühl. Von ganz besonderem Reiz ist der Sonnenaufgang, und es ist am Chasseral ein alter Brauch die Nacht und den anbrechenden Morgen der sommerlichen Sonnenwende zu feiern.
[Dr Louis Rollier.]