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die Pegelbeobachtungen Anhaltspunkte für die Beurteilung der relativen Aenderungen des Wasserstandes. Der Ausgangspunkt ist der Pegel bei der Dampfschiffstation Ringgenberg mit einem Nullpunkt von 565,86 m über Meer. Abgesehen von ausserordentlichen Hoch- und Niederwasserständen, die weiter unten Erwähnung finden sollen, geben die Beobachtungsreihen des hydrometrischen Bureaus folgendes Bild, wobei innerhalb eines 10jährigen Zeitraumes drei Jahre ausgewählt sind, die zusammen ein Mittel darstellen.
1886 | 1890 | 1894 | |
---|---|---|---|
m | m | m | |
Jahresmittel | 566.97 | 566.98 | 566.92 |
Sommermittel (April-Sept.) | 567.23 | 567.26 | 567.08 |
Wintermittel (Oktober-März) | 566.77 | 566.72 | 566.75 |
Höchster Stand | 567.99 | 567.86 | 567.39 |
Niedrigster Stand | 566.52 | 566.49 | 566.52 |
Die Zahlen zeigen deutlich, dass der Wasserstand des Sees von Jahr zu Jahr nur wenig sich ändert, dass ferner die Schneeschmelze im Sommerwasserstand merkbar zum Ausdruck kommt und dass endlich auch innert eines Jahres die Amplitude des Wasserstandes, bei Weglassung der nicht alljährlich wiederkehrenden aussergewöhnlichen Hoch- und Niedrigwasser, 1,5 m nicht erreicht.
Ueberaus hohe und ebenso niedrige Wasserstände sind allerdings am Brienzersee nicht gerade selten, bei den steilen Ufern vermögen sie aber im allgemeinen nicht so grossen Schaden anzurichten wie bei Seen der Ebene. Im Folgenden sind diejenigen aussergewöhnlichen Hoch- und Niedrigwasserstände verzeichnet, für die man genaue Zahlen besitzt.
I. Aussergewöhnliche Hochwasserstände:
m | |
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1851 August | 569.34 |
1874 Juni | 568.38 |
1877 Juli | 568.38 |
1881 Juli | 568.16 |
1884 Juli | 568.21 |
1891 Juli | 568.42 |
II. Aussergewöhnliche Niedrigwasserstände:
m | |
---|---|
1869 Februar | 565.67 |
1870 März-April | 565.68 |
1871 Februar | 566.20 |
1875 April | 566.21 |
1888 März | 565.56 |
1889 Januar | 565.53 |
Der weitaus höchste Wasserstand vom August 1851 ist in der Gegend noch in guter Erinnerung. Das Thal von Meiringen bis Brienz war damals überschwemmt und diese Katastrophe gab den Anstoss zur Kanalisation der Aare, die in den Jahren 1866/75 zur Ausführung kam.
Von den thermischen Verhältnissen des Sees ist besonders bekannt, dass derselbe nie zufriert. Anno 1363 soll dies allerdings vorgekommen sein. Der Grund diese eigentümlichen Verhaltens, worin der Brienzersee mit einigen andern Seen übereinstimmt, liegt wohl einerseits in der geschützten Lage des Sees, andererseits in dessen grosser Tiefe, wobei weniger die maximale als vielmehr die mittlere Tiefe entscheidend ist. Denn in dieser letzteren (176 m) übertrifft der Brienzersee alle schweizerischen Seen (die oberitalienischen eingerechnet) um ein Bedeutendes.
Rechne man dazu die steilen Ufer, den Mangel an tief ins Land einschneidenden flachen Buchten, die geschützte Lage gegen den kalten Nordost (Bise), die in den Alpenthälern im Vergleich zur Ebene geringere Kälte. Weder in den kalten Wintern von 1830 und 1880, noch im Jahre 1891, da sonst alle grossen Seen zufroren, zeigte der Brienzersee Anflug von Eis, worin er mit dem Thunersee, Walensee und dem Lac de Bourget übereinstimmt. Er gehört zum Typus «tropical, subtemperé» von Forel.
Temperaturmessungen sind nur von Delebecque und Forel bekannt geworden. Letzterer mass am in 180-260 m Tiefe eine Temperatur von 4,6° C., der erstere beobachtete am folgende Oberflächentemperaturen:
Zwischen | |
---|---|
Iseltwald und Ringgenberg | 4,2° |
Iseltwald und Oberried | 4,05°, 4,0°, 4,0° |
Iseltwald und Bönigen | 4,07°, 3,8° |
Die kritische Temperatur von 4° war also erreicht, und der See hätte nach den bei andern Becken gemachten Erfahrungen gefrieren können.
Die ausgleichende, die Härten des Klimas mildernde Wirkung einer solchen Wasserfläche bedingt in Verbindung mit der günstigen (Süd-) Exposition den südlichen Charakter der Seeufer, der sich namentlich in der Pflanzenwelt kundgibt. Nussbäume begleiten weithin die rechtsufrige Seestrasse, da und dort bilden sie eigentliche Haine, und sogar am schattigen Südufer steigen sie bei Iseltwald bis 700 m ü. M. Wohl fehlt die Edelkastanie, welche am Thunersee bei Leissigen den Reisenden begrüsst, dafür reifen die Pfirsichbäume ihre goldenen Früchte, und bei Niederried und im Pfarrgarten von Brienz, in Bönigen und Iseltwald hält der Kirschlorbeer im Freien aus. Der Botaniker entdeckt an den gut exponierten Abhängen mehrere interessante Arten, welche den benachbarten Gegenden fehlen, nämlich: Rhamnus alpina, Helianthemum Fumana, Vicia Gerardi u. V. hirsuta, Sedum maximum, Rosa sepium, Cyclamen europaeum, Daphne alpina, Linaria Cymbalaria, Tamus communis, Lilium bulbiferum, Hemerocallis flava und Aceras anthropophora.
Der Fischreichtum des Brienzersees ist gross; die Fische stimmen in ihren Arten mit der Fauna des Thunersees überein; die Seen zeigen aber immerhin trotz ihrer Nähe und ihrer Verbindung durch die Aare einige Abweichungen. Der See beherbergt nach Prof. Heuscher folgende Fischarten:
a) Physostomi. Muraenoidei (Aale): Anguilla vulgaris, der Aal;
Esocini (Hechte): Esox lucius L., der Hecht;
Salmonoidei (Forellenartige): Salmo lacustris, die Seeforelle, S. fario, die Bachforelle, S. salvelinus, der «Emmel» (Rötel, Grundforelle),
Coregonus Wartmanni subspec. alpinus, der Albok, C. exiguus subspec. albellus, der «Brienzlig», C. Schinzii subspec. helveticus, der Balchen;
Cyprinoidei (Karpfenartige): Squalius cephalus L., der Alet, S. leuciscus L., der Hasel (Grundhasel),
Leuciscus ratilus L., der Schwal (Krauthasel),
Scardinius erythrophthalmus L., das «Röteli», Alburnus lucidus, der «Bläulig», Gobio fluviatilis L., das «Grundeli», Cyprinus carpio L., der Karpfen.
b) Anacanthini. Gadoidei (Schellfische): Lofa vulgaris, die «Trüsche».
c) Acanthopteri. Scleroparei (Panzerwangen): Cottus gobio L., ¶