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Konfessionell ist die Bevölkerung fast ebenso einheitlich wie sprachlich:
Reformierte | 57946 |
Katholiken | 6278 |
Israeliten | 668 |
Uebrige | 481 |
Von den 64064 Bewohnern Berns entfallen 20286 = 31% auf die innere, 43778 = 69% auf die äussere Stadt. Die 43778 Bewohner der äusseren Stadt verteilen sich wie folgt: Rechtes Aareufer (mit Länggasse, Mattenhof, Marzieli) 26669, linkes Aareufer (mit Kirchenfeld, Schosshalde, Altenberg, Spitalacker, Lorraine etc.) 17109.
Man zählte 1900 13947 Haushaltungen zu durchschnittlich 4,7 Personen. Diese verteilen sich auf 4285 bewohnte Häuser, sodass durchschnittlich auf ein Haus 15 Personen oder 3,2 Haushaltungen entfallen. Dabei zeigen sich interessante Unterschiede von Ort zu Ort. Während nämlich in der inneren Stadt auf 1 Haus durchschnittlich 4 Haushaltungen oder 16,8 Personen kommen, sind die entsprechenden Ziffern für die Aussenstadt 3 und 14,2. Die ganze Situation der inneren Stadt bringt es mit sich, dass hier überhaupt die Bewohnerschaft auf den engsten Raum beschränkt ist. Hier kommen auf 1 ha 231,5 Personen, während im gesamten Stadtgebiet die Bevölkerungsdichtigkeit mit 20,54 per 1 ha eine auffallend geringe ist. Einzelne Quartiere neigen zur Ueberfüllung der Häuser, so Matte-Stalden mit 18,7 und Lorraine mit 22,4 Personen per Wohnhaus. Die Villen und Einfamilienhäuser sind am häufigsten in den Bezirken Schosshalde mit 8, Kirchenfeld mit 9,5 und Länggasse mit 13 Bewohnern per Wohnhaus.
Die 1896 angeordnete Wohnungsenquête, deren Kosten die Summe von Fr. 45804 betrugen, hat mannigfache Misstände der Wohnungsverhältnisse ergeben. In der inneren Stadt können 18,9% aller Wohnungen bei Feuerausbruch nicht leicht von den Bewohnern verlassen werden. Hier sind die Treppen entsprechend der allgemeinen traditionellen Bauart häufig schmal und dunkel. Durch die ganze innere Stadt mit der vorherrschend westöstlichen Orientierung ihrer Strassen ist der Gegensatz der Sonnseite und Schattseite der Gassen fühlbar. In den Quartieren Stalden und Matte sind 76% aller Wohnungen ohne Anschluss an die Wasserleitung und besitzen gar 96% derselben mangelhafte Aborte.
Dagegen ist die grosse Mehrzahl der Wohnungen der Aussenquartiere nach modernen Gesichtspunkten eingerichtet.
Bern als Hauptstadt.
Bern ist in erster Linie politisches Centrum. Als Hauptstadt des volksreichsten Kantons, als Bundesstadt und Sitz einer Reihe internationaler Institutionen erhält die Stadt den Charakter einer Beamtenstadt. Das giebt dem Leben den regelmässigen und etwas nüchternen Charakter. In der Gleichartigkeit der Erwerbsverhältnisse eines bedeutenden Teils der Bevölkerung, des Beamtenstandes, liegt der Grund, warum in Bern die sozialen Gegensätze ausgeglichener sind als in Basel, Zürich oder Genf. Der Eigenschaft des Bundessitzes verdankt Bern nicht nur die stattlichen öffentlichen Bauten, sondern auch eine mannigfaltige materielle und geistige Befruchtung.
Zwar vollzieht sich das Leben der obersten Landesbehörde neben der Arbeit in der Stille eines rein bürgerlichen Privatlebens, aber dem Gang der politischen Geschäfte und Ereignisse (Sessionen der Räte, eidgenössische Abstimmungen) folgt man mit besonderer Aufmerksamkeit. Institutionen, wie das eidg. Archiv, die Landesbibliothek, die Centralbibliothek, das topogr. Bureau, die Sammlungen des Generalstabsbureaus etc. bedeuten eine wesentliche Bereicherung der geistigen Kultur der Stadt. 13 Gesandtschaften und mehrere Konsulate fremder Staaten haben in Bern ihren Sitz.
Nachdem 1879 im sogen. Rathaus des äussern Standes die Abordnungen der Mächte die Schaffung eines internationalen Weltpostvereins beschlossen hatten, wurde Bern zum Sitz des Bureaus desselben erkoren. Seither hat sich die Zahl der internationalen Bureaux auf 4 vermehrt und es besteht neben dem erwähnten ein internationales Bureau der Telegraphenverwaltungen, ein solches für gewerbliches, literarisches und künstlerisches Eigentum und das Controlamt für internationalen Eisenbahntransport. Die Wahl der Direktoren und des Personals dieser Bureaux steht dem Bundesrate zu.
Bern ist Waffenplatz der III. Division. In Bern finden in der Regel auch die Kurse erst neu zu organisierender Truppenteile (Radfahrer-, Luftschifferabteilung, Maximkompagnien etc.) statt. Für die Luftschifferabteilung ist auf dem Wankdorffelde in der Nähe des Exerzierplatzes ein Ballonhaus errichtet worden. In Bern finden die Kurse der Generalstabsschule statt.
Handel und Industrie.
Bern besitzt einen sehr ansehnlichen Produktenmarkt. Die wöchentlichen Markttage (Dienstage) und die beiden jährlichen Messen (April und Dezember) sind vom Lande her ausserordentlich gut besucht, und es dürfte keine andere Schweizerstadt im Strassenbild so grosse Veränderungen durch den Markt erfahren, als Bern, wo sich an der Aarbergergasse die «Bernerwägeli» zu einem langen Parke reihen, wo durch beinahe alle Gassen und Plätze der inneren Stadt die «Stände» sich drängen und das Kleinvieh fast genau im Stadtzentrum für seinen Markt den Platz behauptet. Wo der Kleinhandel Berns es versteht, dem ländlichen Käufer entgegenzukommen (in der Konfektion, den landwirtschaftlichen Geräten und häuslichen Bedarfsartikels, in Chemikalien, Colonialwaren und Getränken), da blüht er aufs beste.
Das wichtigste Stapelprodukt für den Grosshandel ist der Käse. Es existiert eine Anzahl namhafter Exportfirmen.
Bern ist der Sitz der bedeutendsten Banken des Kantons. Es giebt 21 Banken und sonstige Geldgeschäfte. Der wichtigste Geschäftszweig ist derjenige der gewerblichen und baulichen Kredite. Ueber die kantonale Hypothekarkasse etc. s. Art. Bern, Kanton, pag. 207 und 210.
Lange hat Bern auf dem Gebiete des Gewerbes und der Industrie keine über das Lokale hinausgehende Bedeutung beansprucht. In der langen Zeit des vorzugsweise politischen Treibens des alten Bern giengen die alten Gewerbe zurück und als die modernen Industrien aufkamen, ¶