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besonders der Beatenberg haben wieder eine grosse Föhnfrequenz. Bis nach Bern hinunter klärt er das Wetter auf, macht die Luft farbengrell und schwül und wird, wenn er anhaltender geweht hat, fast immer von regenbringendem Südwestwind abgelöst.
Das Mittel der jährlichen Niederschläge beträgt in Bern 945 mm. Bern liegt in einem Gebiet etwas geringerer Niederschläge, als der übrige Kanton sie aufweist. Dieses Gebiet (mit etwas weniger als 1000 mm) umfasst das Seeland und das Aarethal bis Thun. Ein zweites, etwas trockeneres Gebiet ist das Becken von Delémont. Im höheren Mitteland steigt die Niederschlagsmenge bis auf 1500 mm, im Jura auf 1200 mm und im Oberland auf über 2000 mm. Es hatten:
mm | |
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Bern | 945 |
Thun | 1052 |
Interlaken | 1231 |
Meiringen | 1371 |
St. Beatenberg | 1622 |
Guttannen | 1740 |
Brünig | 1991 |
Niederschläge in einem relativ trockenen Jahre (1897).
Die Bewölkung ist auffallend gross. In einem allerdings durchschnittlich etwas trüben Jahre (1897) hatten wolkenlose Tage:
Bern | 20 |
Affoltern i/Emmenthal | 64 |
Thun | 67 |
Interlaken | 61 |
St. Beatenberg | 75 |
Guttannen | 82 |
Hier zeigt sich das Höhenklima der hochgelegenen Stationen, das auch im Jura sehr ausgeprägt vorhanden ist. Das herbstliche und winterliche Nebelmeer ist gerade um Bern eine gewohnte Erscheinung. Schon der Gurten (860 m) pflegt aus demselben in die reine, sonnige Luft des NO-Windes zu tauchen.
Verheerenden, von Hagelschlag begleiteten Gewittern sind besonders die beiden Bergländer des höheren Mittellandes ausgesetzt. Der freiwilligen schweizerischen Hagelversicherung waren 1898 vom Kt. Bern 7408 Personen mit einer versicherten Wertsumme von Fr. 8838000 beigetreten.
Flora.
Durch seine in der Schweiz einzige Lage umfasst der Kt. Bern Teile der drei grossen Floraregionen der Alpen, des Mittellandes und des Jura.
I. Im Oberland finden sich zwischen den Seen von Thun und Brienz einerseits und dem vergletscherten Kamm, welcher sie speist, andererseits alle Uebergänge von der nivalen bis zur mediterranen Flora.
Entsprechend der scharfen Scheidung dieses Gebiets vom benachbarten Wallis, fehlt hier gänzlich das warme und trockene Klima, welches das Wallis auszeichnet und sind die sämmtlichen Thäler kälter und feuchter.
Vergeblich sucht man hier die im Wallis endemischen Formen wie Koeleria valesiaca, Artemisia valesiaca, Ephedra helvetica, Onosma helveticum, Cytisus radiatus, Silene vallesia etc.
Immerhin dringen auf die Höhe der tieferen Passlücken, welche der Walliserflora einige Pforten öffnen, mehr oder minder ausgedehnte Kolonien von Arten vor, welche dem übrigen Oberland gänzlich fremd sind: Crepis jubata, Saxifraga cernua auf dem Sanetsch;
Carex ustulata auf dem Rawil;
Oxytropis lapponica und Potentilla frigida auf dem Lötschenpass etc. Ueber die Grimsel sind ins obere Aarethal eingedrungen: Salix myrsinites und glauca, Androsace tomentosa, Pinguicula grandiflora, Phaca alpina, Potentilla frigida.
Unabhängig von den übereinstimmenden Naturbedingungen des orographischen Baues sind im Oberland verschiedene Regionen von floristisch verschiedener Wichtigkeit vertreten.
Von dem centralen Gebiet der Kander und der Simme kann man die Thalschaft Saanen absondern, wo westliche Einflüsse stattfinden, sowie die Thäler von Hasle und Gadmen, wo von Osten und Süden her Arten eingedrungen sind, die anderswo fehlen.
Endlich besitzen die nördlichen Vorketten des Stockhorns und des Faulhorns Elemente, die dem Hauptkamme fehlen.
Unter den westlichen Elementen der Saanenberge seien erwähnt: Pedicularis Barrelieri, Senecio aurantiacum, Saussurea depressa, Ranunculus parnassifolius, Papaver alpinum, Mulgedium Plumieri.
Im Hasle- und Gadmenthal finden wir: Eritrichium nanum, Saxifraga Seguieri, Bupleurum stellatum, Polygonum alpinum, Saxifraga Cotyledon, meridionale, selbst südalpine Arten, deren Vorkommen sich durch die wärmende Wirkung des Föhns erklärt.
Das centrale Gebiet weist Formen auf, die man durch die ganze Alpenkette hin wiederfindet. Es besitzt, wie Christ sich ausdrückt, eine neutrale Flora. Wir nennen nur Aquilegia alpina, Potentilla minima und grandiflora, Gaya simplex, Viola calcarata, Trifolium alpinum, Phaca australis etc. (vgl. zur Ergänzung Art. Alpen, Flora). Die Stockhornkette, wo bereits mehrere östliche Arten fehlen, beherbergt einige in der übrigen Schweiz sehr seltene arktisch-alpine Elemente Carex vaginata, Draba incana, Cochlearia officinalis, Pedicularis versicolor, etc., zu denen sich die spezifisch jurassiche Androsace lactea gesellt.
So arm die alpine Region des Oberlandes ist und so wenig sich hier der Einfluss der Nachbarschaft des Wallis fühlbar macht, so reich erscheint die Region der Seen und der Ausgänge des Kander- und des Simmenthales, dank dem Einfluss des Föhns. Hier wird noch an den Ufern des Thunersees die Rebe kultiviert, hier trifft man selbst einige Edelkastanien und Lorbeersträucher. Von meridionalem Charakter finden wir am Gestade der beiden Seen: Helianthemum Fumana, Rhamnus alpina, Coronilla Emerus, Vicia Gerardi, Bupleurum falcatum, Cyclamen europaeum, Hemerocallis fulva etc. (vgl. Alpen, Flora).
Am Eingang des Kanderthals findet sich Thalictrum foetidum, von dem man nö. der schweizerischen Alpen nur noch 2 Standorte kennt und die in der Schweiz ebenfalls seltene Aethionema saxatilis.
In der Boltigerschlucht gedeiht und blüht der wilde Epheu (Hedera Helix) und Hieracium lanatum, Arten welche den wärmsten Regionen des Wallis und des Jura eigen sind. Ebendort finden sich: Atragene alpina, Aethi- ¶