mehr
von allem, auch dem fest ansitzenden Schmutze befreien und so bewirken, daß ein weit weißeres, schön in die Augen fallendes M. erhalten wird. In allen derartigen Mühlen geschieht die Beutelung mittels sog. Cylinder, langer schräg liegender Hohlwalzen aus Lattenwerk und mit Beutelgaze von verschiedner Maschenweite überzogen, sodaß bei einmaliger Durchpassierung des Mahlgutes gleich drei oder vier Feinheitssorten von M. erhalten werden und die Kleie zu unterst herausfällt.
Die Methoden des Mahlens sind verschieden. Nach dem amerikanischen Verfahren, das auch in England, Belgien und sonst für Proviantmehl geübt wird, passiert der Weizen nur einmal die Mühle und wird dabei gleich so vollständig gepulvert, daß er den Beutelcylindern übergeben werden kann. Das so erhaltene M. ist gelblich, wie Staub anzufühlen, und enthält die feinsten Partikel der Kleie mit. Um schöneres, reines M. zu erhalten, wie es für feines Gebäck erforderlich ist, muß man umständlicher zu Werke gehen und sich der sog. Griesmahlerei bedienen, der Methode, die jetzt gewöhnlich als die Wiener bezeichnet wird.
Hierbei wird beim ersten Durchgang der Weizen von den scharfen Steinen nur geschält, der Inhalt mehr oder weniger zerbrochen und das Produkt besteht aus Hülsen, Gries und etwas M., die sich leicht trennen lassen, worauf dann der Gries für sich weiter in M. verwandelt wird. Der Roggen ist wegen seiner fester ansitzenden Hülsen schwieriger als Weizen zu vermahlen und erfordert dem entsprechend eine etwas modifizierte Behandlung. Weizen- und Roggenmehl aber sind die beiden Sorten, welche als Großhandelsartikel allein in betracht kommen; nur in Nordamerika bildet auch Maismehl neben dem des Weizens einen bedeutenden Ausfuhrartikel. -
Das M. für weitergehenden Handel erhält seine Verpackung in Fässern, in die es entweder lose eingeworfen oder fest eingestampft wird. Die letztere Füllung paßt besser zum Versand in kältere, die erste in heißere Gegenden. Nordamerika versendet die größten Massen seines Weizenmehls aus Newyork, dann aus Neuorleans, Baltimore, Philadelphia, Boston, und hat seinen ständigen Absatz in Westindien, Brasilien etc. An die europäischen Hafenplätze kommt solches M. seltner, seit hier die Handelsmüllerei selbst in Schwung gekommen ist.
Deutschland hat in den meisten Jahren ansehnliche Ausfuhr von M., neuerdings ist jedoch die Ausfuhr von M. infolge der Zollverhältnisse stark zurückgegangen und die Handelsmühlen, welche für Export arbeiteten, sind dadurch sehr gefährdet. Rußland und Polen geben ebenfalls starke Posten an den Westen ab, ebenso Ungarn. Ein Hauptplatz für Mehlproduktion und Handel ist Wien; dort hat man den vorzüglichsten Weizen aus dem Banat zur Disposition und erzeugt daraus vorzüglich gute und beliebte Mehlsorten.
Die österreichische Mehlausfuhr geht hauptsächlich über Triest nach den Mittelmeerländern. In Norddeutschland will die Bezeichnung Wiener M. meistens nur sagen, daß die Ware nach Wiener Art gemahlen (Griesmüllerei) und sortiert ist. Verhandelt wird das M. in der Regel nach Gewicht, in Deutschland nach dem Zollzentner. Sorten sind von Weizen wie Roggenmehl gewöhnlich drei, die beste mit Null bezeichnet, als 0, 1, 2 für beide, oder für Roggen 0, 1, durchgemahlen, oder auch 0, 0 und 1, durchgemahlen. Die Sortimente der Wiener Kunstmühlen sind zahlreicher, aber nicht durchgängig gleich, z. B. Kaiserauszug, Prima M. 00, Prima 0, Sekunda 0, M. I, ditto II. - M. aus Getreide und Hülsenfrüchten Nr. 25 q 2. Kraft- und Stärkemehl Nr. 25 q 1.