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einer allmählichen Erweiterung der Wohnbezirke: die Wanderungen erstrecken sich nicht über weite Gebiete, noch erfolgen
sie in Scharen, sondern indem zahlreiche Individuen einzeln oder paarweise ihren bisherigen Wohnort verlassen und sich in
größerer oder geringerer Entfernung von diesem wieder niederlassen, wird der Verbreitungsbezirk einer Art immer mehr erweitert.
Solches allmähliche Vorschieben in neue Wohnorte läßt sich besonders gut verfolgen, wenn in einem
fremden Gebiet eingeführte Arten daselbst selbständig ihre Verbreitung ausdehnen. So hat sich der in den Oststaaten Nordamerikas
eingeführte Sperling bereits so vermehrt, daß er zur Landplage geworden ist, und hat nun auch den Mississippi, der eine Zeitlang
eine Barriere für seine Verbreitung zu bilden schien, überschritten und sich in Nebraska und Colorado
angesiedelt.
Bei seiner Wanderung westwärts scheint er den großen Eisenbahnen zu folgen. In ähnlicher Weise hat sich der nach Nordamerika
eingeschleppte europäische Kohlweißling (Pieris rapae L.) daselbst verbreitet; es lassen sich vier Orte seiner Einschleppung
nachweisen: Quebec (1860), New York (1868), Charleston (1873), Florida (1874). Die beiden erstgenannten Punkte
gewannen die Bedeutung von Hauptverbreitungszentren, und ihre Gebiete vereinten sich bald. Die Verbreitung erfolgte zuerst
hauptsächlich nach O. und SO., weniger rasch nach Wanderungen; sobald jedoch das Thal des Mississippi erreicht war, wurden in kurzer
Zeit alle Oststaaten überschwemmt.
Die rasche Erweiterung eines Verbreitungsbezirks durch fortgesetztes langsames Weiterwandern tritt dann besonders ein, wenn
hiermit eine Nahrungsänderung des betreffenden Tieres verbunden ist. So wanderte der Coloradokäfer rasch von seiner ursprünglichen
Heimat im Felsengebirge bis zur Küste des Atlantischen Ozeans, nachdem er seine bisherigen Futterpflanzen, wild wachsende Nachtschattengewächse,
verlassen und auf die Kartoffel übergegangen war. In ähnlicher Weise hat sich ein im S. der Vereinigten Staaten
von Nordamerika häufiger Schmetterling, Papilio cresphantes, weiter nach N. verbreitet, indem er die Orangen- und Zitronenbäume
des Südens mit Rutaceen vertauschte.
für Wegübergänge. Unbewachte Wegübergänge über Eisenbahnen können dadurch
geschützt werden, daß man bei ihnen Läutwerke anbringt, welche durch die vorüberfahrenden Züge ausgelöst werden und dann
einige Minuten lang läuten, um etwanige Passanten zu warnen. Die Auslösung erfolgt mittels elektrischer Kontakte, welche neben
den Schienen in gehöriger Entfernung (1000-1500 m) vom Wegübergang zu beiden Seiten desselben angebracht sind und
durch die darüber hinweggehenden Räder des Eisenbahnzugs in Thätigkeit versetzt werden.
Bei zweigeleisigen Bahnen würde für jede der beiden Fahrtrichtungen das rechte Geleise auf der Seite vor dem übergang mit
dem Kontakt zu versehen sein. Bei eingeleisigen Bahnen müßte an dem einen Geleise auf jeder Seite des Überganges je ein
Kontakt aufgestellt sein. Diese werden aber von jedem Zuge ohne Rücksicht auf die Fahrtrichtung in Wirksamkeit kommen, so
daß der Zug
den elektrischen, zum Läutwerk führenden Strom einmal schließt, wenn er etwa 1200 m vor dem Übergang, und noch
ein zweites Mal, wenn er sich um ebensoviel hinter dem Übergang befindet.
Nur ersteres hat jedoch einen Zweck, letzteres wirkt vielmehr störend auf den Verkehr, indem die Passanten veranlaßt werden,
auf einen Zug
zu warten, der schon längst vorübergefahren ist.
Um dieses zu vermeiden, muß man die Kontakte so einrichten,
daß sie den Strom nur dann schließen, wenn der sie befahrende Zug
von ihnen auf den Übergang zu fährt.
H. Sesemann in Erfurt hat einen Kontakt für bestimmte Fahrtrichtung in folgender Weise eingerichtet: Auf einer Eisenplatte
neben der einen Schiene ist ein Kugellager angebracht, in welchem eine Welle so gelagert ist, daß sie beiderseits aus dem
Lager hervorsteht.
An der der Schiene zugewendeten Seite der Welle ist neben der Schiene ein kleines Stahlrädchen drehbar
aufgesteckt, auf dem andern Ende der Welle sitzt eine ebenfalls drehbare Rolle, die sich im Ruhestand an der tiefsten Stelle
eines zweiseitig ansteigenden Ausschnitts einer senkrechten Platte befindet, jedoch, wenn die Räder des Zuges auf das neben
den Schienen befindliche Rädchen wirken, je nach der Fahrtrichtung links oder rechts in dem Ausschnitt emporgeht. An derjenigen
Seite des Ausschnitts, nach welcher die Rolle emporsteigt, wenn der Zug
in der Richtung auf den Übergang zu über das Rädchen
hin fährt, ist eine Kontaktfeder angebracht, welche dabei durch die emporgehende Rolle gegen eine feststehende
Kontaktplatte gedrückt wird und so den Strom schließt.
Fährt der Zug
in entgegengesetzter Richtung über denselben Kontakt, also von dem Übergang kommend, so geht die Rolle nach der
andern Seite des Ausschnitts empor, ohne auf eine Kontaktfeder zu treffen. Der Kontakt, welcher an der andern Seite
des Ausganges liegt, muß natürlich die Kontaktfeder auf der entgegengesetzten Seite des Ausschnitts haben. Liegen zwei Wegübergänge
in passender Entfernung, so wird zweckmäßig zwischen diesen ein einziger Kontakt angebracht, bei welchem zu jeder Seite des
Ausschnitts ein Kontakt liegt, deren einer den Strom nach dem Läutwerk des einen Wegüberganges hinschließt,
wenn der Zug
auf diesen zu fährt, während der andre mit dem Läutwerk des andern Überganges in Verbindung steht.
Siemens u. Halske in Berlin geben den Übergangssignalen bei eingeleisigen Bahnen folgende Einrichtung: Das Läutwerk gibt nach
jeder Auslösung zwei Schläge. Das ganze Signal besteht jedoch aus einer ganzen Reihe solcher Doppel schläge,
die sich etwa 2 Minuten lang alle 6-7 Sekunden wiederholen. Die erste Auslösung zu dem ersten Doppelschlag erfolgt durch den
heranfahrenden Zug
mittels eines durch die Schienendurchbiegung herbeigeführten Kontakts. Dabei zieht das Läutwerk ein Nebenwerk
auf, dessen Ablaufen durch ein Pendelwerk verlangsamt wird.
Alle andern Auslösungen erfolgen durch das Nebenwerk. Nachdem dies die 2 Minuten lang alle 6-7 Sekunden
geschehen und somit das Signal beendet ist, läuft das Nebenwerk noch ohne Auslösung des Läutwerkes 6-8 Minuten weiter, ehe
es ganz abgelaufen ist. Solange aber das Nebenwerk läuft, hält dieses die elektrische Leitung unterbrochen, und deshalb
kann auch ein langsam fahrender Zug
beim Hinwegfahren über den in der Fahrtrichtung hinter dem Wegübergang
liegenden zweiten Schienenkontakt hinweg kommen, ohne das Läutwerk noch ein zweites Mal auszulösen.