mehr
Die Finanzlage Sachsens war fortwährend eine sehr günstige; der Überschuß der Einnahmen über die Ausgaben betrug 1882/83: 16,9 Mill. Mk., 1884/85: 8,6 Mill. Mk., 1886/87: 6,1 Mill. Mk., der Staatshaushalt für die Finanzperiode 1890/91 bezifferte sich in Einnahme u. ordentlichen Ausgaben auf 92,620,414 Mk. (davon Einnahmen von Nutzungen des Staatsvermögens und der Staatsanstalten 45,342,954 Mk., Steuern und Abgaben 47,277,460 Mk.). Die außerordentlichen Ausgaben im Betrag von 22,556,150 Mk. finden Deckung in dem Ertragsüberschuß bei dem Staatshaushalt der Finanzperiode 1886/87 und verfügbaren Beständen mit 16,452,942 Mk. Im J. 1888 betrug die Erbschaftssteuer nach dem Gesetz vom 1,013,735 Mk., die Grundsteuereinheiten 1,537,840 Mk. (Zunahme gegen das Vorjahr von 2,07 Proz.), die Einkommensteuer 17,562,755 Mk. (gegen 1887 mehr 2,96 Proz.);
an indirekten Steuern wurden 1889 vereinnahmt 59,505,379 Mk. (gegen 1888 mehr 8,202,208 Mk.).
Ergebnisse der Einschätzungen zur Einkommensteuer:
1889 | 1888 | ||||
---|---|---|---|---|---|
Aus | Grundbesitz | 255.1 | Mill. Mark | 247.4 | Mill Mark |
" | Renten | 177.6 | " | 167.8 | " |
" | Gehalt u. Löhnen | 618.6 | " | 585.8 | " |
" | Handel u. Gewerbe | 467.5 | " | 443.8 | " |
Zusammen: | 1518.8 | Mill. Mark | 1442.9 | Mill. Mark | |
Steuerertrag | 19.2 | " | 17.9 | " |
Die Staatsschulden Sachsens beliefen sich Anfang 1890 insgesamt auf 647,88 Mill. Mk.; ihnen steht aber ein immobiles Vermögen gegenüber von 862,37 Mill., einschließlich des Wertes der fiskalischen Gebäude von 127,38 Mill. Mk., aber ausschließlich des Mobiliars und Inventars im Werte von 108¾ Mill. Zur Verzinsung der Staatsschuld bedarf es 21,76 Mill., während allein der Ertrag der Staatseisenbahnen für 1890/91 mit 30,47 Mill. in den Voranschlag eingesetzt ist. Für die Staatsschuldentilgung sind für 1890 und 1891 je 9,47 Mill. Mk. vorgesehen.
Rechtspflege. S. hat 1 Oberlandesgericht zu Dresden, [* 1] 7 Landgerichte (zu Dresden, Leipzig, [* 2] Bautzen, [* 3] Chemnitz, [* 4] Zwickau, [* 5] Freiberg [* 6] und Plauen) [* 7] mit 103 Amtsgerichten. An Stelle der früher dem fürstlichen und gräflichen Hause Schönburg zustehenden Privatgerichtsbarkeit ist nach der neuen Gerichtsorganisation 1878 die Staatsgerichtsbarkeit getreten.
Geschichte. S. beging 1889 unter lebhafter Beteiligung der Bevölkerung [* 8] das 800jährige Regierungsjubiläum des Hauses Wettin, insbesondere in Dresden 18. Juni mit Enthüllung des Denkmals für König Johann, am 19. mit einem glänzenden Huldigungszug vor der königlichen Familie und den zum Feste erschienenen ernestinischen Fürsten. Infolge der günstigen wirtschaftlichen Lage des Landes gestalteten sich die Finanzen des Staates so vorteilhaft, daß dem Landtag eine erhebliche Verbesserung der Gehälter der Beamten und Lehrer sowie eine Ermäßigung des Schulgeldes vorgeschlagen werden konnte. Im Bestand des Staatsministeriums fanden mehrfache Veränderungen statt. Der Finanzminister v. Könneritz starb im Januar 1890, an seine Stelle trat der Geheimrat von Thümmel. Nach dem Tode des Justizministers v. Abeken wurde der Geheimrat Schurig (s. d.) zum Justizminister ernannt.
Als im Januar 1891 der Minister des Innern v. Nostiz-Wallwitz seine Entlassung nahm, wurde er durch den Staatsminister v. Metzsch ersetzt, der auch die Leitung des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten nach dem Tode des Ministerpräsidenten Grafen von Fabrice erhielt. Den Vorsitz im Gesamtministerium u. die Funktionen eines Ordenskanzlers wurden nach des letztern Tode dem Kultusminister v. Gerber übertragen, der General v. d. Planitz (s. d.) zum Kriegsminister ernannt.
Zur Litteratur: Gebauer, Die Volkswirtschaft im Königreich S. (Dresd. 1889 ff.);
Löbe, Der Staatshaushalt des Königreichs S. (Leipz. 1889);
Kämmel, Ein Gang [* 9] durch die Geschichte des Königreichs S. (Dresd. 1889);
Ulbricht, Geschichte der königlich sächsischen Staatseisenbahnen (das. 1889);
Richter, Litteratur der Landes- und Volkskunde des Königreichs S. (das. 1889);
Böhmert, Das königliche sächsische Statistische Büreau 1875-90, Verwaltungsbericht (1891).