Die
Geologie
[* 4] des Peloponnes hat in den
Jahren 1887-89 A.Philippson mit Unterstützung der
Berliner
[* 5] Karl-Ritter-Stiftung untersucht und darüber einige vorläufige
Berichte veröffentlicht, denen eine geologische
Karte der ganzen
Halbinsel in 1:300,000 folgen soll. Danach ist der Peloponnes, von wenigen kleinen
Ebenen abgesehen, ganz von
Gebirgen der verschiedensten
Höhe und Streichrichtung erfüllt; tief eingeschnittene
Thäler und Mangel an
Straßen erschweren den
Verkehr.
Industrie ist kaum vorhanden und wird sich auch voraussichtlich nie entwickeln,
Handel und
Schiffahrt sind unbedeutend, ausgenommen
in
Patras, das
Korinthen aus- und
Getreide
[* 6] einführt.
Ackerbau und
Viehzucht
[* 7] allein ernähren die
Bevölkerung.
[* 8] Das wichtigste
Erzeugnis ist die
Korinthe, welche besonders auf der
Nord- und Westküste bis 350 mHöhe gedeiht; außerhalb
Griechenlands wird sie nirgends in größerer
Menge angebaut, und innerhalb
Griechenlands produziert der Peloponnes mehr als vier Fünftel
des gesamten
Ertrags (Ausfuhr 1887 für 54½ Mill.
Frank). Da ihr Anbau sehr lohnend ist und wenig Zeit erfordert, so steht
die
Bevölkerung in den
Korinthen bauenden Gebieten auf einer höhern geistigen und materiellen
Stufe.
Viel weiter verbreitet ist der Anbau des
Ölbaums, der bis 400 m Meereshöhe steigt; vorzugsweise findet er sich im
Osten.
Höher hinauf herrscht in
Gemeinschaft mit
Schaf- und Ziegenzucht Getreidebau vor, daneben der Anbau von
Wein und europäischen
Fruchtbäumen
(Mais und
Wein bis 1100,Getreide bis 1250 m); dann folgt das Gebiet der ausschließlichen,
nomadisierenden
Viehzucht. Nirgends gibt es große Ackerflächen, sondern stets nur kleine
Oasen; daher sind große Ortschaften
selten, ebenso wie einzelne
Gehöfte.
Dagegen finden sich viele kleine
Dörfer, aus
Steinhäusern bestehend und stets an das Vorkommen einer der seltenen
Quellen
gebunden; sie liegen meist auf
halber
Höhe der Thalabhänge. Jeder
Demos
(Gau,
Gemeinde), oft aus 20-30
solcher kleiner
Dörfer bestehend, bildet eine kleine
Republik für sich mit gemeinsamem, selbst gewähltem Oberhaupt (Demarchos),
welcher der
Regierung ziemlich selbständig gegenübersteht. Eigentliche
Städte gibt es außer
Patras nicht.
Rege ist der Seeverkehr, welcher an der Ostküste durch eine
Reihe guter Häfen unterstützt wird, während
die viel produktivere
Süd- und Westküste fast nur offene
Reeden besitzt. Viel für die Erschließung des Peloponnes wird der in
Angriff
genommene Weiterbau der
EisenbahnAthen-Nauplia über
Tripolitsa, den bedeutendsten
Ort des Innern, nach
Kalamata leisten. Einstweilen
sind
Pferde,
[* 9]
Maultiere und
Esel die landesüblichen Transportmittel. Frachtwagen finden sich nur auf der
Strecke Myli-Tripolitsa. Ein größerer Warenaustausch ist daher unmöglich,
Geld ist selten, und vielfach herrscht noch der
ursprünglichste
Tauschhandel.
Ethnographie.
[* 10] Genauere Angaben über die Verteilung der albanesischen und griechischen
Sprache
[* 11] im P. machte A.
Philippson in
»Petermanns Mitteilungen«, 1890 (mitKarte). Er gibt für den Peloponnes mit den
InselnPoros,
Hydra und Spetsa 90,253
Albanesen (12,3 Proz.) und 639,677 Griechen (87,7
Proz.) an. Von den
Albanesen entfallen die meisten auf den Nordosten, den
NomosArgolis und
Korinth,
[* 12] wo sie in zwei kompakten
Massen sitzen und 68,280
Seelen zählen, während die Griechen mit 54,542 in der Minderheit sind. In
Achaia
und
Elis gibt es nur 4493
Albanesen (2,5 Proz.) in drei einzelnen
Enklaven; in
Arkadien nur 922 (0,6 Proz.) im
Dorfe Dara.
Dagegen machen sie in
Lakonien, wo sie zwischen dem untern
Eurotas und dem Ägeischen
Meer sitzen, mit 8588
Seelen 7,6
Proz. der Gesamtbevölkerung aus, in
Messenien mit 7970
Seelen 5 Proz. Im letztern
Nomos liegen ihre geschlossenen Sitze südlich
von
Andritsena und nordöstlich von Kyparissia. In allen diesen Gegenden ist das
Albanesische die ausschließliche
Sprache in der
Familie und im
Umgang, wenn auch alle
Männer daneben griechisch sprechen undGriechisch die offizielle
Sprache
ist. Demnach ist das
Albanesische keineswegs, wie behauptet worden ist, im Aussterben begriffen, und ebensowenig hat das
Griechische
in der letzten Zeit in der Verdrängung des
Albanesischen Fortschritte gemacht, wenn auch seine Kenntnis unter den
Albanesen
zugenommen hat. Vor einer
Generationgab es allerdings etwa 2500 albanesischRedende mehr, und im Anfang
des 15. Jahrh. beherrschte es mit 200,000
Seelen mindestens die Hälfte der damaligen
Bevölkerung.
Unter den Griechen, welche sieben Achtel der
Bevölkerung des Peloponnes ausmachen, sind zwei kleine
Stämme dialektisch und ethnographisch
auszuscheiden: die Tzakonen, 8705
Seelen in 7 Dörfern und 7
Weilern nordöstlich von
Sparti, welche wahrscheinlich
den altgriechischen
Dialekt der Kynuria bewahrt haben, und die
Mandaten in der
LandschaftMaina auf der mittelsten der drei südlichen
Halbinseln, welche einen neugriechischen
Dialekt sprechen und sich namentlich durch ihre
Sitten von den übrigen Griechen unterscheiden.
Sie zählen mindestens 46,000
Seelen.
Ferner finden sich im P. etwa 300 nomadisierende Rumelioten aus Mittelgriechenland,
etwa 850 Kretenser bei
Nauplia und in
Messenien, einige hellenisierte
Mulatten und einige hundert ebenfalls hellenisierte
Zigeuner.
Wlachen sind nicht mehr vorhanden.