1) Wilhelm, Edler von, österreich. Militärhistoriker, geb. zu
Mantua, trat in die österreichische Armee, machte die Kriege 1859 in Italien, 1864 in Schleswig-Holstein (im Generalstab) und 1866 in
Böhmen mit, ward dann als Offizial im k. k. Kriegsarchiv angestellt und 1883 als Hauptmann pensioniert. Er schrieb: »Laudon,
der Soldatenvater« (Wien 1863);
»Österreich in statistischer Beziehung«;
»Wallenstein« (das. 1867);
»Das Leben des Feldmarschalls
Gideon Ernst v. Laudon« (das. 1869);
»Lazarus Freiherr von Schwendi, oberster Feldhauptmann und Rat Kaiser Maximilians II.« (das.
1871);
»Rudolf von Habsburg und die Schlacht bei Dürnkrut am Marchfeld« (das. 1878);
»Fabel und Geschichte, eine
Sammlung historischer Irrtümer und Fälschungen« (das. 1880);
»Laudon im Gedicht und Liede seiner Zeitgenossen« (das. 1881).
2) Paul von, Klavierspieler, geb. zu Totis in Ungarn, wo sein Vater fürstlich Esterházyscher Güterdirektor war,
besuchte das Wiener Konservatorium (Schüler von Hans Schmitt, Jos. Kremer und Anton Bruckner) und studierte
1881-82 Mathematik in Berlin, wo H. Ehrlich ihn gleichzeitig im Klavierspiel weiterbildete. J. ist schnell bekannt geworden
durch seine 1882 erfundene »Terrassenklaviatur« des Pianofortes, eine geistreiche Fortbildung der Vincentschen Idee der chromatischen
Klaviatur.
Die Janko-Klaviatur ordnet die zwölf Tasten einer Oktave in stetem Wechsel als Ober- und Untertasten (wie Vincents
chromatische Klaviatur), gibt aber jeder Taste drei Angriffsstellen, stellt sich also äußerlich als eine Terrasse von sechs
Tastenreihen dar. Die Vorzüge der Janko-Klaviatur sind: geringere Spannweite der Oktave (5/7), daher Ermöglichung sehr weiter
Akkordgriffe und allerlei neuer Figuren, und zweitens eine Fülle überraschender (chromatischer) Glissando-Effekte. (Vgl. Jankos
Schrift »Eine neue Klaviatur«, 1886.) Obgleich mehrere Instrumentenbauer Versuche mit dem Janko-Klavier
gewagt haben, auch namhafte Lehrer und Schüler (z. B. Hans Schmitt, der auch Schulwerke für die Janko-Klaviatur herausgab,
in Wien; K. Wendling in Leipzig) sich die neue Technik angeeignet haben, so ist doch eine Verdrängung der alten Klaviatur durch
die neue nicht wahrscheinlich, da der Bau jener nicht nur dem Aufbau unsers Tonsystems, sondern auch dem
Bau unsrer Hand besser entspricht. J. gibt seit 1889 »Mitteilungen über die Janko-Klaviatur«
heraus.
Albert, Schriftsteller, geb. zu Kassel, studierte Philosophie und Geschichte zu Berlin, wirkte 1859-63
als Lehrer an den Gymnasien in Landsberg a. d. Warthe und Potsdam und am Saldernschen Realgymnasium in Brandenburg,
leitete 1864-67 als Studiendirektor die Erziehung und Bildung der russischen Großfürstin Olga Constantinowna, der gegenwärtigen
Königin von Griechenland, in Petersburg, ward dann Professor der Geschichte an der königl. Kriegsakademie in Berlin und lebt
seit 1888 aus Gesundheitsrücksichten in Gries bei Bozen. Er schrieb: »De Jul. Pflugio ejusque sociis« (Berl.
1858);
»Julius Pflug« (Halle 1863);
»Die Idee des Fortschritts in der Universalgeschichte« (Brandenb. 1864);
»Nationalität und
Freiheit« (gegen Bischof Ketteler von Mainz, Berl. 1867);
die kunsthistorische Monographie »Giovanni Antonio Bazzi, genannt il Soddoma«
(Stuttg. 1870);
»Jean Jacques Rousseau. Fragments inédits, recherches biographiques, etc.« (Par.
1882);
[* ] Geschichte. Im Mai 1890 schieden der Minister für Ackerbau und Handel, Graf Inouye Kaora, und der Minister des
Unterrichts, Vikomte Enomoto Takeaki, aus dem Ministerium aus. Der bisherige Minister der Marine, Graf Saigo
Tsukumichi, übernahm das Ministerium des Innern an Stelle des Ministerpräsidenten Grafen Yamagata Aritomo, der bisherige Vizeminister
des Innern, Yoshikawa Akimasa, wurde Unterrichtsminister, Mutsu Minister für Ackerbau und Handel und der bisherige Vizeminister
der Marine, Kabayama Sukenori, Marineminister.
Die Wahlen für das Abgeordnetenhaus des Reichstags, von welchen infolge des hohen Zensus allerdings die
untern Klassen ganz und auch ein Teil der Mittelklassen ausgeschlossen waren, sanden statt und vollzogen sich ohne
erhebliche Störungen. Darauf wurde auch das Herrenhaus gebildet und Graf Ito zum Präsidenten desselben ernannt. Der
Kaiser eröffnete selbst 29. Nov. das erste japanische Parlament mit einer kurzen Thronrede, in der es hieß: »Ernstlich flehen
wir, daß wir mit Ihrer Mitwirkung die Vergangenheit einheitlich vollenden, die Zukunft hell und licht gestalten, die trefflichen
Früchte, welche die Verfassung zeitigen wird, treu bewahren und somit fortfahren mögen, den Ruhm unsers
Reiches zu wahren und zu Haus und in der fremde den bewunderungswürdigen und loyalen Charakter unsers Volkes zu bethätigen.«
Der vom Abgeordnetenhaus gewählte Präsident Nakashima, ein Christ, wurde vom Kaiser bestätigt. Beide Häuser beantworteten
die kaiserliche Thronrede mit Ergebenheitsadressen. Nicht lange nachher brannte das provisorische Gebäude des Parlaments
ab. - Zur Litteratur: Whitney, Concise dictionary of the principal roads, chief towns and villages of J. (Lond. 1889);
v. Matsudaira,
Die völkerrechtlichen Verträge des Kaisertums J. (Stuttg. 1890);
Kleist, Bilder aus J. (Leipz. 1890);
Kassáka, Das japanische
Geldwesen (Berl. 1890);
Exner, Japan. Skizzen von Land und Leuten, mit besonderer Berücksichtigung kommerzieller
Verhältnisse (Leipz. 1891).
Malerei. Der Liebhaberei für japanische Kunstgegenstände ist die kunstgeschichtliche Forschung gefolgt.
Sie ist auf diesem Gebiet, auf dem man noch vor wenigen Jahren nicht über Vermutungen hinaus gekommen war, von dem glücklichsten
Erfolg begleitet gewesen. Durch die Arbeiten vonL. Gonse, W. Anderson, H. Gierke und Fenollosa ist es ermöglicht
worden, eine Übersicht zu gewinnen sowohl über die geschichtliche Entwickelung der Malerei in Japan als über die charakteristischen
Eigenschaften der einzelnen Malerschulen und der hervorragendsten Meister.
Sehr vorteilhaft war es, daß zwei wohlgeordnete Sammlungen japanischer Malereien nach Europa gelangt sind. Die umfangreichere
von William Anderson ist im Britischen Museum ausgestellt, die zweite von Gierke in den Besitz des königl.
Museums für Völkerkunde zu Berlin gelangt. Mit dem Maßstab, den wir an die europäische Malerei anzulegen berechtigt sind,
kann die j. M. nicht gemessen werden; denn sie ist in ihren Zielen wie in ihren Mitteln von jener durchaus
verschieden. Die Raum- und Luftperspektive sind dem japanischen Maler fast ganz unbekannt. Erst im 19. Jahrh. haben einige Künstler
davon Gebrauch zu machen gesucht. Ferner fehlt das Verständnis für die Erscheinungen des Helldunkels. Das natürliche Spiel
der Lichter und Schatten kann der Japaner nicht wiedergeben, er kennt keine Glanzlichter und Reflexe, sondern
er sucht durch konventionelle Schatten und Hilfsmittel den