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gelegt, um die Lage, die sie in der Kapsel einnehmen, festzustellen. Er fand sie mit zwei Knickstellen zusammengebogen, so daß der breite Schwanz den Kopf von obenher wie ein Schleier umhüllt, während die ganz dicht an den Deckel und seine Öffnung lagernde Schnauze unten hervorschaut. Da Wiedersheim den Schwanz sehr blutgefäßreich und gerötet fand, glaubte er ihn an der Atmung während das ^[richtig: des] Sommerschlafs beteiligt, was indessen nach Stuhlmann nicht der Fall sein soll.
Bei Berührungen stießen die Tiere in der Kapsel wie im Freien einen schmatzenden oder schnalzenden Laut aus und machten, wenn die Kokons behufs der Konservierung in Chromessigsäure gelegt wurden, sofort ebenso energische Abwehrbewegungen wie wache und frei lebende Tiere. Von besonderm Interesse ist, daß Stuhlmann das Ruhestadium jederzeit künstlich herbeiführen konnte, wenn er ein solches Tier von mit Wasser zu einem dicken Brei angerührter Erde umhüllt in eine Holzkiste brachte, aus der das Wasser langsam fortsickern und verdunsten konnte. Allerdings gingen dabei ca. 75 Proz. der Versuchstiere ein, aber eine Reihe so eingeschläferter Tiere blieb in Kilimane fast einen Monat lang am Leben und konnte in diesem Zustand bis nach Sansibar [* 1] gebracht werden.
Diese Tiere unterscheiden sich von den eigentlichen Fischen durch das Vorhandensein von Lungen und Nasenlöchern und bilden mit den Gattungen Ceratodus und Lepidosiren eine Übergangsgruppe zwischen Knorpelfischen (Ganoiden) und Amphibien, weshalb schon ältere Zoologen, wie Natterer, Bischoff, Milne Edwards, Karl Vogt u. a., vorgeschlagen hatten, sie als Doppelatmer oder Dipneusten gänzlich von den Fischen zu trennen und zur besondern Ordnung zu erheben.
Ihre Seitenflossen haben außerdem einen ganz andern Bau wie echte Fischflossen, und Gegenbaur sieht in der Flosse von Ceratodus die Grundform, aus der sich sowohl die gewöhnliche Flosse als der Fuß der höhern Wirbeltiere herleiten läßt. Allein andre Zoologen, wie Owen, Joh. Müller, Agassiz und Günther, wollten nichts von der Trennung des bis zur Steinkohlenzeit zurückverfolgbaren Tierstammes von den Schmelzfischen hören, weshalb sie in vielen Handbüchern noch immer bei den Fischen stehen.
Schneider fügte dann 1887 die Entdeckung hinzu, daß die Hinterflosse bei Ceratodus gegen die Vorderflosse gerade so wie bei allen höhern Wirbeltieren in einem Winkel [* 2] von 90° gedreht steht, weshalb er diese Flossen als echte Hände und Füße betrachtet wissen will und darin einen neuen Anlaß findet, die Einreihung der Molch- oder Lungenfische unter die Amphibien zu fordern. Jedenfalls wird es somit das Richtige sein, die Lungenfische, wie Häckel und Gegenbaur längst gethan, von den Fischen zu trennen und eine besondere Klasse aufzustellen.
[* 3] ^[Abb.: Der afrikanische Molchfisch (Protopterus annectens), frei schwimmend und eingekapselt. a die geöffnete Kapsel.]